Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Mag nicht mehr!

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Mag nicht mehr!

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Liebe Biggi, ich bin das Stillen so leid und kann es trotzdem nicht lassen. Irgendwie läßt es die häusliche Umgebung nicht zu und außerdem habe ich nicht die Kraft es konsequent anzugehen. Bei uns gehts folgendermaßen zu: Mein Sohn ist 21 Monate alt und ich stille ihn immer noch nach Bedarf und das ist oft. Er wird nachts bis zu 6 mal wach und nuckelt dann wie wild an meiner Brust herum. Er schläft im Elternbett. Leider kann ich nicht, wei bei meinem ersten Kind, einfach weiterschlafen wenn er angedockt hat, weil er die blöde Angewohnheit hat, während des Stillens, mit der Hand die freie Brustwarze zu knudden, quetschen, kurz, mir weh zu tun. Verweigere ich dies, hab ich einen schreienden Trotzkopf neben mir liegen. Ich kann dies leider nicht zulassen, da wir momentan noch sehr beengt wohnen. Wir teilen uns zu viert das Schlafzimmer. Ich kann den Kleinen nicht weinen lassen oder anders als mit der Brust zu beruhigen, weil dann die gesamte Familie wach ist. Das kann ich weder meinem Mann, der täglich 14 Stunden arbeitet, noch meinem 3,5-jährigen zumuten. Ausquartieren geht aus Platzgründen auch nicht, wirklich! Ich bin so geschlaucht und harre aus, Nacht für Nacht. Seit dreieinhalb Jahren habe ich keine Nacht durch geschlafen. Tagsüber gehts schon gar nicht - Omas außer Sichtweite, Babysitter ist finanziell nur dafür drin, daß ich nebenher unser Büro machen kann (wir sind selbständig). Was soll ich denn machen? Meinem Mann kann ich nicht noch mehr zumuten, der arbeiter sich für uns krumm und bucklig. Nächstes Jahr werden wir bauen, dann kann ich das alles anders angehen, wenn die Jungs separat schlafen. Ich würde aber so gerne jetzt abstillen. Der Kleine kommt bereits zwei Stunden nachdem ich ihn ins Bett gelegt habe... Ich würde auch so gerne mal abends weg, war ich auch schon seit der Kleine auf der Welt ist nicht mehr. Bei jedem Versuch habe ich nach kurzer Zeit einen Anruf gekriegt von meinem Mann "sorry, ich kann ich nicht beruhigen". Und er bemüht sich wirklich. Es ist auch nicht so, daß sie ihren Vater, trotz der vielen Arbeit, nicht kennen. Im Gegenteil, sie hängen sehr an ihm. Aber beim Schlafen braucht der Kleine wohl etwas mehr als "nur" ihn. Ich mag halt auch nicht, daß er lange Weinen muß und geh dann halt Heim. Bin ich zu weich, kann ich ihm zumuten, bei seinem Vater so lange zu weinen bis er schläft oder kriegt er dann einen Knacks. Wobei mein Mann auch nicht gerade Nerven wie Drahtseile hat. Er kann mir die Kids leider auch am Wochenende nicht abnehmen weil er auch das lange arbeitet. Von da also keine Hilfe in Sicht. Tagsüber kann es sein, wenn der Kleine gut abgelenkt ist, daß er gar nicht gestillt wird. Aber wehe wir sind in der Krabbelgruppe oder beim Arzt oder so. Sobald ich sitze will er ran, es ist so peinlich. Er nestelt am Pulli rum und ruft "Busen". Wenn mir das früher jemand erzählt hätte, daß ich so ein "großes" Kind noch stille, hätte ich ihn ausgelacht. Mein Großer Sohn hatte sich übrigens selbst abgestillt, als mit dem Kleinen schwanger war. Übrigens bekomme ich meine Periode auch noch nicht - ist das ok.? Sodele, ich glaube im groben und ganzen habe ich dir mein Problem geschildert und hoffe, du kannst mir einen Rat zum sanften Abstillen geben. Der Vorschlag nachts immer kürzer anzulegen nützt nichts. Der nuckelt so lange er will. Übrigens träumt er schlecht und wird auch deshalb wahrscheinlich wach, dann ruft er laut nach Dingen von denen er wahrscheinlich träumt. Gibt es evtl. homöopathische Beruhigungs- bzw. andere Mittel die das Abstillen unterstützen können? Jetzt aber tausend Dank im voraus und liebe Grüße von einer müden Mama.


