Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

schlechtes Gewissen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: schlechtes Gewissen

Mitglied inaktiv

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Hallo Bigge, ich stille meine fünf Wochen alte Tochter total gerne und habe nach den üblichen Starschwierigkeiten auch keine Probleme damit. Nun habe ich eine alte Leidenschaft wieder entdeckt: DAS RAUCHEN! Ich habe während der gesamten Schwangerschaft nicht geraucht und auch erst zwei Wochen nach der Geburt wieder mal probiert. Ich habe dann täglich eine Zigarette geraucht. Doch gestern überkam es mich und ich habe drei geraucht. Ich achte darauf, daß ich gleich nach dem stillen rauche und bis zur nächsten Mahlzeitvergehen auch immer mindestens drei Stunden. Doch ich habe immer so ein wahnsinnig schlechtes Gewissen!Ich möchte auf beides nicht verzichten, denn wie gesagt, im Moment gibt es für mich nichts schöneres als mein Kind zu stillen( vielleicht sollte ich dazu schreiben, daß ich eigentlich gar nicht stillen wollte). sollte ich irgnetwas dringent beachten, oder lieber doch nicht rauchen? Bitte antworte mir, denn ich bin damit echt in der Predullie(wird das so geschrieben???????:-)) Vielen Dank und viele liebe Grüße Claudia


Biggi Welter

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? Liebe Claudia, Stillen und Rauchen müssen sich nicht gegenseitig ausschließen. Natürlich ist es das Beste, wenn eine Mutter nicht raucht, darüber brauchen wir wohl nicht zu diskutieren. Wenn man sich die Situation mal objektiv anschaut, wird ein Kind einer Raucherin in einem Umfeld mit Zigarettenrauchs mit all seinen Nachteilen aufwachsen. Demgegenüber stehen die Vorteile des Stillens, auch wenn die Milch mit Nikotin belastet sein wird. Nikotin tritt rasch in die Muttermilch über. Cotinin, das wichtigste Stoffwechselprodukt des Nikotins, erscheint ebenfalls rasch in der Muttermilch. Mit zunehmender Zahl gerauchter Zigaretten steigen Nikotin- und Cotiningehalt in der Muttermilch an (Schwartz-Bickenbach et al., 1987). Neben Nikotin und Cotinin sind weitere hochgiftige und auch krebserregende Stoffe in der Muttermilch von Raucherinnen zu erwarten. So sind z.B. die Kadmiumkonzentrationen in der Muttermilch gegenüber denen von Nichtraucherinnen deutlich erhöht (Radisch et al., 1987). Mögliche Folgen des mütterlichen Rauchens können bei der Mutter ein niedrigerer Prolaktinspiegel und beim Baby ein höheres Risiko für Atemwegserkrankungen, ein höheres Risiko für den Plötzlichen Kindstod und bei extrem starken Rauchen Erbrechen, Durchfall und schneller Herzschlag sein. Diese kindlichen Probleme treten aber auch bei passivem Rauchen auf. Der Plötzliche Kindstod (SIDS) kommt häufiger vor bei Babys von Rauchern. Gestillte Babys von Rauchern haben ein SIDS Risiko, das dem von nicht gestillten (nicht gestillte Babys haben ein höheres Risiko als gestillte Babys) Babys von Nichtrauchern gleich ist. Babys von Rauchern haben häufiger Atemwegserkrankungen. Diese Auswirkungen des Rauchens werden abgemildert wenn das Babys gestillt wird. In „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann 6. Auflage, Juni 2001 steht: „Stillenden Müttern ist dringend zu raten, das Rauchen einzustellen und auch darauf zu achten, dass der Säugling nicht durch andere Raucher in der Umgebung mitrauchen muss. Wenn nicht bereits während der Schwangerschaft, sollte spätestens ab der Geburt der Haushalt zur Nichtraucherzone erklärt werden. Sollte der Mutter das Einstellen des Rauchens nicht möglich sein, muss zumindest versucht werden, die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten auf 5 zu begrenzen. Ob ab 10 oder 15 Zigaretten täglich empfohlen werden sollte (Anmerkung: andere Autoren geben eine Zahl von 20 an) ist müßig zu erörtern. Es gibt keine Studien, die belegen, ab welcher Zigarettenzahl die Vorteile des Stillens von den Nachteilen des Rauchens überwogen werden. Außerdem ist nicht nur die Anzahl relevant. Das individuelle Rauchverhalten wie Inhalieren, Verwerfen von Zigarettenresten und Markenwahl beeinflusst den Toxineintrag in die Milch ebenfalls erheblich. Einige Autoren empfehlen, wenigstens 2 bis 3 Stunden vor dem Anlegen nicht zu rauchen. Dies erscheint bei Vielraucherinnen wenig praktikabel. Es mag aber als Anreiz zum Wenigerrauchen dienen." Du solltest - auch in deinem eigenen Interesse - versuchen, den Zigarettenkonsum möglichst gering zu halten und nicht neben dem Kind rauchen. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hi claudia... mir ging es auch so wie dir... Habe dann gelesen das der Körper ca. 90 min braucht um eine halbe Zigarette wieder abzubauen...also habe ich direkt nach dem stillen eine geraucht. Habe mir vorher immer zackig die Hälfte von der Zigarette abgeschnitten und da wars nur noch die Hälfte und ulkigerweise hat es funktioniert das mir die Halbe auch gereicht hat - der Drang war erstmal befriedigt...hört sich vielleicht blöd an war für mich aber so eine Art von Kompromiss... Liebe Grüße Melanie


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