Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stau im Milchkanal/-Drüse? Was tun?

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Frage: Stau im Milchkanal/-Drüse? Was tun?

Mädle

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Sehr geehrte Frau Welter, sehr geehrte Frau Heindl, Ich habe einen Sohn (3. Kind, knapp 10 Monate alt, bis auf 1 Mahlzeit noch voll gestillt). Seit nunmehr 3,5 Wochen habe ich eine schmerzende rechte Brustwarze (und zwar nur dort, keine sonstige Verhärtung o.ä.). Zunächst war es eher eine Reizung, so als hätte er nachts zu lange genuckelt. Meine erste Maßnahme waren Wolle-/Seideneinlagen, dann zusätzlich Brustwarzencreme, dann statt der Creme die Multi Mam Kompressen. Trotzdem wurde es immer schmerzhafter (auf Druck/Berührung, beim Saugen). Ich habe dann meine Hebamme kontaktiert, zumal ich dann irgendwann einen kleinen gelblich-weißen Punkt in der Mitte der Warze festgestellt habe. Sie meinte Kompressen weiterhin, rechts zuerst anlegen und am Abend mit steriler Nadel aufstechen. Das habe ich versucht, aber aufzustechen gab es da eigentlich nichts, alles war eher weich, flüssig. Immer noch mit Schmerzen bin ich nach dem WE zum Frauenarzt. Der fand das nicht weiter tragisch, nachdem ich nicht abstillen wolle, müsse ich da durch. Ich solle weiter die Kompressen benutzen und nach einer Woche wiederkommen, wenn sich nichts tue. Er hat einen Abstrich gemacht, aber nachdem noch kein Anruf kam, war da wohl nichts. Heute hatte ich die Kompressen vergessen und am Abend war statt des gelben Punktes so etwas wie eine Kruste auf einer ehemals blutenden Wunde. Die Schmerzen sind immer noch da und ich weiß nicht mehr, was zu tun das Richtige ist. Und was ist es denn nun? Verstopfte Milchdrüse, Wunde Brustwarze, möglicherweise ein Papillom oder sonst irgendetwas? Vielleicht haben Sie ja trotz Ferndiagnose die zündende Idee, denn ich möchte schon noch einige Monate stillen, aber gerne ohne Schmerzen! Zum Frauenarzt kann ich gerade nicht gehen wegen eines grippalen Infekts (ohne Fieber, nur erhöhte Temperatur ab und an!). Herzlichen Dank vorab!!!