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? Liebe Bärsche, fangen wir mit dem einfachen Teil deiner Frage an. Wie schnell die Fruchtbarkeit einer Frau wieder zurückkehrt und die Periode wieder einsetzt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Neben der Häufigkeit des Stillens spielt die individuelle Körperchemie der Frau eine Rolle, auch zum Beispiel der Anteil an Körperfettgewebe usw. Es gibt Frauen, während vollem Stillen bereits nach zwei Monaten wieder eine Periodenblutung und einen Eisprung haben, andere wiederum haben ein Jahr oder länger keine Menstruation. Beides ist normal und eine Vorhersage für den Einzelfall lässt sich nicht machen. Nun zu dem schwierigeren Teil: Bist Du sicher, dass es wirklich das Stillen ist, was dir so sehr zu schaffen macht? Nach deiner Schilderung habe ich den Eindruck, dass dein Alltag so unendlich voll gestopft ist, dass es nicht wirklich das Stillen ist, sondern die Gesamtsituation, die dir endlos zu schaffen macht. Nicht nur dein Mann, auch Du arbeitest bis zur Grenze oder wohl auch darüber hinaus, denn Du darfst keineswegs nur deine Tätigkeit im Büro als Arbeit rechnen auch die Versorgung zweier Kinder, der Haushalt und was sonst noch alles an dir hängt, ist Arbeit und Belastung für dich. Du bist keinesfalls zu weich, wenn Du dein Kind nicht weinen lassen willst, doch Du bist zu hart gegen dich. Du erwartest von dir, dass Du alles meisterst und das kann auf Dauer nicht gut gehen. Deinem Mann gestehst Du zu, dass er „keine Nerven wie Drahtseile hat" und dass er nicht zusätzlich belastet werden dürfe, aber wie ist es mit dir? Glaubst Du wirklich, dass das Abstillen etwas an deiner Belastung unter der Du stehst ändern wird? Ich fürchte nämlich, dass sich gar nichts ändern wird, nur weil Du deinen Sohn abstillst. Überlege dir auch einmal, ob dein Sohn nicht auch deshalb nachts oder sobald ihr eine „ruhige Minute" findet nach der Brust verlangt, weil Du mehr oder minder rund um die Uhr so ausgelastet bist, dass dies sein Weg ist, doch noch ein Stückchen von dir „abzubekommen". Ich glaube nicht, dass es die räumliche Enge ist, die das große Problem darstellt, es dürfte viel mehr die Tatsache sein, dass sowohl Du als auch dein Mann euch zuviel aufladet. Ich weiß nicht, wie eng es finanziell bei euch ist, doch vielleicht überlegt ihr euch einmal, ob ihr nicht einfach etwas zurückschaltet und euch mehr Zeit für euch selbst und die Kinder gönnt auch wenn dadurch das eigene Haus noch etwas warten muss. Beruhigungsmittel sind sicher nicht empfehlenswert, weder für dich noch für das Kind, denn sie beseitigen ja nicht die Ursache, sondern verdecken sie nur. Abstillmedikamente - gleich ob homöopathisch oder allopathisch werden nicht dazu führen, dass das Bedürfnis deines Kindes nach dir abnimmt. Ich fürchte, dass die nicht die Antwort war, die Du hören wolltest. Doch ich denke wirklich, dass es wichtig ist, dass Du und auch dein Mann einmal daran denkt, dass ihr keine Arbeitstiere seid, die sieben Tage die Woche „im Joch stehen" auf so lange Zeit hin durchstehen können und es wird an eurer extremen Belastung auch nichts ändern, wenn dein Sohn nicht mehr gestillt wird. LLLiebe Grüße Biggi


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