Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Sohn trauert um Stillbeziehung

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Sohn trauert um Stillbeziehung

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Kristina! Bereits zwei Mal haben wir konferiert, weil mein mittlerweile fast dreijähriger Bub in der Nacht öfter Milch trinkt (an der Brust)als ein Säugling in 24h. Die letzten Wochen waren, gelinde gesagt, katastrophal, bis zu 20 Mal pro Nacht er er genuckelt (viel kommt ja irgendwann nicht mehr)und ist hysterisch geworden bis zum blau Anlaufen, wenn ich ihm die Brust verweigert habe. Nun habe ich, meiner Einstellung zum Trotz, dass Kinder sich dann ganz sanft und natürlich und harmonisch abstillen sollten, wenn es Zeit für sie ist, die Notbremse gezogen und meinen Mann zu Nachtschichten verpflichtet; abends darf er (also mein Sohn, nicht mein Mann) noch einmal trinken, dann penne ich im Büro. Es klappt eigentlich ganz gut, aber der kleine Kerl ist natürlich furchtbar wütend und vor allem entsetzlich traurig, und ich weiss nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. Ist es gut, wenn man sein Trauer thematisiert, also mit ihm bespricht, was das Abstillen für ihn bedeutet, oder ist es besser, ihn liebevoll abzulenken und das Reizthema "Milch" und "Busen" auszuklammern? Auch habe ich das Gefühl, dass ich mit meiner Angst, quasi der "Natur ins Handwerk gepfuscht" zu haben, dazu beitrage, dass sich seine Ablösung so schmerzvoll gestaltet - ein Teufelskreis. Es tut weh, seinem Kind weh zu tun, dennoch kann ich und will ich ihn ja nicht sein Leben lang davor bewahren, schmerzvolle Erfahrungen zu machen. Zur "Beruhigung" habe ich mich ein, zwei Foren weiter bei Dr. Posth mal umgetan, aber der ist der Meinung, dass man das Kind bis zu einem Jahr abgestillt haben sollte, weil es sonst für beide, Mutter und Kind, ganz furchtbar sei. Der Busen würde zum Übergangsobjekt, Fixation etc. JETZT fühle ich mich nicht mehr schlecht, weil ich meinen Sohn mit drei abstille, sondern weil ich es BISHER versäumt habe, es zu tun! Ist das krank!???? Liebe Grüsse von einer sehr verwirrten und hilflosen Svetlana


Beitrag melden

Liebe Svetlana, es ist überhaupt nicht "krank", sein Kind nicht bereits mit 1 Jahr abzustillen. Wäre es das, würden WHO und Unicef schlecht empfehlen, bis zum 2. Geburtstag und darüber hinaus, wenn Mutter und Kind es möchten, weiter zu stillen. Nur gibt es eben unterschiedliche Ansichten - auch unter Fachleuten. Frag mal einen Bindungspsychologen und du bekommst wieder eine andere Antwort. Darum ist es wirklich wichtig, was DU für Euch für richtig hältst. Und ich lese aus deinen Zeilen, dass du gern abstillen würdest, aber meinst, das das deinem Kind schaden könnte. Abstillen an sich schadet keinem Kind, doch es spürt ganz genau, wenn Mama gemischte Gefühle hat, oder vielleicht sogar Gewissensbisse. Diese Unsicherheit überträgt sich auf das Kind, es klammert umso mehr. Nicht, weil es brustfixiert wäre (das sind manche Erwachsene, aber keinesfalls ein kleines Kind!), sondern weil seine Instinkte ihm immer noch signalisieren, dass Mutters Brust = Sicherheit bedeutet. Er hat nicht viele Alternativen, und ganz klar fehlt ihm die intellektuelle Reife zu begreifen, was Abstillen bedeutet. Mach es deinem Sohn leichter und glaub daran, dass es ok ist, ein Kind abzustillen, wenn man nicht weiter stillen MAG. Ja, es ist wirklich ok! Es heißt ja nicht, man MUSS so oder so lange stillen, um eine gute Mutter zu sein. Sondern nur: Wenn Mutter und Kind es genießen, dann KÖNNEN sie weiter stillen ohne Angst davor, dass es einem von ihnen schaden könnte. Konkret: Entscheide, was du WILLST. Teile das mit, akzeptiere die Reaktionen deines Kindes als das, was sie sind: Ausdruck davon, dass er anderer Meinung ist, und halte an deiner Entscheidung fest in der Überzeugung, dass es ok ist. Allein die Veränderung der zu Grunde liegenden Einstellung bewirkt Wunder, glaub mir! Abstillen IST NICHT DRAMATISCH. Wir machen es nur dazu, wenn wir unsicher sind und uns vor den Gefühlsäußerungen unserer Kinder fürchten (vielleicht, weil mit unseren eigenen in diesem Alter lieblos umgegeangen wurde?). Sonst würde ich wirklich jeder Mutter empfehlen, so früh abzustillen, dass ihr Kind das noch nicht "mitbekommt" - was ich ja nicht tue... Lieben Gruß und nur Mut! Kristina


