Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Muss ich mit B(r)eikost beginnen?

Frage: Muss ich mit B(r)eikost beginnen?

Annushka

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Hallo liebe Stillberaterinnen, mein Sohn ist gestern 6 Monate alt geworden. Ich stille ihn noch voll und habe mir schon vor Monaten vorgenommen ab dem 6. Monat mit Beikost zu beginnen... Nun, wo er so weit ist, frage ich mich ob es irgendwelche Nachteile für das Kind hat, wenn ich's noch abwarte? Das Stillen geht problemlos, ich habe das Glück, dass ich 2 Jahre beruflich pausieren kann, sodass ich nicht zum 1. LJ abstillen muss. Ich stille von beiden Seiten, der Kleine wird nach ca. 3 Stunden gestillt und ist ein fröhliches Baby. Er zeigt noch kein Interessen an unserem Essen - obwohl er in einem Babysitter Babybjörn an unserem Mittagstisch "sitzt". Eine meiner Freundinnen meinte, dass ich dem Kleinen keinen Gefallen tue, wenn er noch weiter voll gestillt wird, da er sich nicht ans richtige Essen gewöhnt und später deswegen Schwierigkeiten z.B. beim Schlucken haben könnte. Wie sehen Sie das? Hat es Vorteile weiter voll zu stillen? Viele Grüße und vielen Dank im Voraus!


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Annushka, es ist prima, dass der Kleine gut gedeiht und zufrieden ist, aber das schließt nicht aus, dass er dennoch jetzt bereit für Beikost ist. Mit etwa sechs Monaten ist es in der Regel so weit, dass sich der kindliche Speiseplan erweitert und das heißt ja nicht automatisch, dass damit das Stillen beendet ist. Das Kind wird auch ab der Einführung der Beikost weiter stillen wollen, aber es wird eben nicht mehr ausschließlich gestillt. Die Empfehlung der Freundin, dass mit einem halben Jahr mit Beikost begonnen wird, deckt sich mit der Empfehlung der WHO und es stimmt nicht, was leider immer wieder verbreitet wird dass die WHO ein längeres Vollstillen empfehlen würde. Sicher ist es im Einzelfall möglich, dass ein Kind länger als sechs Monate ausschließlich gestillt wird, aber keinem Kind sollte ab etwa einem halben Jahr die Beikost vorenthalten werden, wenn es danach verlangt, auch dann nicht, wenn es mit der Muttermilch weiter „satt“ wird. Der „Idealzustand" wäre, dass die Mutter das Kind anschaut und darauf achtet, wann es zu erkennen gibt, dass es bereit für die Beikost ist. Das können Sie an den folgenden Anzeichen erkennen: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, • der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Das Kind sollte einigermaßen ohne Stütze oder nur mit sehr wenig Unterstützung sitzen können, so dass es in der Lage ist, selbst Nahrung in die Hand zu nehmen und in den Mund zu führen. Wenn es Ihnen die Nahrung aus der Hand reißt und voller Begeisterung in den Mund steckt, dann ist sicher der Zeitpunkt gekommen, dass Sie ihm ergänzend zur Muttermilch auch andere Nahrung anbieten. Die Einführung der Beikost ist dann jedoch keineswegs mit einem Ersetzen der Muttermilch durch feste Nahrung gleichzusetzen. Die Gewichtszunahme verlangsamt sich mit zunehmendem Alter und nimmt auch mit Einführung der Beikost in der Regel nicht wieder zu, sondern wird eher noch langsamer. In den ersten drei bis vier Monaten liegt die übliche Gewichtszunahme zwischen 150 und 227 Gramm pro Woche. Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Diese Angaben bedeuten aber nicht, dass jedes Kind kontinuierlich jede Woche diese Grammzahl zunehmen muss, sondern, dass im statistischen Mittel solche Werte erreicht werden. LLLiebe Grüße Biggi


Annushka

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Wie merke ich denn überhaupt, dass die MuMi noch reicht ohne das Kind ständieg wiegen zu müssen?


Jendriks_Mama

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Es gibt keinerlei Schwierigkeiten, weiterhin voll zu stillen! Das Argument mit dem Schlucken ist von Deiner Bekannten genau verkehrt herum verstanden worden. Stillkinder werden durch die speziellen Saugbewegungen an der Brust sehr gut auf das Schlucken vorbereitet! Solange du und dein Baby so glücklich mit dem stillen seid spricht nichts dagegen, voll weiter zu stillen. Wenn dein Schätzchen langsam beginnt, sich für euer Essen zu interessieren, informiere Dich mal über Baby-led weaning. Vielleicht ist das was für euch? Zu guter Letzt möchte ich dich noch daran erinnern, dass Beikost wirklich nur BEIkost zu sein braucht. Ersetzt man ganze Mahlzeiten, könnte es passieren, dass man unfreiwillig das Abstillen beginnt.


Jendriks_Mama

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Dass Deine MuMi noch reicht merkst Du an einem zufriedenen, gedeihenden Kind. So, wie du eure Stillbeziehung beschreibst, machst du dein Baby bestimmt satt. Die Milch wird weniger, wenn die Brust seltener stimuliert wird. Und das passiert bei zu früher Beikosteinführung und dem Ersetzen von Stillmahlzeiten leider leicht! !! Deine Milchproduktion richtet sich nach dem Bedarf deines Schatzes. Ist die Natur nicht wundervoll? L^


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