Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nachts weniger oder gar nicht stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nachts weniger oder gar nicht stillen

Malou85

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Guten Morgen Biggi, ich wollte auf Anraten der Stilltreffleiterin mal testen, wie lange mein Kleiner (jetzt 4 Monate, korrigiert 2,5 Monate alt) durchschläft. Normalerweise stille ich ihn nachts, wenn er sehr unruhig und wach ist. Er trinkt dann auch immer :-) Gestern haben wir ihn um 19 Uhr stillend schlafen gelegt. Er hat dann schon ab ca. 23 Uhr "Geräusche" gemacht und durchgehend am Daumen genuckelt. Allerdings hat er sich nicht sonst weiter beschwert. Gegen 2 Uhr hatte ich das Gefühl, er quengelt etwas und habe ihn dann doch gestillt. Auch weil meine Brüste extrem voll waren. Danach war er allerdings noch unruhiger, klag, als sei er stark mit der Verdauung beschäftigt... irgendwann war wieder Ruhe. Um halb fünf bin ich erneut aufgewacht, weil ich die vollen Brüste nicht mehr ausgehalten hatte. Da er diesmal aber eindeutig am Schlafen war, habe ich sie nur ausgestrichen, und ihn dann um 6 Uhr zum Aufstehen (unsere normale Zeit) gestillt. Meine Fragen sind nun: 1) ist es okay, wenn er unruhig am Daumen lutscht oder soll ich lieber stillen? 2) mein Eindruck war, dass das Stillen seine Unruhe verstärkt hat. Wäre das auch ein Grund, nachts NICHT zu stillen? 3) falls ich nicht mehr oder seltener nachts stille, wann "kapieren" das meine Brüste? Hört es irgendwann auf, dass sie trotzdem so voll werden? Oder was kann ich dagegen tun? Das ausstreichen belastet mich im Schlaf ehrlich gesagt viel mehr, als wenn der Kleine sie an mir leer nuckelt... Vielen lieben Dank, Malou


Biggi Welter

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Liebe Malou, wie nimmt Dein Baby denn zu? Im Moment würde ich schon häufig anlegen und wenn Dein Baby die Brust nimmt, würde ich sie auch geben, gerade bei einem Frühchen. Die Unruhe kommt wahrscheinlich nicht vom Stillen, evtl. hast Du einen starken Milchspendereflex, mit dem das Baby (gerade nach einer langen Pause) nicht so zurecht kommt. Trinkt Dein Baby sehr hastig, verschluckt es sich oft? Die Brust ist ein eher träges Organ, das sich nur langsam auf Veränderungen einstellen mag, aber es ist tatsächlich möglich, dass sie sich auf unterschiedlich lange Stillintervalle einstellt. Wenn Dein Baby länger schläft, dann streiche zunächst in der Nacht noch etwas Milch aus, um einen weiteren Stau zu vermeiden, mit der Zeit gewöhnt sich die Brust daran. Lieben Gruß Biggi


Malou85

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Liebe Biggi, danke für die schnelle Antwort! Mein Kleiner nimmt eigentlich sehr gut zu. Er ist mit 47cm und 2190g geboren und wiegt nun mit genau 4 Monaten 5650g bei 62,5cm. Ist das okay? Ja mein Milchspendereflex ist leider extrem. Eigentlich trinkt er aber gerade nachts im Liegen dennoch ruhig. Aber so doll wie die Milch in ihn hineinschießt, kann das schon stimmen, dass ihm das zu schaffen macht. Da würde es vermutlich auch helfen, wenn ich vor dem Stillen ein wenig ausstreiche. Er nimmt viel schneller zu als andere Babys, die ich kenne. Daher dachte ich, es sei sogar gut, nachts NICHT zu stillen, wenn er nicht gerade Bedarf anmeldet... um ihn nicht zu überfüttern. GLG, Malou


Biggi Welter

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Liebe Malou, Dein Kind nimmt hervorragend zu :-))). Und mach Dir bitte keine Sorgen wegen dem Gewicht, ein nach Bedarf gestilltes Kind kann nicht überfüttert werden! Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg Dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst Du Dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du Dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du Dein Baby von unten mit zwei Kissen in Deinem Schoß und lehnst Dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, stille im Liegen. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst, verschlimmert sich das Problem noch weiter. biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du Dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stille Dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann Dein Baby auch schon an Deiner Brust trinken während es auf Deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Deinem Bauch einschlafen lassen.) lass das Baby oft aufstoßen. vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt Deinem Baby die von Dir bevorzugte Haltung nicht. Am besten besprichst Du mit einer Stillberaterin in Deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Liebe Grüße Biggi


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