Hallo,
ich glaube das Thema ist schon etwas ausgelutscht, aber ich bin etwas verunsichert, weil es so viele verschiedene Meinungen dazu gibt.
Hier mein aktueller Wissensstand:
Laut Ärzten und Ratgebern sollte man mit Beikost ab dem 5-7. Monat anfangen. Das heißt also dem Kind immer wieder mal den Brei anbieten. Ich weiß auch, dass wenn das Baby immer mehr gestillt werden möchte und auch Interesse am Essen zeigt, dann ist es Zeit für Beikost.
Laut meiner Mutter und anderen älteren Frauen die ich kenne kann man das Kind aber durchaus länger voll stillen. Meine Schwester zum Beispiel wurde 1,5 Jahre voll gestillt. Sie wollte nichts essen. Angeblich habe sie auch mal einen Tag lang nichts gegessen, als meine Mutter versucht hat ihr Brei zu geben.
Fehlen durch die lange Stillzeit nicht die Nährstoffe für das Kind? Sollte man trotzdessen, dass das Baby nur gestillt werden möchte, versuchen den Brei anzubieten?
Mir wäre es persönlich lieber, wenn ich meinen Sohn (15 Wochen alt) noch sehr lange stillen könnte, weil es anfangs ziemliche Schwierigkeiten gab und ich momentan die Zeit sehr genieße. Ich könnte es mir momentan nicht vorstellen, dass ich in drei Monaten schon mit Beikost anfangen muss.
Viele liebe Grüße
von
Li_mone
am 18.05.2018, 18:36
Antwort auf:
Muss ich ab dem 6. Monat mit Beikost anfangen?
Liebe Li_mone,
es gibt tatsächlich unterschiedliche Meinungen zum Thema. Wir halten uns hier an das, was die WHO empfiehlt.
Demzufolge sollte ein Baby mit etwa sechs Monaten zusätzliche
Beikost ergänzend zur Muttermilch angeboten bekommen - wenn es die nicht möchte, brauchst du es auch nicht dazu zu zwingen (das wäre eher kontraproduktiv). Gleichzeitig sollte nicht weniger gestillt werden (darum spricht man ja auch von BEI-Kost).
Es gibt bekanntermassen viele gestillte Kinder, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Beikost akzeptieren. Dr. Gonzales hat deshalb eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Ein Baby ist bereit für Beikost wenn diese Anzeichen vorliegen:
• es ist in der Lage aufrecht zu sitzen,
• der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt,
• es zeigt Bereitschaft zum Kauen,
• es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür,
• es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt.
Es geht auch keineswegs darum, so lange wie irgend möglich nichts außer Muttermilch zu geben. Im Idealfall sieht es so aus, dass ab ca. 6 Monaten ein Baby die Möglichkeit bekommt, auch anderes zu sich zu nehmen (altersentsprechende Nahrung). Google mal "baby led weaning", das ist eine sehr beliebte und stillfreundliche Vorgehensweise, wie mir scheint.
Wenn du deinem Baby Beikost vorenthältst, obwohl es die von sich aus schon nehmen würde, besteht die Gefahr von Mangelernährung. Vor allem Eisen spielt hier eine Rolle.
Und zu guter Letzt noch diese schöne Aussicht: Auch trotz Beikost könnt ihr, wenn ihr beide das möchtet, noch viele Jahre lang weiterstillen. Das eine schließt das andere nämlich überhaupt nicht aus!!
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 18.05.2018