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Svetlana! Habe Deinen Beitrag bei Dr. Posth nicht gefunden ( war neugierig)- hast Du unter einem anderen Namen geschrieben? Ich habe allerdings einige andere Ansichten von ihm gelesen und mir fällt dazu nur ein: Nicht jeder der sich Kinder- und Jugendtherapeut nennen darf ist auch wirklich qualifiziert auf alle möglichen Erziehungsfragen zu antworten. Ich denke, er ist in vielen seinen Ansätzen sehr " deutsch". Das soll jetzt keine Beschipfung sein, sondern einfach nur die Feststellung, dass es verschiedene Auffassungen von Eltern- Kind Beziehungen gibt. Was ich sicher sagen kann: Vom Stillen hat er KEINE Ahnung. Lass Dich nicht verrückt machen, nehme die Trauer Deines Sohnes an, habe Verständnis dafür. Mensch, ich versuche gerade meiner Tochter den verfluchten Schnuller abzugewöhnen, so richtig schaffen wir das nicht, da für sie die Welt zusammenbricht. In unserer Gesellschaft wird der Schnuller als Übergangsobjekt akzeptiert- die Brust allerdings nicht. Ist sie auch nicht, denn sie ist keine Ersatz, sie ist das, was das Menschlein gerade will und braucht. Was gab es denn früher? Glaubst Du, dass sich die Mami im afrikanischen Busch Gedanken darüber macht, ob Ihr Busen nach einem Jahr zum Übergangsobjekt wird und dass sie lieber abstillen sollte, da sie sonst das Kind noch bis zu dessen Heirat am Busen hat? Und das es eine sexuelle Störung bekommt? Vielleicht nie unabhängig wird? Du glaubst das wahrscheinlich nicht- aber vielleicht Dr. Posth. Ich kann gut verstehen, dass die Nächte Dich fertig machen und ich kann gut verstehen dass Du aufhören willst und mach das auch mit gutem Gewissen ( Kristina gibt Dir mit Sicherheit gute Tips) aber bitte bitte bitte: Lass Dir niemals von irgend jemandem einreden, das das was Du bisher gemacht hast falsch war! Ihr habt eine tolle lange Stillbeziehung gehabt, behalte sie in guter Erinnerung- aber irgenwann ist halt Schluss! Alles gute für Euch Käsemoppel P.S. Sorry für den Ton- aber ich bin hier nicht als Profi- sondern auch "nur" als Mutter


