Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schwierige Schwiegereltern :(

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schwierige Schwiegereltern :(

Mitglied inaktiv

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Hallo, also als erstes will ich sagen, dass ich zum ersten Mal stille und ich liebe es total!!! Es gab zwar am Anfang auch ein paar Schwierigkeiten aber ich hab mich durchgebissen und jetzt klappt es eigentlich ganz gut. Nun zu meiner Frage: Eigentlich hab ich mir vorgenommen min. 6 Monate voll zu stillen und da ich nicht arbeite, heißt das für mich voll „nur an meinem Busen“! Aber irgendwie kommen meine Schwiegereltern nicht ganz klar damit, weil sie die Kleine nie mitnehmen können weil wir einen Rhythmus von max 2 Stunden haben. Irgendwie lassen Sie es mich kennen dass sie das nicht toll finden und ich hab schon ein schlechtes Gewissen, weil „die anderen Mütter“ machen das auch nicht so und „die anderen Babys“ bleiben auch mal bei Oma und Opa. Nur meine Kleine anscheinend nicht, weil anscheinend nur ich voll an meinem Busen stille!!!! Sie hätten am liebsten dass ich abpumpe und ihnen die kleine endlich mal mitgebe aber ich will das ganz ehrlich gesagt noch gar nicht..Mir wird es auch noch gar nicht zuviel mit meiner Kleinen (3 Monate) obwohl ich sogar noch 2 große Kinder habe. Ich tue das was ich für gut empfinde und ich bin der Meinung es ist richtig was ich mache, denn meiner Kleinen geht’s gut. Sie ist ein glückliches Baby und gedeiht auch sehr gut J Wir haben eine wundervolle Beziehung die ich nicht mehr missen möchte aber die ganze Dränglerei macht mich schon ein bisschen fertig. Wie soll ich denn damit umgehen? Soll ich mal abpumpen obwohl mir das eigentlich total gegen den Strich gehen würde (soll jetzt nicht egoistisch klingen, aber ich fühle das eben so) Kann es eigentlich auch sein dass Babys von einer stressigen Situation Blähungen kriegen? Denn immer wenn meine Schwiegereltern da sind ( leider immer unangemeldet) und Melina auf dem Arm haben (da fängt sie meistens zu weinen an) hat sie nach ihren Aussagen immer Blähungen  aber ich bin die ganze Woche mit ihr allein und da fehlt ihr komischerweise überhaupt nix. Sorry daß es so lang geworden ist aber ich mußte das einfach mal los werden. sonst werd ich noch verrückt Danke


