Mitglied inaktiv
Hallo Biggi, ich bins mal wieder, Du hattest mir am Anfang meiner Schwangerschaft schon mal super geholfen. Jetzt ist es fast soweit, Anfang Mai steht bei uns ein Kaiserschnitt an. Da bei mir dann noch einiges anderes aus dem Bauch rauschgeschnipselt werden soll, rechne ich damit, dass die OP etwas länger dauern wird, wenn nicht gar in einer Vollnarkose endet. Eigentlich bin ich riesengrosse Verfechterin davon, dass das Neugeborene - schon wegen seiner Darmflora - als allererstes nichts anderes als Muttermilch bekommt. Die konkreten Fragen sind: 1) wie lange kann das Neugeborene ganz ohne Nahrung/Flüssigkeit auskommen (falls ich noch narkotisiert bin) bevor es zum ersten Mal etwas braucht 2) Was ist dann besser (falls ich immer noch nicht wach bin) eher Glukoselösung oder eher HA Pre? 3) Ich habe von meinem ersten Sohn noch eingefrorene Muttermilch aus 07.2006, was ja nun länger ist, als die berühmten 6 Monate Haltbarkeit. Könnte man, falls alles Stricke reissen, diese Milch auftauen und falls sie noch "normal" schmeckt besser diese geben? Besser als Glukose? Besser als HA Pre? Könnte man so eine Art Rangkiste der Möglichkeiten aufstellen? Ganz lieben Dank, Joshi
Liebe Joshi, mach dir keine zu große Sorgen! Auch nach einem Kaiserschnitt (auch wenn er etwas länger dauert und mehr gemacht wird) verläuft der Milcheinschuss nicht anders als bei einer normalen Geburt. Das Signal für den Beginn der Milchbildung wird durch das Ausstoßen der Plazenta gegeben und nicht durch die Wehen. Solange die Plazenta noch im Körper der Mutter arbeitet, schüttet sie ein Hormon aus, das die Milchbildung hemmt. Wenn die Plazenta dann ausgestoßen (oder beim Kaiserschnitt entfernt) wurde, fällt dieses Hormon weg und andere Hormone, die nun nicht mehr gehemmt werden, sorgen für das Einsetzen der Milchbildung. Selbstverständlich wird auch Kolostrum gebildet und selbstverständlich kannst und sollst Du sofort nach der Geburt mit dem Stillen beginnen. Anfangs können Mutter und Kind durch die Narkose schläfrig sein, und dadurch kann das erste Stillen weniger gut klappen. Die Wirkung des Narkosemittels lässt jedoch schnell nach. Wenn das Baby die meiste Zeit im oder am Bett der Mutter verbringt, der Vater oder eine andere nahestehende Person die meiste Zeit anwesend sein kann und darf, dann kann die Mutter auch das Kind nach Bedarf stillen, trotz stark eingeschränkter Bewegungsfreiheit und Infusionen. Meistens dauert es nach einem Kaiserschnitt etwas länger, bis die Milch "einschießt". Es ist gerade deshalb wichtig, das Baby so oft wie möglich anzulegen, damit es auch die wichtige Vormilch, das Kolostrum, erhält! Das Kind verhungert nicht, wenn es "nicht zugefüttert" wird, bis die Produktion der Muttermilch ausreichend ist. Gewichtsverluste in den ersten Tagen sind normal, da sie auf den Geburtsstress und die körperliche Umstellung zurückzuführen sind. Es stimmt wie gesagt, dass manchmal nach einem Kaiserschnitt der Milcheinschuss verzögert einsetzt, ABER: das liegt fast immer daran, dass die Mutter und das Kind getrennt wurden, das Kind nicht genügend Gelegenheit hatte frühzeitig und häufig an der Brust zu trinken und deshalb die Brust nicht genügend stimuliert wurde. Wenn das Baby im Anschluss an die Kaiserschnittgeburt uneingeschränkten Zugang zur Brust haben wird, dürfte alles genau so verlaufen, wie nach einer normalen Geburt. Wenn es sich um einen geplanten Kaiserschnitt handelt, sind die Voraussetzungen für das Stillen um einiges besser als bei einem Notkaiserschnitt, denn Du bist ja nicht durch stundenlange Wehen bereits erschöpft, wenn es zur OP kommt und das Baby ist wahrscheinlich auch weniger gestresst als nach einer Notsituation. Falls Du eine Periduralanästhesie haben wirst, kannst Du Baby anlegen, sobald der Bauch wieder zu ist (Du brauchst natürlich Hilfe dabei, aber mit etwas guten Willen von Seiten des Krankenhauspersonals oder der Hilfe fes Partners ist es machbar). Nach einer Vollnarkose kannst Du das Baby anlegen, sobald Du richtig wach bist und das Baby halten kannst. Wichtig ist, dass Du das Baby von Anfang an häufig anlegst, damit die Milchbildung in Gang kommt und das Baby lernt gut und richtig an der Brust zu trinken. Wird nach einem Kaiserschnitt bald und oft angelegt, verläuft das Stillen in der Regel wirklich nicht anders als nach einer normalen Geburt. Lass dir zeigen, wie Du trotz Bauchschnitt bequem stillen kannst, wie Du im Liegen stillen und wie Du dich mit dem Baby gemeinsam umdrehen kannst (ein Bett mit Seitengittern und vielen Kissen ist dabei sehr hilfreich). Gönne dir alle Ruhe, die Du nach der OP bekommen kannst, solange niemand diese Ruhe dahingehende interpretiert, dass Du Ruhe vor dem Kind brauchst. LLLiebe Grüße Biggi Welter