Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Rund ums Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Rund ums Stillen

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Frau Welter, unsere Maus ist nun 16 Wochen alt und wird vollgestillt. Fläschen mit Tee angeboten nimmt sie nicht, ich versuche es nun auch nicht weiter. Nuckel nimmt sie auch nicht, egal welchen. Das Stillen hat von Anfang an gut geklappt und macht mir/uns richtig Spaß. Aber: Nun meine Fragen: Ich habe das Gefühl, dass sie nicht mehr satt wird. Kann das sein? Wir stillen abends 2-3 Stunden fast durchgängig, tagsüber sind es Abstände von max. 2 Stunden. Sie schreit, wenn ich die Mahlzeit beende (nach 15-20 Min, sonst trinkt sie immer nur 5-10 Min) und lässt sich erst wieder an der Brust beruhigen. Mich nervt das, zumal mir die Brüste nun weh tun und ich auch nicht als Nuckel dienen möchte. Nachts schlief sie meistens 7-9 Stunden durch, nun stehe ich alle 2 Stunden wieder auf.... 2 Sie sabbert plötzlich viel, hat ständig die Händchen im Mund und sieht mir jeden Bissen in den Mund hinterher. Machen das andere Babys auch oder ist das ein Zeichen von Hunger? Einen Großteil des Tages liegt sie auch schmatzend da :-) 3. Die Maus wiegt nun fast 7 kg (Start 3,5), überall höre ich, das sie Fettkringel hat, ein Sumoringer ist.... Das ärgert mich und wenn ich sie dann wieder anlege, denke ich jedesmal, nun wird sie noch "dicker". Irgendwie gerate ich momentan in einen Teufelskreis. Stillen ja gerne - aber nicht so oft, aus Angst sie bleibt so pumelg. Verwächst sich das wirklich wieder? Gibt es etwas, was ich tun kann, damit ich doch wieder ein wenig mehr Milch habe? Meine Ernährung ist nicht soooo umwerfend, morgens und abends esse ich mit meinem Mann regelmäßig und tagsüber, naja, mal mehr, mal weniger. Ich wiege nun auch schon weniger als vor der Schwangerschaft. Die Kleine saugt mich irgendwie aus :-) Ich danke Ihnen herzlich für Ihren Rat und wünsche einen schönen Tag. Mone


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

? Liebe Mone, das Verhalten Ihrer Kleinen ist klassisch für das Alter und dazu kommt noch die Hitze des Sommers sowie die Tatsache, dass die Kleine spürt, dass Sie ein Problem damit haben, sie zu stillen. Kinder haben sehr feine Antennen und so kommt es, dass die Kleine jetzt noch mehr Ihre Nähe sucht, weil Sie spürt, wie verunsichert Sie sind. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes oder gar an „falscher Erziehung“, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und dem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Es ist nicht notwendig einem Kind die Brust vorzuenthalten oder es mit Wasser oder Tee hinzuhalten, weil es vielleicht etwas mehr wiegt. Babys gibt es in verschiedenen Größen und mit verschiedener Statur und es ist nun einmal so, dass es kleine, schmale Babys ebenso gibt wie große, kräftige und alle Variationen, die dazwischen liegen. Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wieviel sie trinken. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.