Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Muttermilch wird weniger

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Frage: Muttermilch wird weniger

Mitglied inaktiv

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Hallo, meine kleine Anna ist nun fast 4 Wochen alt und seit ca. 1 Woche füttere ich in Absprache mit meiner Hebamme (die aber diese Woche leider in Urlaub ist)einmal pro Tag "Milupa Aptamil Pre" dazu! Sie hatte über zwei Tage hinweg nur geschrien und stündlich nach der Brust verlangt! Nachdem ich zugefüttert hatte war sie endlich wieder zufrieden, satt und schlief nach der ersten Flasche gleich 6 Stunden am Stück durch! Nun wollte ich aber gerne weiter stillen und habe alles mögliche versucht meine "Muttermilchproduktion" anzuregen! (Stilltee hängt mir schon an den Ohren wieder raus, Malzbier kann ich auch nicht mehr sehen usw....) Anna trinkt auch weiterhin Muttermilch (soweit welche vorhanden ist), das heißt ich lege sie immer noch regelmäßig an (auch das soll ja die Milchmenge fördern)!! Aber leider ist das alles bei mir fehlgeschlagen und mittlerweile wird sie vom stillen überhaupt nicht mehr satt, es ist irgendwie nicht genug Milch in der Brust, im Gegenteil, ich habe eher den Eindruck, es wird von Mal zu Mal weniger! Kann ich sofort komplett auf Flaschenernährung umsteigen? Oder muss ich etwas beachten? Zur Zeit bin ich mit der Situation eher unzufrieden und das wirkt sich irgendwie ja auch auf meine Kleine aus! Würde mich über einen Rat sehr freuen! Danke schon mal, Carmen mit Anna


Biggi Welter

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? Liebe Carmen, ich fürchte, hier ist wieder mal ein Wachstumsschub (wie er sehr typisch mit etwa drei Wochen eintreten kann) mit zu wenig Milch verwechselt worden. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Wenn Sie jetzt also doch einen Versuch machen wollen, mit Ihrem Kind zu einer harmonischen Stillbeziehung zu finden, dann kann ich Ihnen nur wärmstens ans Herz legen, sich an eine Stillberaterin vor Ort zu wenden, die Sie direkt dabei unterstützen kann. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. Ich gebe Ihnen nun noch einige allgemeine Hinweise zur Förderung der Milchmenge, bis Sie eine Kollegin vor Ort erreichen können. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wachzuhalten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses „Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Nach ein paar Tagen sollte eine Gewichtszunahme bei Ihrem Baby feststellbar sein. Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Am besten wäre es, wenn Ihnen eine Stillberaterin vor Ort das Abpumpen genau erklärt und Ihnen zeigt wie Sie die Brust massieren können. Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich nicht positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen. Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird. Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Stillhütchen können dieses Problem noch weiter verschärfen. Am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt. Die derzeit notwendige Zusatznahrung sollte nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher) gegeben werden. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Möglicherweise ist der Einsatz eines Brusternährungssets sinnvoll. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen. Wenn Sie den oben genannten Tipps folgen, müssten Ihre Milchmenge und auch Ihr Kind nach ein paar Tagen deutlich zugenommen haben. Falls Sie jedoch wirklich abstillen wollen, kann Ihnen die Kollegin auch dabei zur Seite stehen. Beim Abstillen gehen Sie am besten so vor, dass Sie Ihr Kind zunächst anlegen, aber es sich nicht vollständig satt trinken lassen, sondern anschließend noch die Flasche anbieten. Bei manchen Kinder empfiehlt sich auch die umgekehrte Vorgehensweise, zuerst Flasche anbieten und anschließend noch die Brust, das müssen Sie ausprobieren. Allmählich steigern Sie die Menge der Flaschennahrung, bis die Mahlzeit vollständig ersetzt ist. Falls die Brust dann zu spannen beginnt, pumpen Sie gerade so viel Milch ab oder streichen von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. Ein Einschränken der Trinkmenge (wie es leider immer noch häufig empfohlen wird) ist nicht empfehlenswert. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Was hingegen hilfreich sein kann, ist das Einschränken des Kochsalzkonsums. Auch sollten Sie keinesfalls die Brust hochbinden. Was hilfreich sein kann ist ein gut sitzender, stützender BH, der jedoch keinesfalls einengen darf. Es gibt auch naturheilkundliche und homöopathische Mittel, die zum Abstillen eingesetzt werden können. Wenn Sie sich hierfür interessieren, wenden Sie sich bitte an eine entsprechend ausgebildete Ärztin/Arzt oder Hebamme. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo noch einmal, erst mal vielen herzlichen Dank für die lange und ausführliche Antwort! Natürlich möchte ich eigentlich nicht aufhören zu stillen! Ich hielt es nur für sinnvoll, weil ich eben den Eindruck habe/hatte, ich hätte nicht genug Milch! Ihren Beitarg habe ich mir erstmal komplett ausgedruckt und werde ihn mir intensiv durchlesen um zu sehen, was ich besser machen kann! Auch würde ich mich über kompetente Beratung vor Ort sehr freuen! ich wohne in 59348 Lüdinghausen! Vielen lieben dank für Ihre Mühe, Carmen mit klein Anna


Biggi Welter

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? Liebe Carmen, selbst wenn Sie nicht so viel Milch bilden könnten, dass es ausreicht, Ihr Baby vollständig zu ernähren, so wären auch kleinste Mengen an Muttermilch wertvoll für Ihr Kind. Doch es ist extrem selten, dass eine Frau tatsächlich zu wenig Milch hat, sehr oft liegt zu wenig Milch an falscher Betreuung. Fragen Sie bei Frau Hedwig Willeke Tel.: 02393-220161nach, sie kann Ihnen genau sagen, wer die nächstgelegene LLL-Stillberaterin ist. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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