Biggi Welter

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Liebe BiancaF., stell dir mal vor, es gäbe für dich kein Internet, Du bist in einer Gesellschaft groß geworden, in der überspitzt ausgedrückt der Herr Pfarrer, der Herr Lehrer und der Herr Doktor für die große Mehrheit der Menschen eine unangefochtene Autorität sind und Du erlebst, dass sich in der Technik fortwährend riesige Neuheiten auftun. Von frühester Kindheit an wirst Du geprägt durch das Verhalten deiner Eltern, die in bester Absicht und nicht selten gegen ihr Gefühl handeln, weil "man" Kinder so erziehen muss. Die Medien, die dir zur Information zur Verfügung stehen sind eher einseitig und Vorbilder, die von dem, was die Mehrheit tut, abweichen, gibt es ebenfalls so gut wie keine. Wie würde wohl dein Weltbild aussehen? In dieser Situation haben sich unsere Mütter und Großmütter befunden und sie haben das getan, was aus ihrer Sicht heraus, das Beste für ihre Kinder uns war. Ich kenne eine Frau, deren erster Sohn 1958 geboren wurde. Sie hat erzählt, wie sie weinend neben dem Bett ihres ebenfalls weinenden Kindes saß und die Minuten gezählt hat, bis sie ihn aus dem Bett herausnehmen und füttern durfte. Aber sie wollte ihrem Kind ja auf keinen Fall schaden, also hat sie sich strikt an die Anweisung des Arztes gehalten. Ihr Baby hatte wie sich wenige Wochen nach der Geburt herausstellte einen Herzfehler und musste ins Krankenhaus. Diese Mutter hat es 1958 (!) durchgesetzt, dass sie mit ins Krankenhaus konnte. Aber sie hat sich all die langen Wochen nicht getraut, ihr Kind aus dem Krankenhausbett zu nehmen, wenn es nicht gerade die offizielle Fütterzeit war oder das Kind gewickelt wurde. Sie hat mit aller Kraft ihre Tränen unterdrückt und neben ihrem Kind ausgeharrt, froh, dass sie zumindest in seiner Nähe bleiben durfte. Auf keinen Fall wollte sie riskieren, dass sie dieses in den Augen der Ärzte riesige Privileg am Tag auf einem Stuhl neben ihrem Kind zu sein und es selbst füttern und wickeln zu dürfen, verliert. Kannst Du dir vorstellen, wie diese Frau sich gefühlt haben muss und wie sie sich heute fühlt, wenn sie ihre Schwiegertochter mit den Enkeln erlebt? Diese Frau war mit Sicherheit eine Pionierin, eine Revoluzzerin, die immerhin den Mut hatte, sich gegen eine vollständige Trennung von ihrem kranken Kind aufzulehnen. Aus heutiger Sicht lässt sich leicht sagen "Warum hat sie nicht auf ihr Gefühl gehört und ihr Kind in den Arm genommen?" Wir heute haben die Möglichkeit, uns zu informieren, eine zweit oder dritte (ärztliche) Meinung einzuholen, die Klinik zu wechseln. Doch welche Möglichkeiten standen unseren Müttern offen? Unseren Müttern wurde einleuchtend erklärt, warum sie wie mit ihren Kindern umzugehen hatten und sie haben es geglaubt. Ich denke sogar, sie hatten oft gar keine andere Wahl als das zu glauben, was ihnen gesagt wurde und was sie in der ihnen zur Verfügung stehenden Literatur nachlesen konnten. Wie alle Mütter wollten sie nur das Beste für ihre Kinder und das Beste war laut damaligen Zeitgeist nicht die Muttermilch. Hochglanzbroschüren mit Bildern von glücklichen, wohlgenährten Babys und ihren strahlenden Müttern gab es auch damals und die Skepsis gegenüber dem gedruckten Wort war noch nicht so verbreitet wie heute. Der Geist der Zeit lautete "sei modern" und stemme dich nicht gegen den Fortschritt. Stillen war sicher nicht modern. Nun erleben unsere Mütter heute als Großmütter, dass wir es so ganz anders machen. Sie sehen, dass wir andere Entscheidungen treffen, Autoritäten anzweifeln und andere Prioritäten setzen. Ein Teil unserer Mütter wird voll Wehmut erkennen, dass wir das leben, was sie in ihrem Inneren gefühlt und nicht gewagt haben. Das sind Mütter wie die Frau, die ich oben erwähnt habe. Sie leidet heute nochmals, wenn sie erlebt, wie ihre Schwiegertochter stillt und ganz selbstverständlich das Kind jederzeit auf den Arm nimmt, im Tragetuch trägt und all die Dinge tut, die ihr vor über 40 Jahren verwehrt wurden. Doch ein Teil unserer Mütter sieht nur, dass es jetzt anders ist und fühlt sich dadurch angegriffen und vor den Kopf gestoßen. Unsere Art, mit den Kindern umzugehen und das Stillen, stellt in Frage, dass sie gute Mütter waren (und sind). Es ist für sie schwer zu akzeptieren, dass es heute "anders" ist, denn das gibt ihnen das Gefühl, dass sie "falsch" gehandelt haben ein schlechtes Gefühl. Sie können kein Vertrauen in die Muttermilch haben, weil ihnen dieses Vertrauen gründlich abtrainiert wurde und dazu kommt dann in vielen Fällen auch noch dieses unangenehme Gefühl, das einen Menschen beschleicht, der erlebt, dass sein eigenes Verhalten als falsch hingestellt wird. Je älter ich werde und vor allem je älter meine Kinder werden, um so mehr beschäftigt mich dieses Thema und damit auch der Gedanke, wie wird es sein, wenn meine Kinder Eltern werden, wie werde ich mich fühlen, wenn sie andere Wege gehen als ich sie gegangen bin? Es ist wirklich ein schwieriges Thema und es ist sicher wichtig, dass wir uns ab und zu bewusst machen, dass unsere Mütter uns nicht in besserwisserischer Form ärgern wollen, sondern damit zurecht kommen müssen, dass ihr Weltbild auf den Kopf gestellt wird. Versuche, ihr in aller Ruhe und mit Liebe zu erklären, dass Du ihr deinen größten Schatz anvertraust, eben weil Du ihr vertraust - aber noch nur in deinem Beisein, weil Du dich von deinem Kind noch nicht trennen kannst und magst. Sag ihr, dass Du Angst vor einer Saugverwirrung hast und einfach noch nicht bereit bist, dein Baby ganz weg zu geben, dich aber freust, wenn sie kommt oder Du sie besuchst. Wenn Du ihr also ein "Geschenk" machst, wird sie diese Grenze (hoffentlich) nicht überschreiten. Wenn sie es doch tut, musst Du einfach deutlich werden. Ich kann mich heute schmunzelnd daran erinnern, als ich meinem Sohn einen Kuchenkrümel aus dem Mund gefischt habe und meine Schwiegermutter zornentbrannt den ganzen Kuchen in die Tonne geschmissen hat, weil ihr Kuchen ja nicht gut genug ist. Es gab erst einmal Tränen auf beiden Seiten, dann ein gutes und ehrliches Gespräch (zugegeben, es hat etwas gedauert : ) ) heute vertraue ich ihr voll und ganz, sie kennt meine Grenzen und ich ihre. Ich weiß, dass sie meine Kinder liebt und mich nicht ärgern will, trotzdem ist es natürlich wichtig, dass sie in unserem Sinne handelt und das ist wurde nur möglich durch viel Reden und Verständnis von beiden Seiten. Ich denke nicht, dass dein Baby mehr Blähungen bekommt vom Stress, vielleicht trinkt es unruhiger an der Brust und schluckt deshalb viel Luft. Ich hoffe, es klappt bei dir bald besser! LLLiebe Grüße Biggi


