Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

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Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: rund-um-die-uhr

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Hallo Biggi. Mein kleiner ist nun 6 wochen alt und ich habe das Gefühl, rund um die Uhr zu stillen. Nicht mal 2 stunden zwischen den mahlzeiten sind möglich. Semion schläft beim trinken immer wieder selig ein, erwacht nach ein paar minuten, räkelt sich und bölkt gleich nach mehr! das zieht sich oft 2 stunden hin. Lege ich ihn dann schlafen, erwacht er nach wenigen Minuten, fängt an zu weinen und nach allem ausprobieren beruhigt er sich erst wenn er wieder an der Brust liegt. Obwohl ich hilfe vom papa habe kann der mich kaum unterstützen: er hat keine Milch!!! Ich muß in den nächsten 2 Wochen mein Diplom fertig machen, sonst war mein Studium umsonst, scheinbar merkt der kleine das und gönnt mir keine ruhige Minute... Kannst Du mir einen Tipp geben? Es ist auch immer jemand da, der mir helfen könnte, aber es nützt nicht viel! lieben Gruß schlufy


Biggi Welter

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? Liebe Schlufy, dein Baby ist sechs Wochen alt und das ist ein Alter, in dem Babys rund um die Uhr an die Brust wollen, es ist das klassische Alter für einen Wachstumsschub. Es ist nicht sehr erstaunlich, dass ein Kind wieder aufwacht, wenn es nach dem Stillen hingelegt wird, denn es bekommt die Lageveränderung durchaus mit. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Möglicherweise wird dein Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist jedoch nicht verwunderlich, dass dein Baby weint, wenn es abgelegt wird. Die Lösung, wie das Baby am Alltag teilnehmen kann und sich bei der Mutter geborgen fühlt und die Mutter sich um den Haushalt oder andere Dinge zu kümmern kann heißt Tragetuch. Für meine Begriffe gehört ein (ausreichend langes) Tragetuch zu den wichtigsten Teilen einer Babyausstattung. Ein Tragesack kann ebenfalls als Tragehilfe verwendet werden, ist jedoch lange nicht so vielseitig, wie ein Tuch und ein korrekt gebundenes Tuch ist aus orthopädischer Sicht günstiger zu beurteilen als ein Tragesack. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Dein Baby kann deine Nähe spüren, es wird sich an deinem Körper beruhigen, Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Du hast mindestens eine Hand frei (und auch deinen Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchs einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglich es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit dir die Perspektive zu teilen. Lass dir einmal von einer tucherfahrenen Frau zeigen, wie vielseitig ein Tragetuch eingesetzt werden kann. Du wirst vielleicht sehr erstaunt sein, wie einfach der Alltag mit einem Kind im Tuch wieder wird. Tucherfahrene Frauen findest Du in fast jeder Stillgruppe und es wäre überhaupt ein guter Gedanke einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommst Du dort auch moralische Unterstützung. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Frag doch auch mal nach, ob Du nicht eine Zeitverlängerung für dein Diplom bekommen kannst oder ein Urlaubssemester einlegen kannst. Das nimmt dir den Druck und Du kannst dann erst mal tief durchatmen und dann dein Studium mit mehr Gelassenheit beenden. LLLiebe Grüße Biggi


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