Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Löffelversuche

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Löffelversuche

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi! Meine Kleine ist jetzt fast acht Monate alt und wurde sechs Monate lang voll gestillt. Als sie gut sechs Monate alt war, haben wir mit Beikost angefangen und sind so vorgegangen: eine Woche täglich mittags Kürbis, zweite Woche täglich mittags Karotten, dritte Woche täglich mittags Karotten + Pastinaken usw. Unser Problem: Die Kleine hat seit dem ersten Löffelversuch eigentlich keine "Fortschritte" gemacht, es läuft jedes Mal genauso ab wie am ersten Tag. Sie verzieht das Gesicht, schluckt kaum etwas davon, wird ungeduldig, interessiert sich nicht fürs Essen. Wir sind meilenweit davon entfernt, eine Stillmahlzeit durch Gemüse ersetzt zu bekommen. Mehr als zwei Teelöffel hat sie noch nie gegessen und auch die ohne jegliche Begeisterung. Bisher habe ich es stets geduldig probiert und sie nie gezwungen, da sie den Löffel ja schließlich nicht mit Schrecken verbinden soll. Meine Fragen: Gehe ich zu stur vor? Sollte ich es vielleicht mehrmals probieren, auch mal zwischendurch oder abends? Soll ich Obst nehmen und das Gemüse erst mal vergessen? Oder sollen wir eine Weile aussetzen um dann neu zu beginnen? Kann man schon verschiedene Gerichte bringen, zum Beispiel Gemüse mittags und Brei abends, wenn das mit dem Essen noch gar nicht klappt? Muss das erst klappen, bevor man überhaupt mit anderen Sorten weitermacht? Bim im Moment ziemlich ratlos. Mit fünf Monaten hat sie angefangen, sich für unser Essen zu interessieren und am Tisch immer nach dem Löffel gelangt und der Tasse hinterhergegiert. Ich habe es sowohl vor als auch nach dem Stillen probiert, alles ohne Erfolg. Hast Du einen Rat? Vielen Dank! LG Regina


Biggi Welter

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? Liebe Regina, Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI-Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT-Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Vielleicht mag dein Kind auch keinen Brei, sondern will lieber gröbere Kost oder fingergerechte Nahrung zum Selberessen. Es gibt Kinder, die sehr wohl essen würden, aber absolut keinen Brei wollen. Viele Kinder hassen es auch gefüttert zu werden und wollen selbst essen. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, denn schließlich lässt sich sehr viel an fingergerechter Nahrung anbieten und außerdem hat es den Vorteil, dass diese Kinder in aller Regel sehr bald sehr gut selbst mit Besteck umgehen können und so problemlos am Familientisch mitessen können. Probier es doch einmal mit fingergerechter Nahrung und lass dein Kind selbst essen. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse- und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Sicher ist auch für dich das nun neu auf deutsch erhältliche Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3-932022-12-2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Also: Ruhe bewahren, abwarten und auch mal etwas Anderes als Brei anbieten. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo, zu diesem Thema habe ich auch noch Fragen: Unser Sohnemann (8 Mon) hat großes Interesse gezeigt, als ich eine Banane aß und so ließ ich ihn mit seine zwei unteren Zähnchendaran "knabbern". Aber wenn er ein paar größere Krümel bekam, fing er sehr schnell an zu würgen und es kam die gesamte Vormahlzeit wieder heraus. Ist es nicht zu gefährlich, Erbsen zu geben? Ich habe Angst, daß er was in die Luftröhre bekommt. Mein Sohn zeigt auch Interesse an Brot. Aber ich habe Angst, er könnt sich an den Krümeln verschlucken. Kann man Brot mit Wasser auflösen und dann füttern, z.B. als Getreidebrei, und wenn ja, welches Brot? Vielen Dank für die Antworten Viele liebe Grüße Astrid


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