Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

nächtl. Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: nächtl. Stillen

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Mein kleiner Paul (4 Wochen alt) kommt nachts so ca. 4 mal im Abstand von ca. 1,5 - 2 Stunden. Leider ist der Kleine so müde, dass es es nicht schafft länger als 2-5 Minuten zu trinken. Nach der besagten Zeit hat er dann natürlich wieder hunger. Ich habe es schon mit wicklen vor dem Stillen probiert, aber er wird nicht richtig wach. Ich würde meinem Kleinen gerne helfen satt zu werden und dann auch besser schlafen zu können. Vielleicht haben Sie ja ein paar hilfreiche Tips für uns?! Besten dank im voraus, liebe Grüße Raffaela und Paul P.S.: Meine Kinderärztin rät ihn schreien zu lassen, damit er wach wird! Fühle mich aber sehr schlecht dabei!!!


Biggi Welter

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? Liebe Raffaela, ich fürchte, dass Sie (und auch die Kinderärztin) eine etwas ungenaue Vorstellung von dem normalen Verhalten eines kleinen Babys haben. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Für ein so kleines Menschlein ist es absolut normal, dass es auch nachts alle zwei Stunden Hunger hat (jeweils vom Beginn des letzten Stillens bis zum Beginn des nächsten Stillens gerechnet). Es weiß noch nichts davon, dass es einen Unterschied zwischen Tag und Nacht gibt, das muss es erst noch lernen. Ganz sicher wird es diesen Unterschied aber nicht dadurch lernen, dass es nachts geweckt wird. Im Gegenteil: die nächtlichen Stillzeiten sollten bevorzugt ganz ruhig verlaufen, möglichst ohne Licht (vielleicht gerade mal ein kleines Nachtlicht, damit Sie im (Halb)Dunkeln dem Kind den Weg zur Brust erleichtern können), Wickeln nur, wenn absolut unumgänglich und keine großen Gespräche, sondern allenfalls leises beruhigendes Zureden oder Murmeln. So lernt das Kind, die Nacht soll eine Zeit der Ruhe sein. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Haben Sie Geduld mit sich und Ihrem Baby und lassen Sie dem kleinen Menschlein Zeit, sich an das Leben „draußen" zu gewöhnen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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