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Hallo, ich habe deinen Beitrag gelesen und jetzt muss ich einfach dazu antworten. Lass dich von deinem Vorhaben und deinen Gefühlen bloß nicht abbringen. Ich verstehe ja, dass die Schwiegereltern auch "verrückt" nach der Kleinen sind, aber das ist noch lange kein Grund, dass du abpumpen musst. Sie können die Kleine ja sehen, wenn sie euch besuchen. Warum wollen sie das 3 Monate alte Baby überhaupt mitnehmen? Ich würde es ja verstehen, wenn du das wolltest (mal Ablenkung und Ruhe brauchst). Aber dies ist ja offensichtlich nicht der Fall. Was sagt denn dein Partner zu dem Verhalten seiner Eltern? Bleibe bei deinem Vorhaben und deinen Vorstellungen!!! Das kann ich dir nur empfehlen. Ich durfte mir nach 3 Monaten von meinen Schwiegereltern anhören, dass ich dem Kind doch jetzt mal was ordentliches geben solle und nicht bloß diese "dünne Brühe" (wortwörtlich). Schrecklich, oder? Ich bin dabei geblieben und habe 6 Monate voll gestillt. Meine Kleine ist nun 7 Monate und trinkt zusätzlich zum Breichen an der Brust- und sie liebt es ;-) Liebe Grüße!


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Meine Schwiegereltern wollen einfach den ganzen Bekannten stolz ihre erste Enkelin präsentieren. Sehen tun sie sie ja sowieso jedes Wochenende. Aber Gott sei Dank hat sich mein Partner jetzt auf meine Seite gestellt als ich ihm mal ganz in Ruhe meine Sorgen und Gefühle erklärt habe. Ja bei mir ist das auch so. Mein Schwiegervater macht auch meine MM schlecht mit genau dem selben Ausdruck. Das ist schön zu Hören, ich werde es auch beibehalten, denn es ist wirklich ein schönes Gefühl (auch für mich) und zusätzlich noch die Beste Sache für meine Süße. Danke für die aufbauenden Worte. Es tut gut zu wissen daß man nicht allein ist und jetzt hab ich mich ja schließlich hier angemeldet und kann mich mit gleichgesinnten austauschen. Das hätte ich schon viel früher tun sollen :)


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Das ist doch total egoistisch von deinen Schwiegereltern - und dabei denken sie überhaupt nicht an deine Kleine. Denn die wird das nicht lustig finden, erst bei Leuten alleine ohne Mama und die zeigen und reichen sie dann auch noch überall rum. Das ist doch Stress pur für das arme Kind! Und wegen dem dass die Mumi zu dünn sei - so ein Blödsinn! Kannst ja antworten - "Ja hast recht - gleich morgen mach ihr Schnitzel mit Knödeln" Lass Dich nicht beirren und mach das so wie du willst.


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Entweder selber, oder sogar beim Fotografen, oder lass ein kleines Fototaschenbuch mit nur ein paar Bildern machen, vielleicht von allen drei Kindern o.ä., aber richtig nett gemacht, und dann schenkst du denen das zum Herumzeigen. Und dazu kannst du sagen, wenn sie mal größer ist, darf sie gerne persönlich mitkommen (wenn du dir das für später vorstellen kannst). Gerade ältere Leute sagen immer, wie schnell doch die Zeit vergeht, also dauert es für sie wirklich nicht so lange, aber für das Baby sind diese ersten Monate ganz entscheidend. LG, Emily


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