Mitglied inaktiv
Guten Tag, mein Sohn ist 7 Monate alt. Ich stille ihn immer in den schlaf weil er anders nur unter weinen einschläft und das mag ich nicht! Nun habe ich gelesen, dass er so nicht durchschlafen wird? Bisher kommt er 2mal in der Nacht, er erwacht dann immer laut weinend. Als er 3 Monte alt war hat er 10 Stunden durchgeschlafen, aber seid er 5 Monate alt ist will er nachts wieder 2 mal stillen oder nuckeln. Meinen sie, das ist weil er in den Schlaf gestillt wird? Kann er so nie durchschlafen lernen? Andererseits finde ich es sehr schön wenn er an der Brust einschläft. Vielen Dank, Karin!
? Liebe Karin, Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Die Tatsache, dass es jede Menge Bücher zum Thema „Wie bringe ich mein Kind zum Durchschlafen" gibt, belegt ja ebenfalls, dass es viele Babys gibt, die nicht entsprechend den Vorstellungen unserer Gesellschaft schlafen und deshalb sollten wir alle uns einmal fragen, wie sinnvoll diese „Normen" sind und ob sie wirklich zum Wohle des Kindes sind oder nicht doch nur dem Wohl der Erwachsenen dienen. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Sie noch die nächsten Jahre damit verbringen müssen, Ihr Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Sie es sich jetzt vorstellen können. Dass ein Baby irgendwann ab vier bis sechs Monate wieder vermehrt in der Nacht aufwacht ist normal und entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... und nicht zu vergessen, dass tagsüber nicht immer genügend Zeit zum Stillen ist:-)) Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Haben Sie Geduld mit sich und ihrem Kind und lassen Sie Ihr Baby Baby sein. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga, jeder LLL-Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Liebe Karin, ich habe meine Tochter, bis sie vier Monate war, abends in den Schlaf gestillt. Eines Tages hat sie sich plätzlich von selbst von der Brust weggedreht und signalisiert, daß sie jetzt hingelegt werden möchte. Ab da war Stillen als Einschlafhilfe nicht mehr nötig! Dein Kind braucht vielleicht etwas länger, aber wenn Du es schön findest, was ihr beide tut, mach Dir kein Problem damit. Wenn Dein Kind bereits einmal durchgeschlafen hat, wird es das irgendwann auch wieder tun. Kann allerdings auch lange dauern... Meine Erfahrung mit meinen beiden Kindern (die ich allerdings nicht verallgemeinern will) war, daß beide wahrscheinlich heute noch in der Nacht trinken würden, wenn ich sie ließe. (Sie sind jetzt drei und ein Jahr alt. Die Große ist natürlich schon abgestillt). Mich hat das nächtliche Stillen sehr erschöpft. Außerdem haben die Kinder dann untertags wenig Hunger und alles kommt ein bißchen durcheinander. Wirklich schlimm ist das nicht, mich selbst aber hat es gestört. Die so verteufelten "Schlafprogramme" gibt es auch in sehr sanften Variationen. Eine davon habe ich zwei Tage (!) angewendet. Seither stille ich die Kleine zwischen fünf und halb sechs Uhr morgens, damit kann ich gut leben. Wenn Du selbst Dein Kind nicht weinen lassen möchtest, dann laß das mit den Schlafprogrammen sein. Es funktioniert nicht, wenn du nicht wirklich entschlossen bist, etwas zu ändern, z.B. weil du am Ende deiner Kraft bist. Was ich dir aber trotzdem vortsichtig raten möchte: geh auf die Bedürfnisse deines Kindes ein, aber hüpf nicht sofort, wenn es nur mäh sagt. Du bist auch wichtig. LG Birgila
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