Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Muttermilch weniger gehaltvoll??? (DRINGEND!!)

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Muttermilch weniger gehaltvoll??? (DRINGEND!!)

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, ich brauche dringend deinen Rat!! Bin heute völlig fertig vom KiA gekommen und bin total verwirrt. Und zwar hat meine Kleine seit dem 08.11.06 der letzten VU nur 30gr. zugenommen. Sie wird voll gestillt, 6x am Tag, einmal vorm einschlafen und noch einmal Nachts. Zusätzlich bekommt sie seit 4 Wochen noch Mittagsbrei und trotzdem hat sie nicht zugenommen. Der KiA schließt irgendeine Krankheit aus und meint jetzt weil ich zwei Kinder in 2 Jahren bekommen und in die zweite Schwangerschaft hineingestillt habe meine Milch nicht mehr in Ordnung ist!! Er meint meine Reserven wären aufgebraucht und jetzt würde es nicht mehr reichen. Ich soll ihr jetzt Folgemilch geben und morgens und Abends schon Brei dazu. Habe dann zuhause mal versucht Milch abzupumpen und es kommt jede Menge, ist also eigentlich genug da. Kann das also stimmen das meine Milch weniger gehaltvoll ist??? Kann ich dem irgendwie entgegenwirken??? Gegen den Brei habe ich ja nichts, aber dasstillen wollte ich schon gerne beibehalten. Meine Mutter behauptet übrigens Stein und Bein das Lena saugschwach oder trinkfaul sei, das sie pro Malzeit eigentlich nur 10 Min. braucht. Kann es sein das sie einfach nur zu wenig trinkt aber Hunger zeigt nicht wirklich. Ich hoffe du kannst mir helfen, ich bin echt fertig und fühle mich hilflos und schuldig und allesauf einmal......... Grüße Sam


Biggi Welter

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Liebe Sam, ich bin immer wieder betroffen und betrübt, wenn ich erleben muss, dass eine Frau so verunsichert ist, dass sie Angst hat, dass ihre Milch nicht das Beste ist, was es als Nahrung für ihr Kind gibt. Du musst dir keine Sorgen um die Qualität deiner Milch machen. Es gibt keine zu dünne oder zu wenig nahrhafte Muttermilch. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Nach sechs Monaten enthält die Muttermilch noch die gleichen Inhaltsstoffe wie vorher. Die Milch wird ab sechs Monaten keineswegs plötzlich "schlechter" oder "weniger gehaltvoll". Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch liegt bei etwa 68 kcal/100 ml. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So steigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an. In der Abstillphase kommt in Bezug auf den Salzgehalt zu Veränderungen. Beikost hat weniger Kalorien als Muttermilch, wird vom Körper des Kindes schlechter verwertet und so kann eine frühe Einführung der Beikost dazu führen, dass die Gewichtszunahme sich deutlich noch weiter verlangsamt. Es ist jetzt ratsam, dass Du dein Kind vermehrt anlegst, um die Milchmenge zu steigern. Wie ein Kind trinkt, ist vom Temperament des jeweiligen Kindes abhängig. Es gibt eifrige Pragmatiker, die zügig und effektiv trinken und nippende Genießer, bei denen eine Mahlzeit unendlich lange dauern kann. Ob Lena tatsächlich saugschwach ist, kann ich nicht beurteilen, ich kann sie ja nicht sehen. Am besten wendest Du dich deshalb einmal an eine Kollegin vor ort, die da sehr viel gezielter beraten kann. Bis Du eine Stillberaterin erreichen kannst hier einige allgemeine Hinweise zur Steigerung der Milchmenge: Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du deine Babys in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Nach ein paar Tagen müssten auf diese Weise sowohl deine Milchmenge als auch dein Baby zunehmen. Wenn nicht, melde dich nochmals. LLLiebe Grüße Biggi


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Hallo Sam, einen Tipp habe ich nicht ( aber Biggi hat dir ja schonsuperviel dazu geschrieben).Ich dachte nur es tröstet dich vielleicht dass meine Tochter seit Mitte Dezember sogar etwas abgenommen hat. Sie ist 20 Wochen alt und wird noch voll gestillt. Meine KiÄ hat gesagt solange sie so fit wirkt, die Windeln immer gut nass sind, sie sich gut entwickelt, muss ich mir keine Sorgen machen. Ich muss nun alle 4 Wochen wiegen und messen kommen und werde trotz fehlender Zunahme weiterhin beruhigt dass sie fit ist und nicht unterernährt. Lass dich nicht stressen und stille weiter solange es deinem Kind gut geht. Lieben Gruß, Melanie


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