Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Reicht meine Muttermilch aus?

Frage: Reicht meine Muttermilch aus?

MiMiGe

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Hallo, ich habe nicht wirklich ein Stillproblem, eher ein paar Fragen. Als erstes ein paar Eckdaten: - meine Tochter ist 3 Monate - ich stille voll und nach Bedarf - ich hatte eine ambulante Spontangeburt im Geburtshaus - Geburtsgewicht meiner Tochter 3110 g bei 47 cm, sie ist reifgeboren - niedrigstes Gewicht war 2940 g - jetzt wiegt sie 5450 g - am 2. Lebenstag mussten wir für eine Woche auf die Intensivstation wegen einer schweren Neugeborenengelbsucht - da wurde sie die ersten 3 Tage mit Pre-Nahrung gefüttert und hatte Infusionen, danach wurde sie mit Muttermilch (entweder per Flasche oder durchs Stillen) gefüttert - sie bekommt keine künstlichen Sauger und die Saugverwirrung haben wir überstanden - sie stillt allerdings nur insgesamt ca. 8 Min. beide Brüste - ich habe eine starken Milchspendereflex und die ersten 1 - 2 Min. ist sie nur am Schlucken, danach, wenn es weniger wird, fängt sie an immer ab- und wieder anzudocken - da wechsle ich meist zur 2. Brust, wenn sie es da nach dem Milchspendereflex auch macht, dann wechsle ich noch mal zur 1. Brust, damit sie noch ein wenig nuckeln kann, wenn sie möchte - manchmal schnalzt sie beim Stillen und windet sich und presst als hätte sie Verdauungsprobleme - meiner Meinung nach wird sie satt - sie ist allerdings oft sehr unruhig und schreit viel - ich habe aus der Apotheke eine Babywaage um ihre Gewichtszunahme zu überwachen und habe festgestellt, dass sie nur ca. 110 g pro Woche zunimmt - sie hat immer nasse Windeln und fast täglich Stuhlgang - meine Tochter bekommt die Brust auch zur Beruhigung, einfach zum Nuckeln ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- So nun hat die Kinderärztin gesagt, dass 100 g Zunahme in der Woche noch in Ordnung sind. Allerdings stille ich wohl zu oft. Manchmal halt alle Stunde, wenn meine Tochter möchte. Aber sie kann auch mal ein paar Stunden ohne. Die Kinderärztin meinte, dass sie 4 - 5 Stunden ohne aushalten müsste in ihrem Alter und ich solle warten bis sie schreit, weil sie dann richtig Hunger hat und besser stillt. Stimmt das!? Also ich warte ja auch nicht gern bis ich vor Hunger umkippe, deshalb möchte ich das meiner Tochter auch nicht zumuten! ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Meine Hebamme hat gesagt, dass ich vielleicht zu wenig Milch habe und sie deswegen so unruhig ist beim Stillen, weil halt nicht mehr so viel kommt. Deswegen nehme ich jetzt noch Boxhornkleedragees aus der Apotheke. Allerdings habe ich von Anfang an nach Bedarf gestillt, ich dachte dann gleicht sich die Milchmenge dem Bedarf an. Kann man irgendwie feststellen, ob ihr die Milch vielleicht zu wenig ist? Nach dem Stillen kann ich meist noch ca. 20 ml abpumpen. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Meine Mutter hat mit unserer Frauenärztin darüber gesprochen, dass meine Tochter so viel schreit und die meinte dann, dass meine Milch vielleicht zu dünn ist und ich sollte mal versuchen zu zufüttern. Wenn es das nicht ist, kann ich es ja wieder lassen. Von zu dünner Muttermilch habe ich noch nie etwas gehört!? Außerdem habe ich Angst, dass durch das Zufüttern die Balance verloren geht und wenn ich jetzt vielleicht schon einen Engpass an Muttermilch habe, will ich die Tendenz nicht noch fördern. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Allerdings manchmal, wenn sie sich so gar nicht beruhigt, habe ich Angst, dass sie vielleicht doch noch Hunger hat. Ein paar Mal habe ich versucht ihr nach dem Stillen noch ein Fläschen mit abgepumpter Muttermilch zu geben, aber die will sie nicht. Seit kurzem kommt sie auch wieder alle 2 Stunden. Auch in der Nacht, wo dies eigentlich nicht der Fall war. Ich weiß allerdings auch nicht, ob es wirklich der Hunger ist oder ob sie Schlafprobleme hat und die Brust zur Einschlafhilfe nutzt. Ist das mit dem Zufüttern eine gute Idee? Wird sich die Unruhe beim Stillen noch legen, wenn ihr Verdauungssystem besser gereift ist oder habe ich halt einen kleinen Gierhals? Danke für die Antworten! Ich hoffe, es ist nicht zu viel auf einmal. Hat sich ein wenig was angesammelt!


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe MiMiGe, ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. „Zu dünne Muttermilch“ ist ein Ammenmärchen. Am Aussehen der Milch lässt sich zudem nicht festmachen, was sie enthält. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern.Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch. Hier gibt es nur zwei Ausnahmen, dass die Milch nicht alles enthält, was das Baby braucht: bei extremen Ernährungsformen ohne jegliche tierische Produkte (vegane Ernährung) kann der Gehalt an Vitamin B12 in der Muttermilch nicht ausreichen und bei einer sehr seltenen Stoffwechselkrankheit.Ich gehe jedoch davon aus, dass Sie weder kurz vor dem Hungertod stehen, noch sich streng vegan ernähren oder gar an Hyperlipoproteinämie leiden. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass ein Problem im Stillmanagement besteht. Eine so lange Stilldauer in Zusammenhang mit einer geringen Gewichtszunahme sind ein sehr deutlicher Hinweis auf ein Saug und/oder Anlegeproblem. Deshalb ist hier dringend angesagt, dass das Saugverhalten des Kindes kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert wird. Häufiges Stillen und eventuelles Aufwecken sind zusätzliche Maßnahmen, die in dieser Situation ergriffen werden, um das Gedeihen des Kindes zu sichern. Nun kann ich aber weder Sie noch Ihr Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und Ihnen auch nichts zeigen. Am besten wenden Sie sich deshalb einmal an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe und lassen sich beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann Ihnen dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Ihnen erklären, woran Sie erkennen, ob Ihr Kind korrekt saugt und Ihnen überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi


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