Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nachts Stillen

Frage: Nachts Stillen

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Folgendes las ich (sinngemäß) in einem Artikel der Zahnärztekammer: Nachts soll man Babys, die bereits Zähne bekommen haben, nicht stillen, sondern mit Tee beruhigen. Der Zuckergehalt der Muttermilch greift die Zähne des Babys an, auch wenn abends zuvor mit Zahnbürste und Pasta geputzt wurde. Sollte das etwa stimmen ?


Biggi Welter

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? Liebe Irina, Auslöser für Karies ist ein Bakterium mit dem Namen Streptokokkus mutans. Weder Langzeitstillen noch nächtliche Stillen leistet - entgegen der immer wieder geäußerten Meinung - dem Karies keinen Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind, die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort geschluckt wird. Die Milch läuft aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch. Gestillte Kinder und auch langzeitgestillteKinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens. Selbstverständlich ist aber auch für gestillte Kinder Zahnpflege notwendig. Wenn Du englisch lesen kannst findest Du weitere Informationen, auch eine Presseerklärung von LLLI zum Thema Karies auf der Homepage von LLLI (www.lalecheleague.org). Gib dort einmal die Suchbegriffe „decay", „dental caries" und „dental health" ein, dann müsstest Du entsprechende Artikel finden. Harry Torney, ein britischer Zahnarzt hat in Nottingham auf der LLL-Europakonferenz im letzten Sommer einen Vortrag zum Thema „Breastfeeding and Dental Health" gehalten und in seinem Vortrag aufgezeigt, dass es keinen Zusammenhang mit vermehrtem Auftreten von Karies und Langzeitstillen gibt. Er hat auch eine Arbeit darüber veröffentlicht: „Prolonged, on demand breastfeeding and dental caries - an investigation, Torney PH, M Dent Sc thesis, Trinity College, Dublin 1992 LLL-Großbritannien hat vor etwa einem Jahr auch eine Infobroschüre mit dem Titel „Breastfeeding and Dental Health" herausgebracht. Über die LLLI-Seite kommst Du auch zu Seite von LLLGB und kannst dort eventuell diese Broschüre bestellen. Ich kann Ihnen (per Post) auch einige Quellenangaben für Studien zum Thema Stillen und Karies schicken, allerdings ebenfalls nur auf englisch. Wenn Sie daran interessiert sind, schicken Sie mir Ihre Adresse an meine private email Biggi.Welter@lalecheliga.de LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Ach was. Da hat wieder einer was falsch verstanden und schwätzt es nach! gib hier doch mal "Karies" oder "Nuckelkaries" als Suchbegriff ein, dann findest Du schon mal etliches. Biggi wird mehr dazu schreiben, aber ich kann Dir schonmal sagen: die Muttermilch kommt kaum an die Zähne, weil sie erst im RAchen eintrifft. Wenn Du um das mechanische Funktionieren des Ausmelkens der Brust durch das Kind weisst, leuchtet Dir das ein. Es ärgert einen ungemein, wenn solch ein Mist von Leuten repliziert wird, die sich nicht auskennen, das aber von sich behaupten. Zahnärzte sind keine Fachleute, aber sie schwätzen von Muttermilch. Lächerlich. Das ist als, ob mir der Fleischer was von vegetarischer ernährung erzählt. Hat die Zahnärztekammer auch drauf hingewiesen, dass die meisten Kinder ihren Karies übertragen bekommen DURCH DIE FLASCHE ODER DEN SCHNULLER; den die Mutter ableckt? Nein? sollte sie aber. Hier noch ein paar Fachartikel, die vielleicht helfen, zusätzlich zu dem, was Biggi Dir schreiben wird... lg doro ************************************ 6/2001: Die Bedeutung der Gewohnheiten beim Flaschenfüttern für die Übertragung von Streptococci mutans von der Mutter auf das Kind und ihren Kariesstatus in deutschen Familien: Ziel der Studie war es, Faktoren zu ermitteln, die bei Kindern mit der Übertragung von Streptococcus mutans und dem Kariesbefall, gemessen als DMFT, im Zusammenhang stehen könnten. An der Studie