Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Meine Tochter stillt sich selber ab!

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Meine Tochter stillt sich selber ab!

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, meine Tochter ist 2 Monate alt. Sie hat eigentlich immer sehr gut an der Brust getrunken und nimmt auch gut zu (ca.1700g seit der Geburt, wiegt jetzt ca.5500g). Ich hatte auch immer sehr viel Milch. Seit Anfang des Jahres bekommt sie ca. 3x in der Woche abgepumpte Muttermilch aus der Flasche und auch täglich etwas Fencheltee. Ich verwende extra Kirschformsauger mit kleinster Lochung (Tee). Ich habe aber trotzdem das Gefühl, dass sie nicht mehr genug an der Brust trinkt. Die Trinkzeit ist kürzer, sie hat schneller wieder Hunger oder ist nach einer Mahlzeit an der Brust nicht zufrieden. Wenn ich sie anlege, trinkt sie erst sehr gut, solange die Milch einfach fließt. Aber sobald sie sich anstrengen muß, hört sie auf, schläft teilweise sogar ein, weil der größte Hunger wahrscheinlich erstmal gestillt ist. Seit ein paar Tagen füttere ich nun noch Pre Nahrung zu, damit sie satt wird. Habe den Eindruck, dass sich meine Milchmenge bereits reduziert hat, dadurch dass sie die Brust nicht leer trinkt. Heute habe ich sie vor und nach dem Stillen mal gewogen und es waren nur 90g Unterschied! Was soll ich machen? Ich würde gerne weiterstillen, da ich es sehr schön finde und die Nähe zu meiner Tochter genieße, aber ich möchte nicht jede Mahlzeit abpumpen und mit der Flasche geben müssen. Sie muss aber weiterhin ca. 3x in der Woche die Flasche bekommen, da ich nicht zuhause bin. Können Sie mir einen Rat geben? Oder soll ich nun einfach anfangen, die Menge/Häufigkeit der Pre Nahrung zu steigern und somit abstillen? Ich bin Raucherin (ca. 10 Stk. pro Tag). Wäre es unter den Umständen sogar besser, jetzt abzustillen? Vielen Dank im voraus!


