Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nächtl. stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nächtl. stillen

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Meine Tochter ist jetzt 8 1/2Monate alt und wacht nachts noch immer auf und hat Hunger trotzdem sie abends einen Milchbrei,den sie nicht auf ißt, bekommt und danach noch die Brust. Sie hält max. 6h durch. Auch mit Tee gibt sie sich nicht zufrieden. Was kann mann machen oder heißt es noch Geduld haben?


Biggi Welter

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? Liebe Jenny, ja, es heißt Geduld haben und das unter Umständen noch eine ganze Weile. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Außerdem ist Stillen nun mal mehr als reine Abfütterung und der Hunger nach Nähe und Geborgenheit, der beim Stillen „gestillt“ wird, ist ebenso wichtig, wie der körperliche Hunger. Mal ganz davon abgesehen, dass es sehr viel einfacher ist, ein Kind wieder durch Stillen in den Schlaf zu begleiten, als nachts übermüdet mit einem weinenden Kind zu reden und es zu streicheln, bis es endlich wieder (und vielleicht auch nur vor Erschöpfung) einschläft. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens `Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen kannst. LLLiebe Grüße Biggi


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