Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nachts stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nachts stillen

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Liebe Biggi, ich lese Dein Forum schon seit einiger Zeit und finde es ganz toll. Ich moechte Dich nun mal zu folgendem fragen: Meine Tochter ist 7 Monate alt und seit Anfang Oktober gehe ich wieder arbeiten (bin von 7h bis 18 aus dem Haus). Tagsueber kuemmert sich ihr Vater um sie. Sie hat nie die Flasche nehmen wollen und das war am Anfang ein grosses Problem, inzwischen nimmt sie sie etwas besser, aber immer noch nur hoechstens 400ml (Fertigmilch, ich kann tagsueber nicht abpumpen) am Tag. Den Rest trinkt sie nachts (sie bekommt mittags Gemuesebrei und abends etwas Hirse mit Apfel). Ich habe sie bei mir im Bett und es macht mir auch nichts aus, dass wir aufwachen und ich sie stille, im Gegenteil, sonst wuerde ich sie ja gar nicht sehen. Allerdings trinkt sie wieder so oft, seit ich im Buero bin, dass wir uns nicht sicher sind, ob wir ihr eher schaden als nuetzen und es vielleicht besser waere, sie ganz auf die Flasche umzustellen. Wenn sie nachts aufwacht muss sie immer trinken, um wieder einzuschlafen, anders geht es gar nicht. Meine Frage ist, ob sich das irgendwann von selber gibt und sie lernt, anders einzuschlafen oder muss ich sie irgenwann eh umgewoehnen? Zur Zeit bringe ich sie um 18.30h ins Bett, sie wird dann gestillt und schlaeft gegen 19h/19.15h. Sollte sie einmal ohne Stillen einschlafen, ist es ein Riesengeschrei, bis sie dann endlich schlaeft (tagsueber schreit sie auch immer bevor sie dann endlich einschlaeft). Normalerweise trinkt sie dann das naechste Mal um 21/21.30h und danach alle 2 Stunden. Das letzte Mal dann gegen 4.30h/5h und danach nicht mehr, dann ist sie naemlich entweder wach oder zu satt, nehme ich an. Die erste Flasche bekommt sie dann erst um 8.30 oder 9h, weil sie ja zu satt ist von der Nacht. Machen wir da irgendwo einen Fehler oder ist es besser, sie nachts weiterzustillen. Ich weiss, dass sie sich die Naehe holt nachts, aber sie kommt mit ihrem Vater super zurecht und schaut nun mehr nach ihm als nach mir. Vielen Dank fuer Deine Hilfe, liebe Gruesse Kerstin


Biggi Welter

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Liebe Kerstin, danke für dein nettes Lob :-). Dein Kind kann nicht "verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt und die bekommt sie durch das Stillen. Stillen ist ja nicht nur Ernährung, sondern gibt deinem Kind auch Nähe, Geborgenheit und Sicherheit und ich denke, dass dein Baby sich nachts diese Extraportion Mama holt. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Dein Kind braucht deine Nähe und wahrscheinlich auch das geborgene Gefühl an der Brust. Das ist sicher nicht immer einfach für die Mutter, die auch mal gerne was anderes tun würde, aber letztlich kostet es nicht mehr Nerven und Zeit, als sich ständig neue Methoden auszudenken und das Baby weinen zu lassen. Sobald das Kind die nötige Reife hat, wird es von selbst alleine (ein)schlafen. Von Durchschlafen spricht man, sobald ein Baby fünf Stunden oder länger in einem Stück schläft. Um welche Tageszeit das ist, spielt keine Rolle für den Begriff "durchschlafen". Die Fähigkeit längere Zeit am Stück zu schlafen ist unabhängig von der Ernährung. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi


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