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Herzlichen Dank für Deine wie immer quaifizierten Worte - auch wenn man manches natürlich nicht gerne hört, so z. B., dass ich selber mit meiner Unsicherheit dazu beitrage, und VOR ALLEM dazu beitrage dass dem Büblien wind und weh wird ohne Mamas Brüstchen! Es ist allerdings mein erstes Kind, ich habe keine Mutter,Oma, tante etc., die ich mal um Rat fragen könnte (was vielleicht auch besser ist!?)und wie mit mir selbst umgegangen ist, weiss ich nicht mehr bewusst, kann es aber mittlerweile erahnen, wenn "peut-à-peut" ungute Ahnungen hochkommen... Es tut jedoch gut zu hören, dass ich die Stillbeziehung dann beenden darf, wenn es für mich körperlich (oder psychisch) nicht mehr möglich ist, und das ist jetzt der Fall. Ich komme mir halt (zu schnell) vor wie ein Versager, weil ich es nicht "gepackt" habe, den Stillmarathon körperlich noch länger durchzustehen. Statt stolz darauf zu sein, dass ich es drei Jahre geschafft habe, tststs. Nun ja, man wächst innerlich; manchmal sogar mehr an der Erziehungsarbeit als das Kind selbst, so dünkt mich. Vielen Dank noch einmal für Deine Geduld mit mir und Deine weisen Worte! Herzlich, Svetlana


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Lieber Käsemoppel (hihi, lustiger Nickname!) Nein, ich habe bei Dr. Posth nicht gepost(h)ed, aber ich habe die Suchbegriffe "Langszeitstillen" und "Loslösung" etc. durchgeackert - ich möchte Dir davon abraten ;-) Danke für Deine energischen Worte; nicht eines davon nehme ich Dir übel oder empfinde ich als zu hart. Mir im Nachhinein von einem Mann (Dr. hin oder her) meine Stillbeziehung madig machen zu lassen ist nicht in meinm Sinn und Geiste, aber wenn man sein Kind so traurig sieht, ist man irgendwann auch ganz ratlos. Ich habe halt so Angst, keine gute Mutter (tolle Ehefrau, superbe Studentin, kreative Künstlerin, begnadete Musikerin etc.) zu sein, dass ich oft zuletzt an mich denke, und lieber stille bis zum Kollaps, als die "Böse" zu sein, die dem Knaben die Brust entzieht - eine art Aufopferung, die das Kind weder will, noch die ihm gut tut! So etwas sind halt alte Muster, und schon für meinen Sohn will ich da rauskommen, nicht dass er auch immer so perfekt sein will, wie ich es sein musste für meine Eltern... Aber die "Bewusstmachung" von solchem unliebsamen Ballast ist ja bereits der erste Schritt, nur schade, dass ich mich so oft an meine Sohn "abarbeiten" muss. Aber an ihm merke ich halt, wenn etwas mit mir nicht "stimmt". Viel Glück mit Deinem Schnullerkind, ihr werdet das bestimmt gut schaffen! alles Liebe, Svetlana


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Svetlana, ich kann Deine Gefühle gut verstehen. Und das Dein Sohn mit Wut und Trauer reagiert ist völlig normal. Ich wollte meinen Sohn auch stillen, bis er von selbst nicht mehr mag. Aber es kam dann anders. Kurz nach seinem dritten Geburtstag Ende November haben wir doch mit dem Abstillen begonnen. Es war allerdings so, dass ich endlich schwanger war (hatte ein paar Wochen später leider eine Fehlgeburt) und das Stillen ziemlich wehtat. Von daher musste ich es eben durchsetzen. Das er tagsüber nicht mehr trinken durfte, war für ihn ein schlimmer Verlust - er hat sich zwar zeitweilg ablenken lassen, aber besonders zur Zeit des Mittagsschlafes hatten wir hier Dramen. zum Glück nur am Wochenende, denn unter der Woche geht er ja ganztags in den Kiga. Daher dachte ich auch, dass es am einfachsten sei, es tagsüber wegzulassen. Nun ja, es war dann aber schnell so, dass er sich nachts geholt hat, was er tagsüber nicht mehr bekam. Von daher habe ich drei Wochen später (das war schon nach der FG, als objektiv nicht mehr so nötig) auch nachts abgestillt. Das hat er dann unerwartet ganz locker weggesteckt. Ganz schlimm war es dann, als das Einschlafstillen abgeschafft wurde. Das ging nicht von heute auf morgen - allein die Ankündigung löste einen Heulkrampf bei ihm aus, wie ich es noch nie erlebt hatte. Wir haben es dann langsam angehen lassen und das abnedlich Stillen jeden Tag um ein paar Minuten reduziert. Hat am Ende einen Monat gedauert, aber nun habne wir es geschafft. Naja, bis auf Ausnahmen ;-) Wenn er am Wochenende morgens mal ganz früh wach wird und wir gern noch schlafen würden, dann lasse ich ihn schon nochmal trinken - aber nur wenn er möchte, ich biete es ihm nicht an. Vielleicht gibts ja so eine Möglichkeit für euch auch. Ich weiß nicht, wann ihr das Stillen abgeschafft habt, aber wenn es im so zu schaffen macht, dann bietet sich vieleicht auch ein Kompromiss an - ass er ebne noch abends oder morgens kurz trinken darf. Klappt sicher nicht bei jedem Kind, aber für uns war es der beste Weg. Liebe Grüße platschi


