Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

NuvaRing

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: NuvaRing

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Mein Frauenarzt hat mir als Verhütungsmethode während der Stillzeit den NuvaRing empfohlen. Jetzt steht aber im Beipackzettel, dass man den Ring während der Stillzeit nicht verwenden soll, da Östrogene enthalten sind. Was ist denn nun richtig? Und welche Verhütungsmehtoden wird ansonsten für die Stillzeit empfohlen. Wir haben vorher NFP gemacht, das ist mir aber jetzt zu unsicher wegen dem unregelmäßigem Tagesrythmus. Viele Grüße, Alexx


Biggi Welter

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Liebe Alexx, für den NuvaRing gibt es noch keine Untersuchungen für die Stillzeit, der Hersteller rät davon ab. Auch in der Stillzeit können hormonale Kontrazeptiva verwendet werden. Welche Methode für dich ganz persönlich in Frage kommt, solltest Du mit deinem Frauenarzt besprechen. Ich zitiere dir zu diesem Thema aus dem „Beastfeeding Answer Book“ Augabe 1997: „Progesteronhaltige Antikonzeptiva Obwohl bei der Anwendung von hormonellen Verhütungsmitteln geringe Hormonmengen in die Muttermilch übergehen (Harlap, 1987; Hull, 1981), werden reine Progesteron-Präparate von den meisten Fachleuten als mit dem Stillen vereinbar angesehen (siehe letzten Punkt dieses Abschnitts). In vielen Studien wurde festgestellt, dass reine Progesteron-Präparate nur geringe Auswirkungen auf das Stillen haben. Einige Studien haben keine Wirkung auf die Menge und Zusammensetzung der Milch ergeben (McCann, 1994; WHO, 1994a), während sich in anderen Untersuchungen leichte Verbesserungen bei der Milchmenge und eine längere Stillzeit bei Müttern zeigten, die ein spezielles Progesteron-Depot-Präparat anwandten (Emery, 1993). In Bezug auf die Veränderungen in der Zusammensetzung der Milch besteht Ungewissheit, ob die leichten Veränderungen von Bedeutung sind, die bei Müttern bemerkt wurden, die hormonelle Antikonzeptiva verwendeten. Bei einer Durchsicht der Literatur stellte Fraser (1991) fest, dass sich das Wachstum und die Entwicklung von Babys, deren Mütter entweder reine Progesteron-Präparate oder östrogenhaltige Präparate einnahmen, nicht von dem der Babys unterschieden, deren Mütter keine hormonellen Antikonzeptiva benutzten. Allerdings wurde nicht zwischen vollem Stillen und teilweisem Stillen unterschieden. Die Ähnlichkeiten zwischen den Gruppen sowie die natürliche Unterschiedlichkeit der Zusammensetzung der Milch von Mahlzeit zu Mahlzeit und von Tag zu Tag führten Fraser zu dem Schluss, dass die Bedeutung der Veränderungen in der Milch, die in Verbindung mit hormonellen Verhütungsmitteln auftreten, unklar ist. In einer Studie wurde herausgefunden, dass die Anwendung von reinen Progesteron-Präparaten einen gewissen Schutz gegen den Verlust von Knochensubstanz bei stillenden Frauen bietet (Caird, 1994). Die reinen Progesteron-Präparate umfassen eine Vielzahl von Antikonzeptiva. Dazu zählen die Minipille, progesteronhaltige Intrauterinpessare, Vaginalringe, die Progesteron freisetzen, und Depotpräparate (Anmerkung: dazu gehört die Drei-Monatsspritze). Die auf der ausschließlichen Wirkung des Progesteron beruhenden Präparate führen dem Körper das Progesteron auf unterschiedlichem Wege zu. Aber ihre Empfängnis verhütende Wirkung basiert stets auf den gleichen Prinzipien: Der Eisprung wird unterdrückt, der Zervixschleim wird verdickt, so dass es für die Spermien schwieriger wird, weiter vorzudringen, und die Gebärmutterschleimhaut wird dünner. Ein bemerkenswerter Unterschied bei diesen Methoden, die auf einer zeitlich regulierten Freisetzung des Progesterons (Depot-Methoden) beruhen, besteht darin, dass der Progesteronspiegel im Blutkreislauf der Mutter höher ist als bei der Minipille (Kennedy, 1993). Diese Methoden sind bei vielen öffentlichen Gesundheitsämtern das Mittel der Wahl, da sie über einen langen Zeitraum hinweg die Gewähr für eine sichere Empfängnisverhütung bieten, und das unabhängig davon, wie sich die Frau verhält. Die Unterschiede bei diesen Methoden können dazu führen, dass die eine Methode besser zu der einen Frau passt als zu der anderen. Allerdings sind nicht all diese Methoden in allen Gegenden erhältlich. Die reine Progesteron-Minipille