Nutella!
Hallo, unser Sohn (12 Wochen alt) hatte leider einen sehr holprigen Start. - Kurz nach der Entlassung nach der Geburt (5. Lebenstag): Schwere Sepsis und zehntägiger Krankenhausaufenthalt mit 3 verschiedenen Antibiotikatherapien - 6 Wochen alt: dreitägiger Krankenhausaufenthalt mit Verdacht auf RSV und Fieber. Es war am Ende eine Parainfluenza - 11 Wochen alt: eine Woche Krankenhausaufenthalt mit RSV (Trinkverweigerung, Infusionen, Sauerstoff, Fieber, leichte Lungenentzündung und Gewichtsverlust) Unser Sohn konnte demnach bislang noch nicht wirklich „ankommen“. Gerade der letzte Krankenhausaufenthalt hat sein Stillverhalten sehr verändert. Vor dem RS Virus hatte er Stillabstände von 3-4 Stunden. Während seiner RSV Erkrankung hat er kaum bis gar nicht getrunken. Ich hab versucht ihn immer wieder anzulegen. Dies gelang meist gar nicht oder er hat nur 1-2x an der Brust gesogen bis er lauthals geschrien hat. Am Ende habe ich abgepumpt, wenn ich es gar nicht mehr aushalten konnte. Jetzt, nachdem er sich recht gut erholt hat, trinkt er alle 1-2 Stunden. Auch nachts. Ich habe das Gefühl, dass die Brust auch gar nicht so viel hergibt, wie er gerne hätte. Daher der ständige Bedarf? Ist es ein normales Trinkverhalten, um Angebot und Nachfrage wieder einzupendeln? Oder gewöhnt er sich gerade eine unangenehme Trinkweise an. Es ist sehr kräftezehrend. Vor allem nachts. Und ich habe ständig das Gefühl, dass er nicht satt ist. Er weint oft noch nach der zweiten Brustseite, als hätte er nicht genug bekommen. Vielleicht können Sie mir Tipps geben. Ist es normal, pendelt sich alles wieder ein? Muss ich mit Pre-Milch zufüttern? Vielen Dank im Voraus. Liebe Grüße
Liebe Nutella!, das „Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“ angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster Feeding“. So kleine Babys wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken (oder auch nur nuckeln) wollen. Das Marathonstillen kann für dich sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiteneinzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Gönne dir und deinem Baby diese innige Zeit ruhig, damit ihr endlich gut ankommen könnt und euch ohne Sorgen kennenlernen könnt. Alles alles Gute für euch! Biggi
Nutella!
Vielen, vielen Dank für die schnelle, ausführliche und nette Antwort. Liebe Grüße
Danke für die liebe Rückmeldung :-)! Freut mich! Biggi
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