Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Mittelweg

Frage: Mittelweg

vanessa121

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Liebe Brigitte, nun habe ich wieder einige Fragen an Dich. Als vor einigen Tagen meine Tochter eine Saugverwirrung hatte stand vor mir die Wahl entweder Pumpe und Flasche oder Relaktation. Ich habe mich für die Flasche entschieden. Nun bekommt meine Tochter seit einigen Tagen nur die Flasche. Und ich merke, dass sie sich verändert hat. Sie ist ängstlich geworden, aufgeregt, schreit deutlich öfter, ich habe Schwierigkeiten ihr die Flasche zu geben. Flasche mit Muttermilch trinkt sie gerade noch, die künstliche Milch verweigert eher. ( s. gestern die Frage "Baby verweigert das Essen). Sie trinkt insgesamt jetzt weniger. ich habe das Gefühl , dass ihr die Brust fehlt, und das macht mich natürlich noch trauriger, denn das Stillen vermisse ich sehr. Ich habe immer den Gedanken, dass ich ihr die Brust weg nehme. Ich habe mir überlegt, ob es nicht einen Zwischenweg gibt? Komplett eine Relaktation zu machen möchte ich eher nicht, da sie dann komplett verwirrt wird. Ich denke, dass ist ganz schön stressig für ein Kind auf ein Mal ohne Flasche und Schnuller wieder vor der Brust zu stehen. Ich würde ihr dies alles lassen und zusätzlich mit Brusternäherungsset probieren (den von Meleda habe ich bereits). Ich glaube, dann hätten wir wieder diese Nähe zu einander. ich würde sie dann die Muttermilch wieder "aus der Brust" trinken lassen und später die Flasche mit künstl. Milch geben, so wie es vorher war. Aber ich habe bezüglich des Sets einige Fragen: 1. Macht es was aus, wenn das Baby wie an der Flasche die Brust mit dem Schlauch saugt? Ich meine, kriegt er trotzdem die Milch durch den Schlauch? 2. Wie kann ich meiner Tochter die Brust wieder schmackhaft machen? Ich würde gleich den dickeren Schlauch nehmen und die Flasche etwas höher aufhängen, damit die Milch gut fließt. 3. Wie schnell kann eigentlich die Milch durch die Schläuche fließen? Ist es möglich, dass die Milch ähnlich wie bei einer Flasche fließt? 4. Wäre es sinnvoll den Schlauch unter das Stillhütchen zu verpacken? Sie hat früher mit Stillhütchen getrunken und kann mit bloßer Brust relativ schlecht umgehen, diese fällt ihr immer wieder aus dem Mund. 5. Wenn das baby wie an der Flasche trinkt, stimuliert es die Brustwarzen trotzdem? Kann man eine "Pumpsitzung" auslassen?, 6. Muss ich noch etwas beachten? Ich danke Dir im Voraus! LG, Vanessa


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Liebe Vanessa, oh je, du hast da ja wirklich einen heftigen Kampf... Mir kam zu allererst die Frage in den Sinn: Wie stark ist der Gedanke in dir, "dass ich ihr die Brust weg nehme"? Wenn du dich mit einem schlechten Gewissen herumquälst, dann merkt das deine Maus ganz deutlich. Und dann liegt es weniger an der Flasche als an deinen Gedanken, dass sie so reagiert! Denn du kannst ihr die nötige Nähe auch dann geben, wenn sie die Milch aus einem anderen Medium erhält... Nicht, dass ich nicht genau wie du fürs Stillen wäre :-) Aber sich zu quälen, wenn es nicht klappt, das ist auch nicht Sinn der Sache! Ganz wichtig ist, dass du dir klar machst: du bist keine "schlechte Mutter" und schon gar keine "Versagerin", wenn das Stillen nicht so klappt wie du es dir gewünscht hast! Auch eine Mutter, die ihr Kind nicht stillen kann, ist eine gute Mutter. Stillen darf hier nicht überbewertet werden. Márta Guóth Gumberger, IBCLC in Rosenheim, schreibt in ihrem Text "Wenn es mit dem Stillen trotz allem nicht klappt": "Die biologische Möglichkeit, ihr Baby zu stillen, ist manchmal nur theoretisch vorhanden, weil die Hindernisse so groß sind. Mangelnder Rückhalt in Familie und Umgebung, sehr große Anforderungen an die Mutter, Krankheit bei Mutter und/oder Kind, Stress, Angst, Sorge, zuwenig Unterstützung und Information von medizinischem Personal, falsch eingefädelte Verhaltensweisen in der Klinik, fehlende Information zur richtigen Zeit, Temperament und Saugtechnik des Babys, frühere Misserfolgserlebnisse beim Stillen und das gesellschaftliche Klima können einzeln oder in Kombination die Stillbemühungen der Mutter um den Erfolg bringen. Sie erleben dann vielleicht Versagensgefühle, aber halten Sie sich all die erschwerenden Faktoren in Ihrer Situation vor Augen. Denken Sie daran, dass Stillen zum Ziel hat, eine liebevolle Mutter Kind Bindung zu ermöglichen. Das Stillen erzwingen zu wollen, würde das Gegenteil bewirken. (...) Vielleicht klappt aber auch das nicht. Sie erleben in jedem Fall Trauer um den Verlust einer komplikationslosen Stillbeziehung bzw. einer Stillbeziehung überhaupt. Lassen Sie diese Gefühle der Trauer zu, aber bleiben Sie nicht bei ihnen stehen. Sie haben die Möglichkeit, auf andere Weise Ihrem Kind die Nähe, Geborgenheit und Bindung zu geben, die beim Stillen entstehen würden." Ich hoffe, diese Worte trösten dich, wenn es doch nicht klappen sollte mit dem Stillen. Aber nun zu deinen Fragen: Solange es für deine Brust ok ist, darf das Kind daran trinken, wie es möchte. Wenn du allerdings Wert darauf legst, dass es KORREKT saugt, so dass a) du keine wunden Brustwarzen bekommst und b) es auch so effektiv saugt, dass Milch fließt, dann wäre es schon gut, es NUR korrekt saugen zu lassen. Hast du jemanden in der Nähe, der dich begleiten kann im Prozess des wieder anlegen lernens? (Eine Relaktation in dem Sinne ist es ja gar nicht, denn du produzierst ja weiterhin Milch...) Dadurch beantworten sich auch die anderen Fragen: Je leichter die Milch aus dem BES fließt, desto schwerer wird es für ein Baby, das korrekte Saugen zu trainieren - denn nur dann bekäme es in der Regel aus dem BES auch Milch. Schlauch unter dem Stillhütchen wird vermutlich schnell zu wunden Stellen führen, darum halte ich es nicht für empfehlenswert. Um ein Baby zurück zur Brust finden zu lassen, hat es sich bewährt, ihm ganz viel Körperkontakt zu geben. Leg dich viel "oben ohne" mit deiner Maus in dein Bett, kuschelt, so viel es geht, trage sie tagsüber im Tragetuch, vielleicht sogar in einem der Jersey-Tücher, das es dir ermöglicht, dabei selbst "oben ohne" zu sein ohne "nackig" dazustehen. Lieben Gruß, Kristina


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