Minska
Liebe Biggi, nachdem Sie mir bei meinem letzten Still"problem" sehr gut weiter geholfen habe, möchte ich mich auch jetzt an Sie wenden: Kasimir (morgen 3 Monate) gedeiht prächtig, wiegt einiges über 7kg. Ich stille ihn voll und nach seinem Bedarf. Seit ein paar Tagen habe ich beobachtet, dass sich bei uns mehr und mehr einschleicht, dass er anstatt großer Mahlzeiten (also beide Brüste, dafür ein Abstand von bis zu 2-4 Stunden tagsüber und ca. 6 Stunden nachts) tagsüber immer mal wieder für 5 Minuten an einer Brust isst. Das hält natürlich nicht lange vor, und nach ca. 90 Minuten möchte er wieder einen Snack (und fordert den mit seinem Hungerweinen ein). Am Ende des Tages, so scheint es mir, ist er dann aber 'überfressen' und muss brechen, kommt nicht zur Ruhe. Seit neuestem trinkt er abends wie stets beide Brüste und braucht dann noch eine "dritte" Brust für ein paar Minuten zum Einschlafen. Soll ich weitermachen wie bisher, und ihn nach Bedarf jede Stunde kurz füttern, oder ihn sanft wieder an längere Abstände gewöhnen? Was kann die Ursache für dieses veränderte Essverhalten sein? Vielen Dank im Voraus für Ihre Hilfe!
Kristina Wrede
Liebe Minska, das Verhalten von Kasimir ist gar nicht ungewöhnlich, doch es gibt tatsächlich Kinder, denen die "absolute Freiheit" des Stillens nach ihrem Gusto nicht bekommt. Meines Wissens gibt es dazu keine wissenschaftlich begründeten Erkenntnisse, doch im Laufe meiner über 8 Jahre Stillgruppenerfahrung habe ich das bei einigen wenigen Babys beobachten können. Versuchen Sie nicht in erster Linie, die Stillabstände zu erhöhen, sondern die aufgenommene Milchmenge pro Stillmahlzeit. Das geht ganz gut z.B. durch Brustkompression (Beschreibung siehe unten). Dadurch sollten die Stillabstände automatisch wieder größer werden. Wichtig ist auch dass du dir bewusst machts, nicht jede Unruhe des Kindes ist ein Zeichen für Hunger. Oft brauchen sie "nur" unsere körperliche Nähe, und da wäre es dann hilfreich, wenn du dir ein Tragetuch oder eine GUTE Tragehilfe ausleihen könntest (z.B. bei der nächsten Stillgruppe), dir zeigen lässt, wie man die richtig verwendet, und dann deinen kleinen Mann in seinen unruhigen Zeiten viel trägst, statt ihn vielleicht immer wieder zwischendurch zu stillen. Im Übrigen: 90 Minuten sind nicht soooo kurz, wenn du bedenkst, dass Muttermilch in der Regel innerhalb vom 60 bis 90 Minuten verdaut ist, und es ja seinen Sinn hat, dass Babys häufige und eher kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen als ältere Menschenkinder... Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
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