wird täglich - idealerweise immer etwa zur gleichen Zeit -eingenommen. Ihre Wirksamkeit ist abhängig von der regelmäßigen Einnahme und liegt etwas unter der von Kombinationspräparaten (ebenso beeinträchtigen vergessene Pillen die Wirksamkeit stärker als bei Kombinationspräparaten). Unregelmäßige Blutungen, eine bei der Minipille häufig beobachtete Nebenwirkung, treten in der Stillzeit normalerweise nicht auf. Der Progesteron freisetzende Vaginalring wird in die Scheide eingesetzt und dort ununterbrochen getragen. Durch ihn wird eine Schwangerschaft für einen Zeitraum von drei Monaten verhindert. Wie bei anderen reinen Progesteron-Präparaten haben Untersuchungen ergeben, dass ein Progesteron freisetzender Vaginalring keinen Einfluss auf die Dauer der Stillzeit oder das Wachstum des Babys hat (Shaaban, 1991). Andere zeitlich regulierte, auf reiner Progesteronwirkung beruhende Methoden sind: • Progesteron abgebende Intrauterinpessare - ihre Wirkungsweise beruht auf dem gleichen Prinzip wie die der hormonfreien IUPs, zusätzlich werden über einen gewissen Zeitraum hinweg geringe Mengen Progesteron in den Kreislauf der Mutter abgegeben; • Reine Progesteroninjektionen (Depo-Clinovir) - jede Injektion verhütet eine Schwangerschaft für einen Zeitraum von drei Monaten; • Reine Progesteron-Implantate - ein unter die Haut der Frau einzusetzendes Implantat, das eine Schwangerschaft für einen Zeitraum von maximal fünf Jahren verhindert. Es wird empfohlen, mit der Anwendung von progesteronhaltigen Präparaten erst nach einer Stillzeit von sechs bis acht Wochen zu beginnen. Ein früherer Beginn könnte die Milchmenge verringern oder die unreife Leber des Kindes belasten. Der Zeitpunkt für den Beginn der Anwendung eines progesteronhaltigen Präparates wird kontrovers diskutiert, und die Forschungsergebnisse dazu fallen unterschiedlich aus. Während in einer Studie keinerlei Auswirkungen auf das Stillen oder das Wachstum und die Entwicklung des Säuglings festgestellt wurden, wenn mit diesen Methoden eine Woche nach der Geburt begonnen wurde (Moggia, 1991), empfehlen andere Untersuchungen und anekdotenhafte Berichte, abzuwarten, bis sich die Stillbeziehung über einen Zeitraum von mindestens sechs bis acht Wochen hinweg eingespielt hat, bevor mit der Anwendung einer dieser Methoden begonnen wird (Institut für Reproduktive Gesundheit, 1994; WHO Task Force, 1994a; WHO Task Force, 1994b). Der frühen Anwendung von reinen Progesteron-Präparaten stehen die beiden folgenden Bedenken entgegen: • ein möglicherweise negativer Einfluss auf die Milchmenge und • fehlende Informationen über die Fähigkeit des Babys, die Hormone während der ersten Lebenswochen umzuwandeln, solange die Leber noch unreif ist (Institut für Reproduktive Gesundheit, 1994). Bei der Wahl des richtigen Zeitpunktes für den Beginn der Anwendung der progesteronhaltigen Präparate sollten die stillende Mutter und ihr Arzt die Phase der natürlichen Unfruchtbarkeit der Mutter während der ersten Lebensmonate ihres Babys, solange es hauptsächlich gestillt wird, in ihre Überlegungen mit einbeziehen. Obwohl kleine Mengen an Progesteron in die Muttermilch übergehen, haben Untersuchungen keine Langzeitwirkungen auf die Kinder stillender Mütter ergeben. Wissenschaftliche Untersuchungen haben sich mit den gestillten Kindern von Müttern beschäftigt, die progesteronhaltige Verhütungsmittel über einen Zeitraum bis zu siebzehn Jahren anwandten. Dabei konnten keine Langzeitwirkungen auf die sexuelle Entwicklung während der Pubertät oder auf irgendwelche anderen Bereiche entdeckt werden. Die Wissenschaftler folgerten daraus, dass der Gebrauch von reinen Progesteron-Präparaten während der Stillzeit keine negativen Auswirkungen auf lange Sicht auf das Wachstum und die Entwicklung von Kindern hat (Pardthaisong, 1992). Diese Studien geben jedoch keinen vollständigen Bericht über individuelles Stillverhalten und die Gesamthormonmenge, der die Kinder ausgesetzt sind. Reine Progesteron-Methoden werden von der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte als mit dem Stillen vereinbar angesehen (AAP Komitee für Medikamentenfragen, 1994).“ Ich hoffe, diese Informationen helfen dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi


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