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo! Vielen Dank für Deine offene Antwort und Deine Ratschläge! Das mit Deiner Fehlgeburt tut mir unendlich leid, hoffentlich geht es Dir wieder besser und Du kannst Dein erstes Kind noch in vollen Zügen und ohne zuviel Angst geniessen - ich habe Freundinnen, die sich von dem Trauma Fg nie ganz erholt haben, und auch kein Glück mehr über das erste Kind empfunden haben, das war und ist sehr schlimm! Aber das ist ein anderes Thema... Da mich vor allem die Nächte fertig gemacht haben (tagsüber hat er schon seit einem Jahr keine Mumi mehr gewollt!) - ich habe zu Spitzenzeiten mehr als 30x gestillt *gähn*, ging es mir gar nicht so sehr ums Abstillen primär, sondern vor allem um den Schlaf! (Ich sitze gerade an der Magisterarbeit, und wir haben niemanden für den Kleinen, hier in der Schweiz fängt Kiga erst mit 5 Jahren an!!!) Ich bin also ins Büro umgezogen mit Matratze, und der Papa hat bei ihm geschlafen. Was wir natürlich noch beibehalten haben (und jetzt kommen wir endlich zu Deinem Posting!), ist die Einschlafmahlzeit am Busen und das Frühstücksstillen mit Kuscheln. Allein schon wegen mir und der Stillhormone! Ich reagiere da ganz empfindlich, und wenn mein Stresshormon Prolaktin von jetzt auf gleich in den Keller saust, habe ich sicher sofort eine Depression! Ausserdem sehe ich keinen Grund, ihm die Brust ganz zu entziehen, dann will er sie nur umso mehr. Seit 5 Nächten habe ich nun geschlafen und fühle mich wie ein neuer Mensch. Der Kleine wacht seither übrigens nur noch einmal in der Nacht auf, was mich ein bisschen frustriert (bei aller Freude darüber!), weil ich denke: wieso haben wir es nicht schon eher so gemacht!? Irgendwie sagt mir aber mein Gefühl, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war, für mich und für ihn. Schwierig ist einfach, dass er frustriert ist, weil er mich nachts nicht mehr bei sich hat. Aber auch das wird sich legen. Wie lange ich ihn noch abends und morgens stillen werde, weiss ich nicht.Ist mir aber auch egal, so lange ich 6-7 heilige Stunden in der Nacht für mich habe! ;-)Der Kaiser von China wurde bis 12 gestillt, ich hoffe, mein Sohn hört vorher auf... Meinem Busen zuliebe, oder dem, was davon noch übriggeblieben ist! ;-) Dir und Deiner Familie alles Gute, und auch, wenn das zweite den Weg zu euch nicht geschafft hat, so habt ihr ja ein wunderbares Kind - geniesst das in vollen Zügen! Herzlich, Svetlana


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.