Mitglied inaktiv
Hallo, ich habe vor 3 Wochen ein Kind bekommen und schon die ganze Zeit Schmerzen beim Stillen. Zuerst hatte ich nur wunde Brustwarzen, die sich nach einigen Tagen Abpumpen besserten, dann bds. Milchstau, der sich durch Wieder-Weiterstillen besserte, dazu eine Brustentzündung, die sich unter Antibiotikum bereits gut gebessert hat. Jetzt nehmen aber die Schmerzen inzwischen unerträgliche Formen an. Wenn ich morgens als erstes das Kind anlege, geht es los, in der Brustwarze, stechend sternförmig die Milchkanälchen entlang, der Schmerz entsteht direkt auf beiden Seiten und bleibt dort, auch nach dem Stillen, wird jetzt immer schlimmer trotz Einnahme von Ibuprofen. Meine Frauenärztin und die Hebamme wissen nicht mehr weiter, es bleibt nur noch die Möglichkeit, morgen endgültig hormonell abzustillen. Ich möchte aber gerne stillen, aber die Schmerzen sind absolut unerträglich geworden. Leider habe ich zur Schmerztherapie so kurzfristig keinen Termin bekommen. Bin völlig verzweifelt. Können Sie mir heute noch weiterhelfen?
Kristina Wrede
Liebe Hannaenders, Sie brauchen dringend kompetente Unterstützung vor Ort. Haben Sie schon mal geschaut, ob es eine Stillberaterin in Ihrer Nähe gibt? Eine Stillberaterin in Ihrer Nähe finden Sie im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis Sie eine Stillberaterin erreichen können hier einige allgemeine Hinweise und Tips: Stillen tut im Normalfall nicht weh, vor allem nicht so sehr! Oft jedoch führt inkorrektes Anlegen dazu, dass das Baby vorwiegend an der Brustwarze saugt, und diese dann wund wird und weh tut. Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt. Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Baby seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind `aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Ein weiterer Grund für solch starke Schmerzen könnte eine Pilzinfektion sein. Mögliche Symptome für eine Soorinfektion bei der Mutter sind: starke Schmerzen der Brustwarzen oder der Brust, die seit der Geburt auftreten, während der gesamten Stillmahlzeit anhalten und durch verbesserte Stillpositionen und Anlegetechniken nicht gelindert werden können, plötzlich einsetzenden Schmerzen der Brustwarzen und/oder Brust nach Ablauf der Neugeborenenperiode, juckende oder brennende Brustwarzen, die rosa oder rot, glänzend und fleckig aussehen und/oder mit einen Ausschlag aus kleinen Bläschen bedeckt sind, offene Brustwarzen, stechende Schmerzen in der Brust während oder nach dem Stillen, schmerzende Brustwarzen und/oder Brüste bei korrektem Gebrauch einer vollautomatischen elektrischen Milchpumpe, Infektionen der Scheide mit Hefepilzen (Monilia). Mögliche Symptome für eine Soorinfektion beim Baby sind: Windelausschlag, cremige, weiße Ablagerungen auf der Innenseite des Munds, der Wangen oder der Zunge des Babys, das Baby wendet sich wiederholt von der Brust ab, ein klickendes Geräusch beim Stillen oder Brustverweigerung (weil es einen schmerzempfindlichen Mund hat), Blähungen und Quengeln in seltenen Fällen kann Soor mit zu einer langsamen Gewichtszunahme beitragen. Das Baby muß keine sichtbaren Symptome haben. Auch könnte es sich um einen Vasospasmus oder Gefäßkrampf handeln, der häufiger bei Frauen auftritt, die in der Schwangerschaft Magnesium genommen haben und es dann plötzlich abgesetzt haben. Hier kann die Einnahme von Magnesium helfen. Ein Gefäßkrampf ist auch daran zu erkennen, dass sie Spitze der Brustwarze ganz blutleer erscheint. Oder aber Ihr Baby hat einen starken Beißreflex? Dazu zietiere ich Ihnen aus Nancy Moorbacher/Julie Stocks "Das Handbuch für die Stillberatung", herausgegeben von La Leche League International: "Es gibt