Mitglied inaktiv
Hallo! Meine Tochter ist 2009 per Kaiserschnitt nach missglückter Einleitung geboren. Das Stillerlebnis war für mich eine Katastrophe. Innerhalb eines Tages hatte ich blutige entzündete Brustwarzen (diese sind ziemlich flach) und die Stillberaterin war natürlich über die Feiertage nicht im Dienst wodurch täglich eine andere Schwester an mir "rumgemacht" hat. Bin auch teilweise angeschnauzt worden, warum ich nicht merken würde, dass mein Kind nur nuckelt. Die Hebamme im Kreissaal stellte schon fest, dass meine Tochter wohl "einen guten Zug" hat, aber eine Schwester raubte mir dann vollends den letzten Nerv, indem sie bei jedem Stillversuch an meinem Bett stand und mit schriller Stimme permanent sagte : "Ach Gott, wie dieses Kind zieht. Sowas hab ich noch nicht gesehen. Das muss ja wehtun" (Ach, echt?). Die Rettung waren ab dem dritten Tag Stillhütchen. Damit hab ich mich wohl gefühlt, das Stillen war erträglich. Die nahm man mir am gleichen Abend wieder weg, denn das sei nicht gut für das Kind auf Dauer. Hab das Stillen zwei Tage später völlig frustiert aufgegeben und konnte von da an mein Kind genießen. Nun überlege ich an meinem zweiten Kind und arbeite vieles auf, was beim ersten schief gelaufen ist. Nun die Frage zum Stillen: Macht es Sinn einen erneuten Versuch zu starten, oder wird es mir mit großer Wahrscheinlichkeit beim nächsten Mal auch nicht gefallen? Kann ich auf Stillhütchen bestehen? Fand das nämlich echt super und mit Stillhütchen stillen ist doch besser als garnicht, oder? Ich werde auf jeden Fall meinem Kind einen Schnuller geben wollen. Muss das zwangsläufig ein Problem beim Stillen darstellen? Den hat man mir im Krankenhaus nämlich regelrecht verweigert und unser Baby hat uns tagelang die Finger wundgelutscht. Freue mich sehr auf ihre Antwort und hoffe, Sie können helfen. LG
Liebe flip1611, es tut mir leid, dass deine erste Stillerfahrung nicht so war, wie Du es dir gewünscht hast. Das muss sich beim zweiten Kind aber nicht zwangsläufig wiederholen. Darum möchte ich dir nachfolgend die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auflisten: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das sind die wichtigsten Schlagworte für einen erfolgreichen Stillbeginn. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass das Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte ein Neugeborenes sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen wird am besten dadurch vorgebeugt, dass Frau sich informiert! Wunde Brustwarzen entstehen nämlich in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass eine Schwangere sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Frau weiß, wie korrekt angelegt ist und woran man erkennen kann, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe triffst du nicht nur andere stillende Mütter, sondern lernst auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Adressen von Stillberaterinnen finden sich im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Erkundige dich auch einmal, ob es in deiner Nähe ein Babyfreundliches Krankenhaus gibt; dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Um deine Frage bezüglich der Stillhütchen und dem Schnuller zu beantworten,zitiere ich dir aus dem "Handbuch für die Stillberatung" von La Leche Liga: „Viele Stillexperten haben beobachtet, dass ein Neugeborenes auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren kann (Neifert, 1995). Diese Verwirrung kann dadurch verursacht werden, dass das Baby seine Zunge, seinen Kiefer und seinen Mund beim Stillen anders bewegt als beim Saugen an einer Flasche, einem Beruhigungssauger (Schnuller) und den meisten Formen der Stillhütchen (Newman, 1990). In einer Studie zeigte sich, dass 30 % der Mütter, deren Babys im Krankenhaus Flaschen erhalten hatten, von ernsthaften Stillproblemen berichteten, gegenüber 14 % der Mütter, deren Babys keine Flasche erhalten hatten (Cronenwett, 1992). Kittie Frantz, eine frühere LLL Stillberaterin, Kinderkrankenschwester und Ausbilderin für Stillberatungskurse an der Universität von Kalifornien, Los Angeles, schätzt, dass künstliche Sauger während der ersten drei bis vier Wochen bei 95 % der Babys zu einer Saugverwirrung führen. Manche Babys reagieren nach einer Woche, während der sie mit der Flasche gefüttert wurden, mit einer Saugverwirrung, andere bereits nach ein oder zwei Flaschen – oder anderen künstlichen Saugern. Ein Baby, das in den ersten drei oder vier Wochen gut an der Brust trinken gelernt hat, ist weniger anfällig für eine Saugverwirrung. ... Dr. Ruth Lawrence warnt vor dem Gebrauch eines Beruhigungssaugers während der ersten Lebenswochen, weil die Möglichkeit besteht, dass das Baby auf den Sauger »geprägt« werden kann. Diese »Prägung« kann dazu führen, dass das Baby eine Vorliebe für feste und unnatürlich geformte Sauger entwickelt. Der Begriff »Prägung« wird auch benutzt, um die Bindung zu beschreiben, die manche Tiere zu dem ersten Objekt oder Lebewesen aufbauen, das sie zu Gesicht bekommen. »Das Saugen am Daumen oder Beruhigungssauger stellt eine Ersatzhandlung dar für etwas, was normalerweise zu einer Prägung auf die mütterliche Brustwarze führt. ... Auch wenn der Begriff ›Saugverwirrung‹ noch keinen Eingang in die medizinische Literatur gefunden hat, gibt es eindeutige psychosomatische Beweise dafür, dass die Prägung eines Menschen durch die Einführung eines Fremdobjektes während der Prägephase verändert werden kann« .“ Ich wünsche dir eine sorgenfreie schöne restliche Schwangerschaft, eine gute Geburt und diesmal eine problemlose und schöne Stillzeit. LLLiebe Grüße, Biggi
katzenmama77
Hallo, in deinem Beitrag habe ich mich totla wiedererkannt...also so ähnlich war es bei mir, immer wenn mein Kind an die Brust wollte habe ich schon vorher angefangen zu heulen, weil es so weh tat. Naja und nun bin ich wieder schwanger und erwarte das Baby Anfang Oktober....und ich will es nochmal probieren. Hab mich belesen und mir eine andere Hebamme gesucht. Trage Brustwarenformer wegen Flachwarzen. Ich habe mir die DVD "Mamas Milch" besorgt und ich muss sagen, das ist ein toller Ratgeber. Hier wurde mir klar, was alles am Anfang schief ging. Ich werde es auf jeden Fall wieder probieren und bin guter Hoffnung dass es diesmal besser klappt. LG
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