Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schmatzen beim Stillen - Stilldesaster

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Frage: Schmatzen beim Stillen - Stilldesaster

Kunderella

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Sehr geehrte Frau Welter, nach der Geburt meiner Tochter hatte ich große Probleme beim Stillen. Da sie sehr laut schmatzte, wurde ihr Zungenbändchen im Krankenhaus durchgeschnitten, was allerdings nichts änderte. Die Schwestern (leider alle vom alten, recht rabiaten Typ) legten sie wieder und wieder (nicht sehr zimperlich ) an und sagten sie dürfe nicht schmatzen, das sei ein Zeichen dafür, dass sie nicht richtig saugen könne. Ich war damals sehr stillunerfahren und hatte natürlich Angst, dass etwas mit mir / dem Baby "nicht stimmen" könne. Ich versuchte also das Schmatzen durch verschiedene Stillstellungen wegzukriegen, meine Brust schmerzte damals enorm, es ging später so weit, dass das Blut herunterlief und ich beim Anlegen immer auf etwas beißen musste. Mit Hilfe von Stillhütchen und einer lieben Hebamme zu Hause besserte sich das Ganze irgendwann und nach ca. 1 - 1 1/2 schmerzhaften Monaten wurde das Stillen unkompliziert, meine Tochter hat allerdings immer (!) beim Stillen sehr laut geschmatzt (Beim Stillen in der Öffentlichkeit starrten immer alle und suchten, woher diese lauten Geräusche kamen). Rückblickend bin ich mir nun nicht sicher, ob wir wirklich ein vorhandenes Stillproblem hatten oder ob mir das vielleicht ein wenig eingeredet wurde und nicht alles glimpflicher abgelaufen wäre, hätte ich mich nicht so verunsichert gefühlt und einfach mal gemacht. Ist Schmatzen beim Stillen wirklich zwingend ein großes Problem (von der "Lärmbelästigung des UMfeldes einmal abgesehen?)? In Kürze erwarten wir weiteren Nachwuchs, wie sollte ich da am besten an das Stillen rangehen? Kann ich mir erlauben, nicht auf erfahrene Fachkräfte, sondern einfach auf mich selbst zu hören? Danke!


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Kunderella, wenn die Brustwarzen so wund waren, dass sie geblutet haben, stimmte wahrscheinlich tatsächlich etwas mit der Anlegetechnik nicht. Das Schmatzen deutet leider auch darauf hin. Ich vermute, dass Sie einfach keine wirklich kompetente Hilfe zur Seite hatten, denn ein Kind rabiat an die Brust zu drücken, ist sicherlich keine gute Lösung. Das muss sich allerdings nicht wiederholen! Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Ich wünsche Ihnen schöne restliche Schwangerschaftswochen, eine gute Geburt und diesmal eine problemlose und schöne Stillzeit. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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