Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nen ganzen Haufen Fragen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Nen ganzen Haufen Fragen

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo! Meine Kleine (5Wochen) hat seit einer Woche einen Nucki, weil (ganz ehrlich) mein Mann und ich das weinen nicht mehr hören konnten. Sie ließ sich nur durch unsere kleinen Finger beruhigen (oder durch die Brust, obwohl sie gerade gegessen hatte). Allerdings hab ich von Anfang an (auch schon als sie noch den Finger bekam) das Problem, dass ich nicht weiß, ob sie Hunger hat oder einfach nur ihr Saugbedürfnis stillen möchte. Spuckt sie den Nucki aus, wenn sie Hunger hat, oder behält sie ihn und trocknet dann aus, weil sie zu wenig trinkt? Dann noch eine Frage (ich hab nämlich echt Angst, dass sie austrocknet): Tagsüber trinkt sie so alle 3-4 Stunden, nachts schläft sie aber teilweise echt bis zu 7 Stunden (will ich mich nicht drüber beschweren, tut mir nämlich richtig gut). Sind die trinkabstände zu lang? Stimmt es eigentlich, dass wenn die Fontanelle eingefallen ist, die Babys dann Flüssigkeit brauchen? Meine Anna hat immer "eine Delle in der Fontanelle". Sie ist tagsüber oft sehr unruhig, schläft meist nur auf dem Arm ein, sobald man sie hinlegt, wacht sie wieder auf, hat trotz Sab Simplex (haben wir vom Kinderarzt gegen Bauchschmerzen verschrieben bekommen) oft Bauchschmerzen. Wenn ich sie anleg trinkt sie ziemlich hastig, verschluckt sich oft und hört nach ca.10min. wieder auf zu trinken. Das macht sie aber erst, seit meine Hebamme mir sagte, dass meine Kleine nach spätestens 30-40Min. mit einer Mahlzeit fertig sein sollte zum Schutz für meine Brust (hat vorher bis zu einer Stunde pro Seite "genuckelt"). Und es sollten mindestens zwei Stunden zwischen zwei Mahlzeiten liegen, da sonst neue auf alte Mumi kommt und das Bauchschmerzen verursacht. Dann soll ich ihr beide Brüste zum Trinken anbieten, was aber mache ich denn, wenn sie nach 10Min.(wie oben beschrieben) total erschöpft aufgiebt und auch oft einen großen Teil der Milch wieder ausspuckt? Weiß irgendwie garnicht mehr, was ich machen soll, jetzt sind meine Brüste endlich so weit, dass mir beim Ansaugen keine Tränen vor Schmerzen mehr in den Augen stehen und ich habe soviel Milch, dass ich ständig "auslaufe". Aber irgendwie scheint meine Kleine nicht wirklich zufrieden mit allem zu sein. Wie stille ich denn richtig? Hat der Schnuller irgendwelche negativen Auswirkungen auf das Stillen? Was kann ich gegen die vollen Brüste in der langen Nachtpause machen (die tun dann nämlich echt mega weh und auch das ansaugen an der vollen Brust ist nicht wirklich angenehm)? Oder soll ich meine Anna nach einer bestimmten Zeit wecken? Ich hoffe das waren jetzt nicht zuviele Fragen und ist nicht zu wirr. Vielen Dank schonmal im vorraus. Liebe Grüße, Sandra


