Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nachts stillen

Frage: Nachts stillen

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, meine Tochter ist jetzt 32 Wochen alt. Seit ca. 2 Monaten sind die Nächte sehr stressig. Zum einen kann sie nicht mehr selbst einschlafen, d.h. ich kann sie nicht mehr wach hinlegen, dann schreit sie nur und zum zweiten wird sie in 1,5 - 2 Std. Abständen wieder wach und läßt sich nur durch Stillen wieder beruhigen und schläft dann meistens auch wieder ein. Mittlerweile hole ich sie nach dem ersten Aufwachen zu mir ins Bett, damit ich wenigstens etwas Schlaf bekomme und nicht jedesmal völlig wach werde. Nun bekomme ich von allen Seiten schon die Vorwürfe, ich hätte sie verwöhnt und soll sie auch mal etwas schreien lassen, was mir aber widerstrebt. Eigentlich wollte ich nur bis ca 1 Jahr stillen, aber wenn es bis dahin mit dem Schlafen nicht besser ist, weiß ich nicht, ob ich sie von der "Brust losbekomme". Jetzt weiß ich nicht so recht, wie ich mich verhalten soll. Ob es O.K. ist, wie ich es momentan handhabe oder ob ich sie tatsächlich an etwas gewöhne. Vielleicht gibt es ja andere Mütter, denen es so ähnlich gegangen ist. Für Eure Tips wäre ich auch dankbar. Dir Biggi schon mal Danke für die Antwort. Grüße Martina


Biggi Welter

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Liebe Martina, seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser "Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Versetze dich einmal in die Lage deiner Tochter: sie wird alleine und wach in ihr Bett gelegt und die Mutter geht aus dem Zimmer. Sie ist alleine und fühlt sich unsicher, ja ängstlich, denn Babys sind Traglinge, sie sind auf den dauernden Kontakt angewiesen, um sich sicher und beschützt zu fühlen. Sie beginnt zu rufen (weinen). Das ist das natürliche Verhalten des verlassenen Kindes. Sie hat noch kein Zeitgefühl und lebt nur im Hier und Jetzt. Der Moment ist unendlich. Sie weiß nicht, dass nach xxx Minuten wieder jemand kommt. Sie weiß auch nicht, dass ihr "eigentlich" keine Gefahr droht, weil die Mutter ja im Raum nebenan ist. Sie fühlt nur, dass sie alleine ist und ruft und ruft ... Je nach Temperament des Kindes wird es unterschiedlich schnell resignieren und aufhören zu rufen oder vor Erschöpfung einschlafen. Es geht also nicht ausschließlich darum, dass deine Tochter zum Einschlafen gestillt wird, sondern darum, dass sie die Nähe, die Geborgenheit und die Sicherheit durch dich oder auch ihren Vater oder eine andere sehr vertraute Person braucht. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass bis jetzt noch jedes Kind aus dem Bett der Eltern ausgezogen ist und zwar lange vor der eigenen Hochzeitsnacht: ). Die Zweifler und all die, die meinen, dass sie es besser wissen, kannst Du ja mal fragen, ob sie gerne alleine schlafen und ob sie der Meinung sind, dass sie ihren Partner "verwöhnen" (im Sinne von "verziehen"), wenn sie gemeinsam in einem Bett, vielleicht sogar aneinandergekuschelt, schlafen. Um Menschen bewusst zu manipulieren, muss ein gewisses logisches Denkvermögen und auch bereits eine vorausschauende Denkweise vorhanden sein. Über beides verfügt ein Baby oder Kleinkind noch nicht, denn es kennt noch keinen Zeitbegriff und es hat auch noch keine zielgerichteten Gedankenfolgen wie sie erforderlich sind, um den Eltern "auf der Nase herumzutanzen". Es ist deshalb auch nicht möglich ein Baby zu "verwöhnen" im Sinne von "verziehen". Ohnehin ist verwöhnen ja nichts Negatives. Freuen wir uns nicht alle darüber, wenn uns jemand verwöhnt will heißen etwas Gutes tut. Verwöhnen ist nichts anderes als jemandem etwas Gutes tun, dafür zu sorgen, dass er sich wohl fühlt und das ist etwas Positives. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Hab ein wenig Geduld mit dir und deinem Kind und lass dein Baby ruhig weiterhin Baby sein. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Martina, habe Deinen Beitrag gelesen und kann Deine Zweifel gut verstehen, denn Du wirst ja auch von den anderen Mitmenschen verunsichert. Mir ging es genauso, meine Tochter ist nun 19 Monate schläft bei uns im Ehebett und wird in den Schlaf gestillt. (Wollte eigentlich auch nur 1 Jahr stillen und zur Zeit versuche ich das Einschlafeb ohne Brust zu üben- klappt aber noch nicht). Muß mir sehr oft von Leuten anhören, das meine Tochter noch gestillt wird, aber ich höre da nicht mehr drauf. Tue das was Dir Dein Gefühl sagt. Übrigens hat Biggi auch mir dieses Buch "Schlafen und Wachen" empfohlen, habe es gelesen und daher auch meine Einstellung geändert. P.S. Dieses Buch gibt es auch in einigen Bücherhallen. Gruß Vera


Mitglied inaktiv

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hallo, genau das gleiche "problem" habe ich auch. meine kleine schläft nur mit stillen ein. wenn ich das irgendwo erzähle, dann kommt meist der ausspruch das liegt an dir selbst. verwöhn sie doch nich so! was in dem alter schläft sie noch nich durch. kann doch nich sein. meine tochter soll eigentlich in ihrem bettchen schlafen. ich stille sie in den schlaf und lege sie dann in ihr bett. meist wird sie dann so gegen 0:30 wach. ich hole sie dann zu mir und natürlich bleibt sie dann den rest der nacht bei mir, weil ich auch gleich wieder einschlafe. sie wird auch noch öfter wach, sucht sich aber dann den busen allein. kann also nicht zählen wie oft ich sie nachts stille. oft bin ich total verunsichert. klar sehne ich mich auch mal wieder nach einer durchschlafenen nacht. würde morgens gern etwas früher hochkommen. manchmal bin ich dann auch drauf und dran dieses sogenannte schlaftraining zu nutzen. aber bislang habe ich immer noch auf mein bauch- und herzgefühl gehört, welches mir sagte: "dein baby wird schlafen wenn es dazu bereit ist." klar ist es schön wenn die kleinen schlafen wie wir großen, aber es sind nunmal babys die noch viel trost und zuwendung benötigen. gruß anni


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