Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

langes Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: langes Stillen

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Liebe Frau Welter, mein Sohn ist im vergang. Dezember 3 Jahre geworden und seit seiner Geburt stille ich ihn, dank Ihrer Hilfe und Tipps hatte ich auch nie Probleme damit. Ich habe ihn fast 10 Monate voll gestillt und stille ihn noch immer. Meistens früh, abends und auch nachts. Teilweise aber auch tagsüber. Für mich stellt dies auch kein Problem dar.Ich habe immer gesagt,wenn er nicht mehr möchte, wird er es von selbst sein lassen. Allerdings macht er hierzu absolut keine Anstalten.Wie gesagt ich persönlich finde dies nicht schlimm, aber mein Umfeld reagiert leider mittlerweile sehr komisch. Meine Eltern meinen, ich soll ihm keine Milch mehr geben, damit er sich von mir auch etwas löst. Nun muss ich aufgrund ner Erkrankung tagsüber ein Medikament nehmen, so dass ich ihn nur morgens und abends stillen kann. Er reagiert seit dem sehr komisch, vonwegen die Mama hat mich nicht mehr lieb, geh weg etc.... Kann es sein, dass es damit zusammenhängt, dass er nicht mehr so oft bzw. wann er will, gestillt wird. Gleichzeitig möchte ich Sie fragen, ob es sinnvoll ist, meinen Kleinen jetzt abzustillen oder ob ich einfach darauf vertrauen soll, dass er es irgendwann selbst macht. Vielen Dank für Ihre Antwort Herzliche Grüße Grit


Biggi Welter

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Liebe Grit, ich würde das Kind jetzt nicht sofort ganz abstillen, da es ja so schon so sehr zum Kämpfen hat, wenn es nicht uneingeschränkt an die Brust darf. Es gibt keine offizielle Definition für Langzeitstillen, im Allgemeinen hat es sich eingebürgert, dass davon in unserer Gesellschaft gesprochen wird, wenn das Kind älter als ein Jahr ist. Selbstverständlich bezieht sich der Begriff nicht auf ausschließliches Stillen. Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus.Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen. Die neueste Verlautbarung der American Academy of Pediatrics ist übrigens sehr eindeutig. Dort steht nämlich "There is no upper limit to the duration of breastfeeding and no evidence of psychologic or developmental harm from breastfeeding into the third year of life or longer". (Es gibt keine Obergrenze für die Stilldauer und keinen Beleg für Schädigungen hinsichtlich der Psyche oder der Entwicklung, wenn bis in das dritte Lebensjahr oder länger gestillt wird) Statistisch gesehen stillt sich ein Kind, dem diese Entscheidung selbst überlassen wird, irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag ab. Abweichungen nach oben und unten möglich und niemand kann vorhersehen, wann ein einzelnes Kind so weit ist. Ein Kind befindet sich zwischen ein und drei Jahren in einer Phase des Überganges von totaler Abhängigkeit von der Mutter zu relativer Unabhängigkeit von ihr. Einige Bedürfnisse in dieser Übergangsphase, besonders die nach Sicherheit und Zuwendung werden sehr gut beim Stillen gedeckt. Das Entwöhnen von der Brust ist nur einer von vielen Wegen, durch die sich das Kind langsam löst. Es wird sich, wenn die Zeit dafür reif ist, von selbst entwöhnen (Quelle: "Kleine gestillte Persönchen", LLL Deutschland). Außerdem möchte ich Ihnen das Buch "Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen. Das Buch ist im Buchhandel oder bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin oder im Stillshop auf dieser Seite erhältlich. Lassen Sie sich nicht verunsichern und beeinflussen, Sie und Ihr Kind werden merken, wann es Zeit wird zum Abstillen. LLLiebe Grüße Biggi


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