Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Seit meine Frau stillt, darf ich sie nicht mehr anfassen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Seit meine Frau stillt, darf ich sie nicht mehr anfassen

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Meine Frau und ich haben seit 3 Monaten einen Sohn, den sie stillt. Seit dem darf ich sie nicht mehr berühren. Wenn ich auch nur ihre Schultern leicht berühre oder versuche sie zu küssen, weist sie mich zurück, ich solle das lassen. In den ersten 4 Wochen habe ich das noch verstanden, aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass meine Frau nur noch das Baby liebt und nicht mehr mich. Ich will wirklich keinen Sex von ihr, nicht mal Zärtlichkeiten für mich selber, ich will nur meine Frau mal wieder berühren. Oft überlege ich, ob ich was falsch gemacht habe. Nachts wechsle ich ihm die Windeln, bei den Hausarbeiten helfe ich ihr auch nach einem 8 1/2 h- Arbeitstag. Ich habe das Gefühl mich innerlich total zu isolieren. Sogar meine Hobby beginne ich zu vernachlässigen. Nachts hatte ich schon geträumt, dass ich nach Hause kam und meine Frau wäre mit dem Baby ausgezogen und ich lag verblutend auf dem Fußboden. Mittlerweile komme ich sogar zu dem Gedanken, dass ich genauso gut allein leben könnte. Andererseits frage ich mich auch immer wieder, wie ich es wagen kann, überhaupt Forderungen zu stellen. Inzwischen entwickle ich auch negative Gedanken, um die Aufmerksamkeit meiner Frau zurückzugewinnen: Gestern abend ging ich ohne Jacke draußen spazieren, in der Hoffnung eine schwere Lungenentzündung zu bekommen, um dann ins Krankenhaus zu müssen, mit dem Gedanken "vielleicht merkt sie ja jetzt, dass ich ihr fehle". Halsschmerzen habe ich schon, mit dem Effekt, dass ich nicht mal mehr in die Nähe des Babys darf, weil sie Angst, er könnte sich bei mir anstecken. Außerdem machte sie mir Vorwürfe, wie ich so unverantwortlich sein konnte. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich habe einfach keine Kraft mehr. Manchmal denke ich sogar an Suizid. Nur der Gedanke an meinen Sohn, für ihn da zu sein und für ihn zu sorgen, hält mich noch am Leben. Ihr könnt jetzt schreiben, dass ich im Selbstmitleid schwimme und ein Weichei bin. Vielleicht habt Ihr ähnliche Erfahrungen. An die Frauen: Wie kommt es, dass eine junge Mutter so reagiert? Gruß, Peter


Biggi Welter

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? Lieber Peter, die Geburt eines Kindes ist immer ein einschneidendes Erlebnis für das Paar und so müssen beide - Mutter wie Vater - erst mit ihrer neuen Rolle und Aufgabe zurecht kommen. Das braucht Zeit und verlangt von allen Geduld und Verständnis. Eine Frau kann nach der Geburt (scheinbar) in einer anderen Welt leben, zu der der Partner keinen Zugang findet. Doch oftmals ist es einfach nur so, dass die Versorgung des Babys und alles was dazu gehört, die Frau so in Anspruch nimmt, dass sie keine Ressourcen mehr hat, um mehr zu tun oder zu geben. Es gibt Frauen, die dann einfach berührungsmüde sind und auch vom Partner nicht angefasst werden wollen. Das heißt sicher nicht, dass die Frau ihren Partner nicht mehr liebt. Als (Ehe) Frau und Mutter kann ich Ihnen nur sagen, dass es in dieser Situation wichtig ist, miteinander im Gespräch zu bleiben. Sprechen Sie mit Ihrer Frau, schildern Sie ihr offen Ihre Gefühle und wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie jetzt nicht sprechen können, dann schreiben Sie Ihrer Frau doch einen Brief. Haben Sie Geduld mit sich und Ihrer Frau, es werden auch wieder andere Zeiten in Ihrer Paarbeziehung kommen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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lieber peter ich denke ganz bestimmt nicht, dass du ein weichei bist und ich bin sicher, dass deine frau dich noch liebt! leider hab ich jetzt nicht die zeit, dir wirklich ausführlich zu antworten, aber ich möchte dir trotzdem sagen, dass es ganz bestimmt wieder besser wird. deine frau geht vermutlich total in ihrer neuen rolle als mutter auf, sie schmust mit eurem sohn, sie streichelt ihn den ganzen tag, sie stillt ihn....das sind eine menge streicheleinheiten die sie bekommt und auch gibt. mit sicherheit will sie dich nicht ausschliessen!!! so ganz extrem war es bei mir nicht, aber ich konnte auch oft nicht zulassen, dass mein mann mich streichelte oder mir mal ein küsschen gab - auch wenn er sagte, dass er nur lieb sein will, ich hatte immer angst, dass es doch darauf rausläuft, dass er mehr will. es war mega schwierig und wir haben viel geredet ud auch gestritten, unsere tochter ist jetzt 18 monate alt und wirklich funktioneren tut unsere beziehung erst weider seit ca. einem halben jahr, eher vier monaten. solange konnte ich mich nicht wirklich einlassen. peter, nein, deine frau liebt dich, es ist für sie, wie für dich eine grundlegend neue situation, die ihre zeit braucht, bis sie sich eingespielt hat. wenn es dir schlecht geht, musst du mit deiner frau reden! wenn du das niht schaffst, weil du glaubst, du kommst nicht zu ihr durch, dann schreib ihr einen brief. das hat auch den vorteil, dass du deine gedanken ordnen kannst und wenn dir noch was einfällt, kannst es noch dazu schreiben oder auch ändern. ich wünsch euch alles gute!! n.