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Mädle, ich denke eher an einen verstopften Milchgang. Ich zitiere dir dazu aus dem "Handbuch für die Stillberatung" der LLL: "Blut in der Milch, ohne dass die Brustwarze wund oder verletzt ist, kann verschiedene Ursachen haben. Ein Grund für Blut in der Milch schwangerer oder stillender Frauen wird auf eine »Gefaßüberfüllung« zurückgeführt, eine leichte innere Blutung, die durch das gleichzeitige Auftreten eines erhöhten Blutflusses in die Brust und der schnellen Entwicklung der Milch bildenden Drüsen entsteht. Dies wird sehr verbreitet bei Erstgebärenden beobachtet, tritt meist in beiden Brüsten auf (es kann in einigen Fällen zunächst nur in einer Brust auftreten) und verursacht wenig bis keine Unannehmlichkeiten (Lawrence, S. 526). Bei einer Untersuchung an 32 australischen Frauen, die von Blut in der Milch während der Schwangerschaft und Stillzeit berichteten, das durch keine andere Ursache erklärt werden konnte, sagten die meisten Frauen, dass die Blutbeimischung innerhalb von drei bis sieben Tagen nach dem Beginn der Laktation aufhörte (O’Callaghan, 1981). Weitere verbreitet auftretende Ursachen für Blut in der Milch sind Papillome innerhalb eines Milchgangs und Fibrome (Lawrence, S. 526). Ein Papillom innerhalb eines Milchganges ist ein gutartiger Tumor, der in einem Milchgang angesiedelt ist. Derartige Tumoren treten gewöhnlich nur in einer Brust auf, können nicht als Verhärtung ertastet werden und können von Schmerzen und gelegentlichem Unwohlsein begleitet werden. Das Bluten hört oft spontan ohne jegliche Behandlung auf (Riordan und Auerbach, S. 392). Eine weitere mögliche Ursache können geplatzte Kapillare in der Brust sein. Dies kann durch zu heftige Brustwarzenvorbereitung, rohe Behandlung der Brust oder unsachgemäßen Gebrauch einer Milchpumpe verursacht werden. Das Blut in der Milch schadet dem Baby nicht, und es kann weiterhin gestillt werden." Es gibt sogar einen lustigen Namen für dieses Syndrom: Das "Rostige Leitungen Syndrom" (im Original, auf Englisch, spricht man vom "rusty pipe syndrome"). Das aus geplatzten Kapillargefäßen in der Brust austretende Blut der Milch nimmt einen rostbraunen Anschein an, gerade so wie Wasser, das aus alten rostigen Wasserleitungen fließt. Es klingt für mich ganz so, als ob ein Milchausführungsgang verstopft ist. Es gibt zwei mögliche Ursachen für diese Art der Verstopfung: Entweder es kommt zu einem Milchstau weil sich ein Pfropf in der Öffnung eines Milchgangs bildet. Wenn der Pfropf aus der Brustwarze herauskommt, sieht er wie Kristall oder ein Sandkorn aus, manchmal auch wie ein dünnes Spaghetti. Abhilfe im akuten Fall schaffen sanfte Massage und die Anwendung von feuchter Wärme und anschließende Entleerung der Brust durch das Baby oder eventuell Abpumpen oder Handausstreichen. Es kann helfen, diese immer wiederkehrenden „Verstopfungen" zu vermeiden, wenn alle Fette, die die stillende Frau zu sich nimmt durch hochungesättigte Fette ersetzt werden und zusätzlich pro Tag ein Esslöffel Lecithin eingenommen wird. Auch die Einnahme von Vitamin C kann sich positiv auswirken. Außerdem solltest Du auf eine absolut korrekte Anlegetechnik achten und direkt bei den allerersten Anzeichen für einen Milchstau mit der Behandlung (feuchte Wärme vor dem Stillen, unterstützende Massage, RUHE usw.) beginnen. Die andere Möglichkeit ist ein sogenanntes „weißes Häutchen" oder „weißes Bläschen". Ein weißes oder klares Bläschen auf der Brustwarze kann durch einen verstopften Milchgang oder durch Haut, die einen Milchgang verschließt, verursacht werden. Weiße oder klare Bläschen auf der Brustwarze (auch Milchbläschen genannt), können durch einen Pfropfen entstehen, wenn zum Beispiel ein Körnchen oder eingedickte Milch den Milchfluss in der Nähe der Brustwarzenöffnung blockiert oder eine dünne Hautschicht die Öffnung eines Milchgangs von außen versperrt. Ob das weiße oder klare Bläschen durch einen Pfropfen im Milchgang oder durch ein die Öffnung blockierendes Häutchen verursacht wird, die Behandlung ist die gleiche. Du solltest warme Kompressen auflegen, um das Bläschen zu erweichen und dann sofort das Baby an die Brust anlegen. Dabei muss sorgfältig auf eine gute Stillhaltung und korrektes Ansaugen geachtet werden. Die Hitze führt dazu, dass sich der Milchgang leicht ausdehnt, so dass er für den Pfropfen durchgängig werden kann. Liegt die Ursache des Problems in einem Häutchen über dem Milchgang, wird dieses sich durch die Hitze ausdehnen und dünner werden. Sobald Wärme angewendet wurde, wird der Milchspendereflex zusammen mit der Saugtätigkeit des Babys in den meisten Fällen ausreichen, um das Bläschen zu öffnen. Danach können die für wunde Brustwarzen empfohlenen Maßnahmen dabei helfen, die Heilung zu beschleunigen. Wenn die oben beschriebene Behandlung keine schnelle Erleichterung bringt, reicht meist eine einmalige Öffnung des Bläschens mit einer Kanüle (bitte mit dem Arzt besprechen). Wichtig ist, dass beim Auftreten dieses Problems möglichst bald reagiert wird, um einen Milchstau und ev. daraus resultierende Probleme zu vermeiden. Zusätzlich sollte auf eine möglichst korrekte Stillhaltung und richtiges Anlegen geachtet werden. Gute Besserung und LLLiebe Grüße Biggi


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