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Sandra, ich werde deine Fragen jetzt nicht in der von dir gestellten Reihenfolge beantworten, sondern so, wie es für mich einen Zusammenhang ergibt. Zunächst einmal gibt es keinen Grund, dass Du zwischen zwei Stillzeiten einen Mindestabstand einhältst. Es ist ein Ammenmärchen, dass ein Mindestabstand notwendig ist, um Bauchprobleme zu vermeiden oder sie zu beseitigen. Es gibt keinen Beweis, für die "Frische Milch auf halbverdaute Milch" Theorie. Irgendjemand hat damit angefangen zu behaupten, dass dadurch Probleme entstünden und seither geistert diese Theorie durch Deutschland und im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen.. Interessanterweise sagen aber selbst die Anhänger dieser Theorie, dass bei einem Wachstumsschubs selbstverständlich häufiger angelegt werden darf und muss. Alle Stillexperten propagieren das Stillen nach Bedarf und ohne irgendeinen Mindestabstand. Muttermilch ist außerdem innerhalb von längstens 60 bis 90 Minuten vollständig verdaut. Lege dein Kind an, wenn es nach der Brust verlangt, ganz gleich ob die letzte Stillzeit vier Stunden oder eine Viertelstunde her ist. (Den Abstand zwischen zwei Stillzeiten berechnet man übrigens vom Beginn des letzten Anlegens bis zum Beginn des nächsten Anlegens). Ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass dein Baby durch den Stillmarathon deine Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Sab Tropfen enthalten einen Wirkstoff, der entschäumt. Da Muttermilch aber nicht geschüttelt wird und deshalb auch keine Luftblasen enthält, wirkt dieses Mittel bei gestillten Kindern nicht wirklich. Der wichtigste Punkt zur Vermeidung von Blähungen ist das korrekte Anlegen und richtige Saugen und das kann eine Stillberaterin sich bei euch einmal ansehen. Die Fontanelle ist einem häufigen Wandel unterworfen (so kann sie sich aufwölben, wenn das Baby sehr schreit) und um auf einen Flüssigkeitsmangel hinzuweisen müsste sie sehr stark eingesunken sein. Wenn alle Anzeichen für ein gut gedeihendes Kind vorhanden sind und das Kind sich wohl fühlt, ist eine eingesunkene Fontanelle nicht zwingend ein Hinweis dafür, dass das Kind zu wenig Flüssigkeit bekommt. o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht, mit zunehmendem Alter verringert sich die Gewichtszunahme. o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Punkte erfüllt sind, ist eine eingesunkene Fontanelle, die in der Tat in Zusammenhang mit anderen Kriterien (wie geringer Urinmenge, Elastizitätsverlust der Haut, Teilnahmslosigkeit) auf einen Flüssigkeitsmangel hinweisen kann, in der Regel nicht bedenklich, denn die Fontanelle wechselt mit der Aktivität und der Durchblutung und ist mal tiefer mal höher zu spüren, Schwankungen sind bei einem sonst gesunden Kind, das die oben aufgeführten Kriterien erfüllt, normal. Vielleicht gehst Du aber dennoch, einfach zu deiner eigenen Beruhigung zur Kinderärztin/arzt und lässt dir bestätigen, dass mit dem Baby alles in Ordnung ist. Nun zum Schnuller. Ich würde zumindest in den ersten Wochen von einem Schnuller ganz abraten, denn ganz gleich, was die Werbung für welchen Sauger auch immer behauptet: Kein künstlicher Sauger reicht an der Original heran und jeder künstliche Sauger kann bei einem dafür empfänglichen Kind zu einer Saugverwirrung führen. Ein Schnuller ist kein zwingend notwendiger Bestandteil der Babyausstattung (eben so wenig wie die Flasche). Es ist auch nicht das Baby, das den Schnuller braucht, sondern es sind die Eltern, das sollte sich jede Mutter und jeder Vater bewusst machen. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein: o Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen. o Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. o Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. o Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. o Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. o Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein "schnullerabhängiges" Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Wenn schon Schnuller, dann wirklich überlegt, wie ein Medikament überlegt eingesetzt werden sollte und auch mit Blick auf die Zukunft und nicht nur auf den momentanen "Vorteil" Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonst wie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. o Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. o Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. o Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. o Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht "kiefergerecht", wie es immer wieder behauptet wird. Zusätzlich wäre es sinnvoll, wenn Du dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden könntest, die dir im direkten Gespräch noch gezieltere Tipps geben kann. Ich suche dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, das kommt mir alles so bekannt vor, les mal meinen Artikel über 2. Stillkind- völlig verunsichert. Wir waren heute beim Oesteopathen, vielleicht hilft es ja was. Ich bin in Gedanken bei Dir! Liebe Grüße Bienjte


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.