Mitglied inaktiv
Hallo, ich brauche heute mal etwas Zuspruch. Unsere kleine Tochter ist fast zehn Wochen alt und unser jüngstes von vier Kindern. Ich stille sie, weil ich der Meinung bin, dass dies das Beste für mein Kind ist. Leider steht mein Mann dem Stillen sehr skeptisch gegenüber. Er ist der Meinung, dass das Baby über die Muttermilch zu viele Schadstoffe aufnimmt, und es mit Flaschennahrung besser bedient wäre. Quasi, als sei Flaschennahrung "reiner" als Muttermilch. Leider mußte ich in den letzten zehn Wochen auch immer mal wieder Medikamente nehmen ( Antibiose bei Endometritis, Vomex bei MDV etc..) , und jedesmal wollte mein Mann, dass ich endlich abstille und das Baby den Schadstoffen nicht mehr aussetze. Ich bin schon ganz verunsichert und gar nicht mehr sicher, ob ich meinem Kind nicht tatsächlich mehr schade als nutze. Vielleicht haben sie noch ein paar Argumente FÜR das Stillen, auch wenn man ab und zu Medis nehmen muß? Mein Mann akzeptiert schon, dass ich stillen möchte, also, er redet es mir nicht ständig aus oder so. Aber er steht auch nicht hinter der Entscheidung und verunsichert mich. Und noch ein zweites Anliegen: da unsere Maus schon durchschläft, pumpe ich nachts immer mit einer elektrischen Pumpe ab. Mein FA hat sie mir netterweise verschrieben, nachdem ich ständig mit Milchstaus kämpfte. Er kann das Rezept noch einmal verlängern (immer für vier Wochen), aber dann ist Schluß. Mit den Handpumpen komm ich überhaupt nicht zurecht. Ich kann damit absolut nicht den Milchspendereflex auslösen. Gibt es noch eine Möglichkeit, so ein Rezept zu verlängern? Dürfen Stillberaterinnen so ein Rezept ausstellen? Denn ohne Pumpe weiß ich nicht, wie ich zurecht kommen soll. Ich bekomme sehr schnell einen Stau, und dann ist eine fette Masitis auch nicht mehr fern. Und spätestens, wenn ich mit 40 C° Fieber im Bett liege und mein Mann sich wieder vom Dienst befreien lassen muß, um sich um die Kids zu kümmern, ist es ganz vorbei mit meinen Argumenten FÜR das Stillen :-(. Haben Sie vielleicht eine Idee, wie ich diese Pumpe noch länger behalten kann? Ich möchte so gern das erste halbe Jahr stillen (mindestens :-) ). Liebe Grüße, Ulli
Liebe Ulli, in der neuesten Ausgabe von "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann, (2006), steht unter dem Titel "Stillen trotz Umweltbelastung": "Die positiven Wirkungen des Stillens sind erwiesen. Es sind nur ausgesprochene Umweltskandale (wie Methylquecksilber in Minamata) oder individuelle Vergiftungen, die ein gestilltes Kind akut über die Muttermilch gefährden. Global betrachtet können nach Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit durch das Stillen 1,3 Millionen Kindstode pro Jahr bis zum 5. Lebensjahr vermieden werden (Jones 2003). Eine Beeinträchtigung des Säuglings über die "normale" Kontamination der Muttermilch wurde bisher nicht festgestellt. Es ist nicht gerechtfertigt, die Stilldauer aufgrund der allgemeinen Schadstoffbelastung generell einzuschränklen, wie dies noch vor 10 Jahren empfohlen wurde." Es ist eine erfreuliche Tatsache, dass der Schadstoffgehalt der MuMi in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen hat, so dass Untersuchungen der MuMi schon lange nicht mehr notwendig oder empfohlen sind. Übrigens findet auch schon in der Schwangerschaft ein Schadstofftransfer zum Kind hin statt, ohne dass sich viele Frauen überlegen, ob sie deshalb vielleicht auf ein Kind verzichten sollten... Dass aufgrund der Schadstoffbelastung früher abgestillt werden soll, wird bereits seit Jahren nicht mehr empfohlen, im Gegenteil! Die Empfehlung der WHO ist aktueller denn je und kürzlich wurde in Dublin ein europaweiter Aktionsplan zur Förderung des Stillens verabschiedet, der zum Ziel hat, den aggressiven Vermarktungspraktiken der Säuglingsnahrungs , Flaschen und Saugerhersteller Einhalt zu gebieten und den "Internationalen Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten" der WHO in die nationale Gesetzgebung zu übernehmen und die Empfehlungen der WHO zum Stillen auch und besonders in Europa umzusetzen. Leider wird Medikamentenrisiko häufig überbewertet und die Konsequenzen, die ein plötzliches Abstillen für das Kind mit sich bringen, werden häufig unterschätzt. Tatsächlich kommt es selten zu Symptomen einer gesundheitsschädigenden Wirkung von Medikamenten über die Muttermilch. Die Risikoinformationen in Beipackzetteln und Einschätzungen in Arzneibüchern sind irreführend und geben keine Hilfestellung bei der Wahl einer adäquaten Therapie. Für die meisten Erkrankungen stehen Medikamente zur Verfügung, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Bei therapeutischen Empfehlungen oder der individuellen Beurteilung des Medikamentenrisikos während der Stillperiode sollten definitiv Handbücher zu diesen speziellen Thema (z.B. "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann, 6. Auflage 2001) oder eine Beratungsstelle für Embryonaltoxikologie wie zum Beispiel das Institut für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin hinzugezogen werden. Eine Pumpe muss Ihnen vom Arzt verordnet werden, wenn er Ihnen kein Rezept mehr gibt, können Sie evtl. einmal schauen, ob Sie gebraucht eine kleine elektrische Pumpe kaufen können. Außerdem können Sie sich an eine Kollegin vor Ort wenden, die Ihnen zeigen kann, wie Sie von Hand Milch ausstreichen können. Eine Stillberaterin in Ihrer Nähe finden Sie im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi
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