Mitglied inaktiv
liebe Biggi, ich habe eine Frage, bzw. ich bin verwirrt, ich habe ein wenig bei Dr. Busse im Forum gestöbert und ihm auf die Antwort an eine Mutter hin eine Rückfrage gestellt, ich habe folgendes geschrieben: Lieber Dr. Busse, Ich habe weiter unten folgende Antwort von Ihnen gelesen: "Auch sonst ist stündliches Stillen ja nicht sehr sinnvoll und die Pausen sollten mindestens 2 Stunden betragen." Mich würde interessieren, warum ein Stillen jede Stunde nihct sinnvoll ist? Und warum sollte ein Mindestabstand von 2 Stunden eingehalten werden? Es gibt ja nun auch völlig andere Stimmen, die auch ein Stillen unter 1 Stunde für völlig ungefährlich halten. Marie Seine Antwort darauf war: Liebe Marie, zum einen: das Leben eines Babys sollte ja nicht nur aus Nahrungsaufnahme bestehen sondern auch Zeit und Raum lassen für anderweitigen Kontakt zu Mutter und Vater und dafür, die Welt zu entdecken. ZUm zweiten führt ein ständig "prall gefüllter" Verdauungstrakt dazu, dass die Kinder Blähungen bekommen und oft viel Spuckeln. Die notwendige Nahrungsmenge von ca. 1/6 seines Körpergewichts kann ein Baby in 5 bis 8 Stillmahlzeiten von maximal 1/2 Stunde leicht zu sich nehmen. Alles Gute! Was ist denn nun richtig? Mindestabstand halten, oder nicht? Marie
Mitglied inaktiv
hallo marie, mein sohn ist nun 4 1/2 monate und ich stille ihn immer nach bedarf. ich habe nie auf die uhr geschaut und abstände eingehalten. mein sohn hatte kaum blähungen und er spuckt auch so gut wie nie. er macht auch ganz selten bäuerchen, sodass ich ihn jetzt gar nicht mehr hochnehme wenn er eingeschlafen ist. es gibt phasen, da trinkt er fast jede stunde und dann gibt es phasen, wo er locker 3 stunden nix will. ich glaube, die orientierung am kind ist am besten. lg birgit
Mitglied inaktiv
Liebe Marie, es ist nicht meine persönlich Meinung, dass die "Frische Milch auf halb verdaute Milch Theorie" nicht haltbar ist. Es ist vielmehr so, dass es noch nie einen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt und alle Stillexperten (nicht nur LLL) sich für das Stillen nach Bedarf ohne Blick auf die Uhr aussprechen. Eine Kollegin von mir hat gerade einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht, den ich dir hier anhänge. Ich denke in diesem Artikel findest Du die Antwort auf deine Frage. LLLiebe Grüße Biggi Woher kommt der Mythos vom "Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC "Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." "Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" "Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten "damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die "Frische Milch auf halbverdaute Milch Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 - 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung "Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch "Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde - wie so oft - einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.