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Meike, das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich rundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Vor allem für ein Neugeborenes, das gerade lernt, an der Brust zu trinken, ist der Wechsel zwischen Brust und künstlichem Sauger eine sehr schwierige und verwirrende Aufgabe. Versucht ein Baby, an der Brust genauso zu saugen wie an der Flasche oder einem Schnuller, wird es schnell enttäuscht und reagiert vielleicht mit Geschrei, Quengeln und Verweigerung der Brust; es erhält nur wenig Milch und es kann Schwierigkeiten haben, korrekt an der Brust trinken zu lernen. Wenn Sie nun weiterstillen möchten, sollten Sie auf alle künstlichen Sauger verzichten, damit Ihr Baby das korrekte Trinken an der Brust wieder lernen kann und die Milchmenge gesteigert wird. Am besten setzen sie sich auch mit einer Beraterin vor Ort in Verbindung, die Ihnen Tipps geben kann. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. Wenn Sie abwesend sind, kann Ihr Baby auch ohne Flasche gefüttert werden. Löffeln ist sicher relativ aufwändig und dauert relativ lange, doch die Becherfütterung ist mit etwas Übung nicht zeitaufwändiger als das Füttern mit der Flasche. Zum Becherfüttern gibt es spezielle Becher, aber Sie können auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babysflaschen) verwenden. Der Vorteil der Säuglingsbecher ist, dass sie eine Maßskala haben Sie wissen also, ob Sie 30 oder 40 g hineingetan haben. Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Sie kippen den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achten Sie darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setzen Sie immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ameda und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Bis Sie eine Stillberaterin erreichen können hier einige allgemeine Hinweise zur Steigerung der Milchmenge: Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wachzuhalten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses `Wecken und WechselnA wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Allerdings sollte Ihnen eine gute Pumpe zur Verfügung stehen und außerdem das Pumpen richtig erklärt werden. Leider gibt es immer noch Pumpen, die ungeeignet sind und selbst mit einer effektiven Pumpe muss das Pumpen gelernt und geübt werden. Am besten wäre es, wenn Ihnen eine Stillberaterin vor Ort das Abpumpen genau erklärt und Ihnen zeigt wie Sie die Brust massieren können. Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich NICHT positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen. Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird. Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Stillhütchen können dieses Problem noch weiter verschärfen. Am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt. Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Babys seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind `aufgeschürztA und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt `Stilltechniken, die funktionierenA, das bei jeder La Leche Liga Stillberaterin bezogen werden kann. Stillen und Rauchen müssen sich nicht gegenseitig ausschließen. Natürlich ist es das Beste, wenn eine Mutter nicht raucht, darüber brauchen wir wohl nicht zu diskutieren. Wenn man sich die Situation mal objektiv anschaut, wird ein Kind einer Raucherin in einem Umfeld mit Zigarettenrauchs mit all seinen Nachteilen aufwachsen. Demgegenüber stehen die Vorteile des Stillens, auch wenn die Milch mit Nikotin belastet sein wird. Nikotin tritt rasch in die Muttermilch über. Cotinin, das wichtigste Stoffwechselprodukt des Nikotins, erscheint ebenfalls rasch in der Muttermilch. Mit zunehmender Zahl gerauchter Zigaretten steigen Nikotin und Cotiningehalt in der Muttermilch an (Schwartz Bickenbach et al., 1987). Neben Nikotin und Cotinin sind weitere hochgiftige und auch krebserregende Stoffe in der Muttermilch von Raucherinnen zu erwarten. So sind z.B. die Kadmiumkonzentrationen in der Muttermilch gegenüber denen von Nichtraucherinnen deutlich erhöht (Radisch et al., 1987). Mögliche Folgen des mütterlichen Rauchens können bei der Mutter ein niedrigerer Prolaktinspiegel und beim Baby ein höheres Risiko für Atemwegserkrankungen, ein höheres Risiko für den Plötzlichen Kindstod und bei extrem starken Rauchen Erbrechen, Durchfall und schneller Herzschlag sein. Diese kindlichen Probleme treten aber auch bei passivem Rauchen auf. Der Plötzliche Kindstod (SIDS) kommt häufiger vor bei Babys von Rauchern. Gestillte Babys von Rauchern haben ein SIDS Risiko, das dem von nicht gestillten (nicht gestillte Babys haben ein höheres Risiko als gestillte Babys) Babys von Nichtrauchern gleich ist. Babys von Rauchern haben häufiger Atemwegserkrankungen. Diese Auswirkungen des Rauchens werden abgemildert wenn das Babys gestillt wird. In "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann 6. Auflage, Juni 2001 steht: "Stillenden Müttern ist dringend zu raten, das Rauchen einzustellen und auch darauf zu achten, dass der Säugling nicht durch andere Raucher in der Umgebung mitrauchen muss. Wenn nicht bereits während der Schwangerschaft, sollte spätestens ab der Geburt der Haushalt zur Nichtraucherzone erklärt werden. Sollte der Mutter das Einstellen des Rauchens nicht möglich sein, muss zumindest versucht werden, die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten auf 5 zu begrenzen. Ob ab 10 oder 15 Zigaretten täglich empfohlen werden sollte (Anmerkung: andere Autoren geben eine Zahl von 20 an) ist müßig zu erörtern. Es gibt keine Studien, die belegen, ab welcher Zigarettenzahl die Vorteile des Stillens von den Nachteilen des Rauchens überwogen werden. Außerdem ist nicht nur die Anzahl relevant. Das individuelle Rauchverhalten wie Inhalieren, Verwerfen von Zigarettenresten und Markenwahl beeinflusst den Toxineintrag in die Milch ebenfalls erheblich. Einige Autoren empfehlen, wenigstens 2 bis 3 Stunden vor dem Anlegen nicht zu rauchen. Dies erscheint bei Vielraucherinnen wenig praktikabel. Es mag aber als Anreiz zum Wenigerrauchen dienen." Sie sollten auch in Ihrem eigenen Interesse versuchen, den Zigarettenkonsum möglichst gering zu halten und nicht neben dem Kind rauchen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Ich bin zwar nicht Biggi, aber mein tip: lass den tee und die preNahrung weg. Stille sie und/ oder pumpe Milch ab. Mein sohn hatte mit 2 monaten auch die phase, wo er öfters getrunken hat bzw. öfter Hunger hatte. Habe ihn eben nach Bedarf gestillt. Weiß ist streßig am anfang, aber das pegelt sich mit der zeit ein. Viel Glück und liebe grüße, Dani P.S. wie das mit dem rauchen ist, weiß ich nicht. Aber glaube, da kannst du trotzdem weiterstillen


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.