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Lieber Peter, auch mir ging & geht es noch so. Mein Mann und ich haben nun seit 6 Monaten eine Tochter, die ich bis vor kurzem voll gestillt habe. Ich konnte es genauso wenig "ertragen", wenn er mir näher kam. Warum? Ich weiss es nicht genau. Es sieht auch immer sehr einfach aus, eine Frau gibt dem Kind die Brust, aber im Körper spielt sich weit mehr ab. Und auch im Kopf. Ich stille meine Tochter nun nur noch nachts & meine Lust an meinem Mann kommt langsam wieder. Ich geniesse es wieder mehr, mit ihm zu schmusen. Nein, Du zerfließt weder im Selbstmitleid, noch bist Du ein Weichei. Leider könnt ihr das, was bei/mit einer Frau nach der Geburt & während des Stillens passiert, nicht nachvollziehen. Ich weiss nur, dass ich meinen Mann trotz allem geliebt habe. Als junge Mutter wächst man in die Rolle der Mutter! Das braucht auch seine Zeit. Du bist ein Mensch, der ohne fremde Hilfe klarkommt, aber dieses winzige Wesen braucht jemanden, der sich um ihn kümmert. Halte durch, sei weiter liebevoll mit Deiner Frau. Unterstütze sie weiter. Auch wenn sie es Dir vielleicht nicht zeigt momentan, ich denke, sie ist Dir sehr dankbar dafür. Und wenn es Dich zu sehr belastet, schreibe ihr einen Brief. Aber keinen mit Vorwürfen, sonderen einen, in dem Du ihr erklärst, wie es Dir geht. Denn wir, als "frischgebackene" Mütter sind vollkommen ausgelastet und zufrieden mit der Situation. Ich wünsche Euch alles, alles Gute. Und denke bitte nieeeee wieder an Selbstmord. Das Leben ist einfach zu schön. Und Du willst doch Deinen Sohn aufwachsen sehen? Oder. Du kannst ja gern mal schreiben, wie es Dir geht. Ganz, ganz liebe Grüße Nicole


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Danke für die Postings. Danke vor allem für den Hinweis mit dem Brief. Ich bin mir auch bewusst, dass Selbstmord keine Lösung ist. Ich habe auch nie konkrete Anstalten gemacht, nur eben solche Gedanken gestreift und war ziemlich schockiert, dass es wohl schon so weit ist. Im Laufe des heutigen Abends habe ich einfach ein wenig nachgedacht. Zum Glück habe ich ein eigenes Arbeitszimmer, in das ich mich gelegentlich zurückziehen kann. Heute abend habe ich einfach mal nur Musik gehört - das hat richtig gut getan und mir unheimlich viel Kraft gegeben. Gleichzeitig habe ich einen Brief an sie geschrieben. Ob ich ihn ihr tatsächlich gebe, weiß ich noch nicht. Aber ich habe erst einmal Klarheit über meine eigenen Gedanken und Gefühle gewonnen und mein Gefühlschaos geordnet, bin innerlich erst einmal zur Ruhe gekommen. Ich denke, es lag daran, dass ich dachte, ich müsste mich nur noch für meine Frau und unser Baby "aufopfern", wunderte mich aber, dass nichts zurückkam. Ich selber brauche momentan keine Zärtlichkeiten, ich habe eher darunter gelitten, dass ich meiner Frau keine geben durfte. Ich nahm an, dass sie gerade jetzt welche bräuchte, um daraus Kraft fürs Baby zu schöpfen. Danke nochmal für Eure und vor allem so schnelle Hilfe, gute Nacht und Gruß, Peter


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Lieber Peter, ich habe gestern Dein Posting gelesen und darüber nachgedacht, da Du sehr verzweifelt bist. Hast Du schonmal überlegt, WARUM Deine Frau Dich nicht mehr berühren will? Vielleicht hilft es, wenn Du Dich mal in Ihre Lage versetzt. Das Kind nimmt die ganze Aufmerksamkeit und Kraft einer neuen Mutter, die meist auch nicht immer sicher im Umgang ist. Deine praktische Unterstützung weiß Deine Frau sicher sehr zu schätzen, auch wenn Sie es (zur Zeit) nicht zeigt. Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung sprechen, daß man aber auch einen Partner braucht, der einem Sicherheit, und Halt und psychische Unterstützung gibt. Als Mutter kann es sehr belastend sein, das Gefühl zu haben, noch jemanden zusätzlich "versorgen" zu müssen, ich meine das nicht praktisch, verstehst Du? Ich hoffe, meine Mail hilft Dir dazu, daß Du Dich vielleicht auf dieser Ebene wieder Deiner Frau nähern kannst. Viele Grüße Astrid


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Hi Peter Deine Frau liebt dich sicher noch sehr, doch vielleicht ist es bei ihr auch so in etwa wie bei mir. äls mein sohn frisch auf der welt war, hab ich den ganzen tag so viel mit ihm gekuschelt. als mein mann abends nach hause kam war mein bedarf an zärtlichkeit schon so gedeckt, dass ich einfach nicht mehr mochte. bitte lass deiner frau zeit. rede jedoch mit ihr, dass es dir schlecht geht so. es wird sicher bald wieder von alleine besser. ein baby verändert halt viel wenn es da ist. liebe grüsse duty1


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