Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

nächtlicher stillmarathon

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: nächtlicher stillmarathon

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hallo! ich hoffe, sie haben vielleicht einen rat für mich. mein sohn ist jetzt 5 monate alt. seit 2 wochen bekommt er mittags brei, schafft jetzt ungefähr ein halbes glas und will dann auch nicht mehr an die brust. ansonsten wird er noch voll gestillt. nun ist es so, dass er noch nie besonders gut geschlafen hat. am anfang nur an brust/auf arm...dann nur noch auf dem arm...dann mal 2 wochen alleine in seinem bett (ich saß daneben)...aber noch nie durchgeschlafen, kam immer mindestens 2 mal...nun sind die nächte seit 2 wochen eine katastrophe, er wird ständig wach, schläft teilw abends erst ein, wenn wir auch ins bett gehen (schläft in unserem bett) und lässt sich nachts nur mit stillen beruhigen. dabei hat er keinen hunger. heute war er irgendwann so voll, dass er gar nicht mehr trinken konnte, dann aber auch nicht eingeschlafen ist...ich weiß mir nicht mehr zu helfen, bin total erledigt... dazu kommt, dass er ab januar von meiner mutter betreut wird (4 tage die woche, eine nacht soll er eigtl dort schlafen) und ich keine ahnung hab wie das klappen soll...flasche verweigert er leider...er hat sie mal genommen, aber nun nicht mehr...sollte ich vorher abstillen? pulvermilch hat er bis jetzt auch immer verweigert (haben 3-4 mal probiert aufgrund eines termins wo wir ihn dann letzendlich doch mit hatten)...haben sie einen rat??


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Liebe Maus05, es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Ihre Mutter Ihr Kind betreut, wird sich Ihr Baby schnell an die neue Situation gewöhnen und wird sich dann wahrscheinlich auch von ihr füttern lassen. Wenn die Situation vertrauter ist, können Sie Ihr Kind auch übernachten lassen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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