Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Neue Phase ?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Neue Phase ?

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, meine Tochter ist 4 Monate alt. Ich stille sie Abends und auch untertags in den Schlaf und sie schläft auch bei uns im Ehebett. Von Anfang an wurde sie nur 2 Mal pro Nacht munter und ich stillte sie. Doch seit ca. 10 Tagen, verlangt sie stündlich bis 2-stündlich in der Nacht nach der Brust. Oft nuckelt sie nur 2 Mal kurz und schläft weiter. Manchmal trinkt sie aber auch recht viel. Ich habe den Eindruck, dass sie am Tag eher weniger trinkt, weil alles andere um sie herum spannender ist und sie sich ablenken lässt und dann holt sie in der Nacht alles nach. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ist nur Milchquelle bin und Schnullerersatz in der Nacht. Ist das eine Phase, die wieder vergeht? Der Beginn der Zähne, der sie anhänglich werden lässt oder sollte ich schon mit "Erziehungsmaßnahmen" beginnen und ihr zeigen, dass es Grenzen gibt und sie nicht dauernd an mir nuckeln kann? Wenn ich ihr in der Nacht die Brust nicht gebe, fängt sie zu weinen an. Prinzipiell geht es mir noch gut und ich bin nicht übermüdet. Aber natürlich sind solche Nächte anstrengend und ich habe Sorge, wenn diese Phase noch einige Wochen andauert, was ich dann machen soll? Danke im Voraus für deinen Rat. LG Doris


Biggi Welter

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Liebe Doris, es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Baby in diesem Alter nachts oft aufwacht und dann Trost, Ruhe und Geborgenheit an der Brust sucht. Dies ist keine "schlechte Angewohnheit" sondern ein Bedürfnis des Menschenbabys (und auch noch des Kleinkindes). Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft und auch das Durchschlafen ist nicht vorgesehen. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung so genannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser "Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Kind schläft "durch", wenn es reif genug dazu ist. Gerade im Alter ab vier Monaten gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind NICHT durchschläft. Das liegt jedoch nicht unbedingt an der Ernährung, sondern ist entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Ein Kind "muss" überhaupt nicht durchschlafen, ob gestillt oder nicht. Das klingt jetzt sehr provozierend, doch inzwischen bekomme ich schon manchmal die Krise, wenn es immer wieder so dargestellt wird, als ob Eltern oder Kinder "das Klassenziel nicht erreicht haben" weil das Kind ab einem bestimmten Alter nicht durchschläft. Jedes Kind hat seinen eigenen Zeitplan und wenn das Kind so weit ist, dass es durchschlafen kann, dann wird es das auch tun, genau so wie es zu dem für es richtigen Zeitpunkt laufen, sprechen und auf einem Bein stehen können wird. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Hab ein wenig Geduld mit dir und deinem Kind und lass dein Baby Baby sein. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. LLLiebe Grüße, Biggi


Mitglied inaktiv

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hallo, ich habe gestern fast die gleiche Frage zu Biggi gestellt. Ihre Antwort tat meiner Seele so gut, dass ich die Nacht "im meinen Kopf" besser überstanden habe. Es hat sich die Nacht zwar nicht viel verändert, etwas ja, aber ich glaube die Einstellung, dass ich jetzt weiss, dass Baby macht es nicht um mich zu manipulieren oder Essen nachholen (tagsüber genau wie bei deinem Baby, sehr leicht abgelenkt, wird 5 Monate am 12.)geht. Ich drucke Dir die Daumen beim Durchhalten! lg Kubka


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