vereinzelte Fälle, in denen ein Baby von Geburt an eine starke und anhaltende Neigung dazu hat, seine Kiefer zusammenzupressen, ausgelöst durch eine Berührung des Inneren seines Mundes. Betroffene Mütter beschreiben das Verhalten ihres Babys als Einklemmen der Brust oder Beißen. Der von Fachleuten am häufigsten dafür verwendete Begriff ist »Zusammenpressen«. Die Beiß- oder Zusammenpress-Reaktion wird nach komplizierten oder medikamentierten Geburten häufiger beobachtet (Jozwiak, 1994). Manchmal wurde der Begriff »tonischer Beißreflex« für diese Reaktion verwendet. Bei der Mehrzahl der Babys, die beim Stillen ihre Kiefer zusammenpressen, trifft diese Diagnose (deren korrekte Bedeutung ein neurologisches Problem im Zusammenhang mit zerebraler Lähmung beschreibt) jedoch nicht zu. Anders als beim tonischen Beißen liegt bei der Mehrzahl dieser Babys kein anhaltendes neurologisches Problem vor. Sie leiden an einer vorübergehenden Unreife, die während der ersten Lebenswochen vergeht. Bleibt der Beißreflex über die sechste bis achte Lebenswoche hinaus bestehen, sollte die Mutter ihr Baby von einem Kinderneurologen untersuchen lassen, um eine neurologische Beeinträchtigung auszuschließen. Durch den Druck, den das Baby beim Beißen ausübt, wird die Blutzufuhr in die Brustwarze unterbrochen. Die Mutter, deren Baby beim Stillen die Kiefer zusammenpresst, sagt daher möglicherweise, dass ihre Brustwarze gegen Ende der Stillmahlzeit weiß wird oder einen weißen Streifen hat. Die Mutter mag das Gefühl haben, dass das Babys während des größten Teils der Stillmahlzeit seine Kiefer zusammenpresst. Fast während der gesamten Stillmahlzeit kommt es zu intensiven Schmerzen, die sich sogar noch verstärken können, nachdem das Baby von der Brust genommen wurde und das Blut wieder in die Brustwarze strömt. Manche Mütter berichten von brennenden Schmerzen in der Brustwarze, die bis zu einer Stunde nach dem Stillen anhalten (Maher, 1988). (...) Ein Baby mit zu hohem Muskeltonus, das seine Kiefer zusammenpresst, entspannt sich vielleicht beim Stillen eher, wenn die Mutter es zuvor warm badet oder sanft von den Extremitäten in Richtung auf die Körpermitte hin massiert. Eine gebeugte Stillhaltung kann beruhigend auf ein hypertonisches Baby wirken. Dazu bietet sich zum Beispiel der Rückengriff an, bei dem sorgfältig darauf geachtet werden muss, dass die Füsse des Babys nach oben zeigen, statt an die Rückenlehne des Stuhls zu stoßen, auf dem die Mutter sitzt (dies veranlasst das Baby, sich aufzubäumen). Es hilft dem Baby, sich zu entspannen und seine Aufmerksamkeit auf wirkungsvolles Stillen zu richten, wenn es in leicht gebeugter Haltung (mit rundem Rücken) eingewickelt wird (Jozwiak, 1994). (...) Um das Baby am Zusammenpressen seiner Kiefer zu hindern, sollte die Mutter versuchen, sein Gesicht vor dem Stillen mehrfach erst mit kaltem und dann mit warmem Wasser abzureiben. Außerdem sollte sie kontrollieren, wie das Baby ansaugt, indem sie sein Kinn mit ihrem Daumen oder einem Finger herunterdrückt, um dem Zusammenpressen der Kiefer entgegenzuwirken. Fortwährender Druck auf das Kinn des Babys kann es ihr ermöglichen, beschwerdefrei zu stillen. Falls der Finger oder Daumen der Mutter während des Stillens abrutscht, kann sie ein Stück Gaze darumwickeln. Verliert das Baby an Gewicht und/oder lindert Druck auf die Unterlippe des Babys die Schmerzen nicht, muss die Mutter ihre Milch unter Umständen abpumpen und dem Baby auf andere Weise geben, bis der Beißreflex des Babys nachlässt." Ich hoffe, dass Ihnen meine lange Antwort weiter hilft und wünsche Ihnen, dass es doch noch klappt! Herzlichen Gruß, Kristina
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