Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

seit drei monaten totale stillprobleme...

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: seit drei monaten totale stillprobleme...

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Hallo! Ich bin ziemlich am Ende und hoffe, dass ich vielleicht einen guten Tipp von Dir bekommen kann. Mein Sohn wird am Montag 6 Monate alt und wir haben seit 3 Monaten totale Stillschwierigkeiten. Er trinkt eigentlich nur noch entspannt an der Brust, wenn er müde ist im abgedunkelten Schlafzimmer und auch das wird zunehmend schwieriger. Ansonsten zappelt er, wedelt mit den Armen, dreht sich weg, streckt sich durch, manchmal weint er (dann glaube ich, dass er eigentlich noch Hunger hat, aber irgendetwas ihn hindert, weiter zu trinken), manchmal schaut er mich mit großen Augen an und plappert vor sich hin und ist in jeder Hinsicht unentspannt. In meiner Verzweiflung hab ich schon einiges durch: Kinesiologin (die meint, ich hätte einen Darmpilz, der sich irgendwie auf meinen Sohn auswirkt... ich mache seit 10 Wochen eine spezielle Pilzdiät und nichts hat sich verändert), Osteopathin (hat drei Blockaden gelöst, verändert hat sich nichts) und ständige Hilfesuche bei meiner Hebamme. Mittlerweile bin ich soweit, dass ich echt abstillen möchte, weil ich überhaupt nicht mehr aus der Wohnung rauskomme. Ich fühl mich echt wie im Gefängnis, wir können nichts unternehmen, weil an woanders Stillen überhaupt nicht zu denken ist. Ich habe auf Anraten meines Kinderarztes vor drei Wochen angefangen, beizufüttern, weil mein Sohn wahrscheinlich eine muttermilch-assoziierte Colitis hat (ständig Blut im Stuhl). Seit er Brei bekommt (wovon er allerdings noch nicht wirklich viel isst), ist wenigstens sein Stuhl normal. Allerdings sind wir noch extrem weit davon entfernt, eine Mahlzeit zu ersetzen. Ich würde ihm tagsüber auch gerne die Flasche geben, aber gegen die wehrt er sich mit Händen und Füßen. Ich bin so traurig, dass ich nicht auch so eine entspannte Stillbeziehung zu meinem Kind haben kann, wie die meisten anderen Mütter. Ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt, und trotzdem bin ich natürlich froh, bis hierhin gestillt zu haben, schließlich will ich ja nur das Beste für meinen Sonnenschein. So, jetzt hab ich mich mal ausgeheult, danke für´s Zuhören... Liebe Grüße madita


Biggi Welter

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Liebe madita, es tut mir so Leid, dass es so schlecht klappt bei Euch, leider kann ich dir aus der Ferne auch nicht sagen, was dein Kind am entspannten Trinken hindert. Es könnte sein, dass er ein Saugproblem hat, es könnte sein, dass er saugverwirrt ist, es könnte am starken Milchspendereflex liegen… Magst Du denn noch einen Termin mit einer Beraterin vor Ort ausmachen? Sie könnte Euch in aller Ruhe beim Stillen zuSEHEN und so sehr viel gezielter beraten. Natürlich kannst Du jetzt auch abstillen. Da sich die Techniken des Trinkens an der Flasche und an der Brust deutlich unterscheiden und sich ein Flaschensauger ganz anders anfühlt als die Brust, lehnen viele Stillkinder die Flasche ab. Wenn die Mutter die Flasche geben will kommt noch dazu, dass es sich denkt "Was soll denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gesteckt". In einigen Fällen hilft es daher, wenn jemand Anderes die Flaschenfütterung übernimmt. Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren. Manche Babys wollen auch einfach nicht aus einer Flasche trinken. Bei diesen Kindern kann man dann versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln. Hier noch ein paar Tipps, wie das Baby die Flasche vielleicht besser annimmt: o die Flasche anbieten, ehe das Baby zu hungrig ist o das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln o den Flaschensauger nicht in den Mund des Babys stecken, sondern die Lippen des Babys damit berühren, so wie die Mutter dies mit der Brustwarze tut o den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen o verschiedene Saugerformen und Lochgrößen ausprobieren o verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen o versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern o geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel) Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung und deshalb durchaus eine Alternative zur Flasche und gerade bei einem Kind ab sechs Monaten lässt sich der Becher gut einführen und die Flasche muss nicht mehr in jedem Fall unbedingt eingeführt werden. Hier noch ein paar Tipps, die Flaschenfütterung dem Stillen ähnlich machen: Füttere dein Baby immer in deinem Arm, nahe an deiner Brust, die Flasche an deinen Körper gelehnt. So hört dein Baby deinen Herzschlag, riecht und fühlt dich und kann dir in die Augen sehen Wenn Du deinem Baby einen Schnuller gibst, damit es das über die Nahrungsaufnahme hinausgehende Saugbedürfnis befriedigen kann, dann lass es das Saugen in deinem Arm oder dem Tragetuch genießen Trage dein Baby am Körper (z.B. im Tragetuch oder Tragebeutel), um ihm viel Haut und Körperkontakt zu geben Achte darauf, die Flasche nicht immer von derselben Seite zu geben. Für die Entwicklung der Augen und des räumlichen Sehens ist es von Vorteil, wenn Du wie beim Stillen die Seite wechselst. Ich hoffe, die Tipps helfen dir weiter! LLLiebe Grüße, Biggi


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