waren 85 Jungen und 70 Mädchen im Alter von 30 Monaten beteiligt. Die Ernährungsanamnese der Kinder und die Fütterungspraktiken wurden in einem Elternfragebogen erfasst. Die Zahl der kariösen Defekte der Kinder wurde ermittelt und die Speichel-MS der Kinder und ihrer Mütter mit dem Dentocult SM-Test bestimmt. Bei 34 Mutter-Kind-Paaren wurden je 2 Proben mit Spatel entnommen. Die Reinkulturen wurden mit biochemischen Methoden und über das Fettsäuremuster ihrer Membranlipide identifiziert (MIDI, Newark, USA). Für alle Isolate wurden Bakteriocine-Prints angefertigt, um die Ähnlichkeit innerhalb einer Familie und zwischen den Bakterienstämmen festzustellen. 65 % der Mütter und 24 % der Kinder wiesen hohe Speichel-MS auf (Stufen 2 und 3). Darüber hinaus konnten bei 50 % der Mütter und 9 % der Kinder eine höhere Koloniezahl festgestellt werden. 59 % der Stämme entwickelten Bakteriocine gegen Streptococcus sanguis, S. oralis, S. gordonii, S. mitis und S. salivarius. 41 % der Mutter-Kind-Paare beherbergten die aktiven Stämme, davon die Hälfte jeweils identische. Die Kariesschäden der Kinder wurden mit einer mittleren dmft von 0,6 ± 2,0 registriert. Es bestand eine direkte Korrelation zwischen der MS-Stufe und der Kariesprävalenz. Die oberen Schneidezähne waren signifikant häufiger kariös. Die Daten deuten darauf hin, dass Füttern mit der Flasche die Übertragung der MS von der Mutter zum Kind unterstützt und so zu einer höheren Kariesinzidenz beitragen kann. Das gilt insbesondere für das nächtliche Füttern. IME Wissenschaftlicher Informationsdienst, 6/2001 ************************************ Pressemitteilung der LAGZ Baden Würtemberg: "Säuglingskaries durch spätes Abstillen? Fluoride und gründliche Mundhygiene schützen erste Zähne. Spätes Abstillen ist nicht für die Entstehung einer typischen Säuglingskaries verantwortlich. Dies belegt eine niederländische Studie. Untersucht wurden 96 Kinder im Alter von 14 bis 42 Monaten, die im Durchschnitt 21 Monate lang gestillt wurden. 85 Prozent der Kinder waren kariesfrei, 5 Kinder hatten eine gewöhnliche Karies mit durchschnittlich 2,5 geschädigten Zähnen, 9 Kinder eine typische Säuglingskaries mit durchschnittlich 11 kariösen Zähnen. Kinder, bei denen eine typische Säuglingskaries festgestellt werden konnte, zeigen, so die niederländischen Wissenschaftler, gewisse Gemeinsamkeiten: Sie wurden erheblich häufiger am Tag gestillt als kariesfreie Kinder. Zwei Drittel der Kinder verwendeten zur Zahnreinigung keine fluoridhaltige Zahnpasta und viele erhielten keine zusätzlichen Fluoridgaben. Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass fortgesetztes Stillen allein nicht zu einem vermehrten Auftreten von Karies führt. Richtig ist zwar, dass Muttermilch eine stärkere kariesauslösende Wirkung hat als Kuhmilch; um eine Säuglingskaries auszulösen, müssen jedoch - wie bei jeder anderen Karieserkrankung - mehrere Faktoren zusammenkommen: So spielen das Alter des Kindes, der Zeitpunkt des Zahndurchbruches, die Zufütterungsgewohnheiten und die Zusammensetzung der Mundflora ebenso eine Rolle wie Häufigkeit und Technik der Zahnreinigung. Die Wissenschaftler empfehlen bei einer fortgesetzten Stillperiode, das Stillen auf wenige Male pro Tag zu beschränken. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Kinder ausreichend mit Fluorid versorgt werden und ihre Zähne gründlich gereinigt werden." IME-Pressedienst 9/99 hier zitiert von Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Würtemberg


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Hi! Wenn Du mal zufällig beobachten konnstest, was Dein Baby da mit der Brustwarze unternimmt und wie weit es sie in den Mund hineinzieht (brrrrr!!!), dann weißt Du auch , dass das schon deshalb gar nicht sein kann. Ansonsten würde ich glatt nachschwätzen, was Doro gepostet hat. LG


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