Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nachtschlaf

Frage: Nachtschlaf

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Hallo! Ich habe folgendes Problem: Also. Marius ist am 4.9.03 geboren und hat seit er ca. 5 Wochen alt war bis vor ca. 2 Wochen durchgeschlafen - d. h. ca. 7-10 Stunden am Stück. Die letzten Nächte haben wir aber Action pur. Er pupst die ganze Nacht durch - und das obwohl er am Tag eigentlich keinen Blähbauch hat. Er will dann entweder den Schnuller oder am besten gleich an die Brust. Ich stille ihn noch voll. Gebe inzwischen auch wieder Lefax. Das hat er auch als ganz kleiner bekommen. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass es ihm hilft. Ich weiss nicht, ob ich ihn schon zu sehr verwöhnt habe und er deshalb erst wieder "runterkommt", wenn er an Mamas Busen adoggen darf. Ich kann leider nicht schlafen, wenn er bei mir im Bett mit liegt, aber ich habe die Wiege gleich neben mir stehen. Trotzdem bin ich absolut gerädert. Zumal ja mein Großer in der Früh auch seine Forderungen stellt. Denn ab ca. 7.00 Uhr bis 10.00 Uhr am morgen ist dann plötzlich Ruhe. Nur nützt mir das nicht mehr viel . Am Tag trinkt er inzwischen weniger - so habe ich zumindest den Eindruck. Er lässt sich dann leicht ablenken und guckt lieber, was sein großer Bruder macht. Wie mache ich ihm die Mahlzeiten am Tag wieder schmackhaft und die Nächte erträglicher? Vielen Dank für Ihre Antwort! Nicole


Biggi Welter

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Liebe Nicole, vor allem wenn ein Baby, das bereits lange Schlafphasen hatte, wieder vermehrt aufwacht, dann ist dieser „Rückschritt" für die Mutter meist nur schwer zu akzeptieren und welche Mutter sehnt sich nicht nach ununterbrochenem Schlaf. Doch es ist leider so, dass sehr viele Babys mit vier bis sechs Monaten beginnen nachts wieder häufiger aufzuwachen. Das liegt jedoch nicht unbedingt an der Ernährung, sondern ist entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Vielleicht hatte Ihr Baby die Blähungen auch früher schon und hat trotzdem gut schlafen können. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. So schwer es auch ist einen „Rückschritt“ zu akzeptieren und wieder auf den ununterbrochenen Schlaf verzichten zu müssen: es gibt kein Patentrezept, um das Schlafverhalten von Babys und Kleinkindern entsprechend den Vorstellungen von uns Erwachsenen zu optimieren. Wenn Sie gerne lesen und die Zeit dazu finden, möchte ich Ihnen das Buch „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte“ von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears (Professor für Kinderheilkunde und achtfacher Vater) erklärt warum Kinder so schlafen wie sie es tun (und nicht wie wir es erwarten) und gibt Tipps wie die Nächte für alle Beteiligten angenehmer werden können. Das Buch ist im Buchhandel, bei La Leche Liga und bei jeder LLL-Stillberaterin (auch hier im Still-Shop) erhältlich. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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