Mitglied inaktiv
Hallo, mein Sohn henri ist gut 6 Monate alt und ich stille ihn noch voll und möchte ihn auch noch weiter voll stillen. Er wächst uns gedeiht und wiegt ca. 8 1/2 Kilo. Man liest aber oft, daß Muttermilch ab dem 6.monat nicht mehr reiche und man zufüttern soll. Auch soll die Qualität der Milch nicht mehr so gut sein. Was ist dran an diesen Ansagen? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. maike
? Liebe Maike, es ist Blödsinn, dass die Qualität der Muttermilch mit zunehmendem Alter des Kindes abnehmen würde. Die Zusammensetzung der Muttermilch in Bezug auf Nährwert, Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate usw. bleibt gleich, was sich ändert sind die Gehalte an Antikörpern, die zu bestimmten Zeiten ansteigen (z.B. wenn das Kind zu krabbeln beginnt und mehr Kontakt mir Keimen hat) und in der endgültigen Abstillphase verändern sich die Salzkonzentrationen. Es ist möglich deutlich länger als sechs Monate ausschließlich zu stillen und voll gestillte Einjährige sind nicht unbedingt die ganz große Rarität. Ich kann dir aber jetzt nicht sagen „jedes Kind kann xx Monate ausschließlich gestillt werden", denn eine solche allgemeingültige Angabe gibt es nicht. Manche Kinder verweigern von sich aus tatsächlich sehr lange jegliche Beikost und so lange die Initiative vom Kind aus geht (also nicht die Mutter aus irgendwelchen Gründen dem Kind die Beikost vorenthält) ist es in den meisten Fällen kein Problem, auch ein älteres Baby noch ausschließlich zu stillen. Auch Kleinkinder können durchaus Phasen haben, in denen sie wieder ausschließlich gestillt werden wollen, z.B. wenn sie krank sind. Das ist dann in aller Regel gut möglich. Wichtig ist, dass auf das Kind geachtet wird und nicht nur auf den Kalender, wenn es um das Thema Beikost geht. Die Bedenken gegen ein längeres ausschließliches Stillen richten sich meist auf den Eisenmangel. Eine finnische Studie ergab, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen (49 % des Eisens in der Muttermilch im Verhältnis zu 4 % des in mit Eisen angereicherter künstlicher Säuglingsnahrung). Das voll ausgetragene, gesunde Neugeborene wird mit Eisenreserven geboren, die ihm zusammen mit dem in der Muttermilch enthaltenen Eisen bis weit ins zweite Lebenshalbjahr reichen. Außerdem verlieren gestillte Babys kein Eisen, was bei vielen nicht gestillten Säuglingen vorkommt, da durch Kuhmilch verursachte Darmreizungen zu Blutungen führen können. Lediglich bei zu früh geborenen Kindern kann eine frühere Zufuhr von Eisen erforderlich werden, da diese Babys nicht genügend Zeit im Mutterleib verbringen konnten, um ihre Eisenspeicher ausreichend aufzufüllen Manche Kinder verweigern allerdings nicht die Beikost als solche, sondern wollen keinen Brei oder auch nicht gefüttert werden. Wenn ein Kind keinen Brei mag, dann kann man ihm fingergerechte Nahrung zum Selberessen anbieten. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse- und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Um Ihnen Ihre Sorge zu nehmen, dass Ihr Kind nicht genügend Nahrung bekommen würde, hänge ich Ihnen einen Artikel über einen Vortrag des spanischen Kinderarztes Dr. Carlos Gonzales mit dem bezeichnenden Titel „Mein Kind will nicht essen" an. Also keine Panik, Ihr Baby wird mit Muttermilch gut versorgt und es wird Ihnen zeigen, wenn es etwas zusätzlich will und braucht. LLLiebe Grüße Biggi Welter Mein Kind will nicht essen Vortrag von Dr. Carlos Gonzales auf der LLL-Europa-Konferenz 2000 in Nottingham zusammengefasst von Denise Both, IBCLC Dr. Carlos Gonzales ist Kinderarzt in Barcelona. In den letzten zwölf Jahren hat er Vorträge bei zahlreichen La Leche Liga-Konferenzen gehalten. Er gründete ACPAM (eine katalanische Stillorganisation), organisiert Stillkurse für medizinisches Fachpersonal in ganz Spanien, übersetzte Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins spanische und ist Mitglied des Medizinischen Beirates von LLLInternational. Dr. Gonzales ist Vater von drei gestillten Kindern. 1999 hat Dr. Gonzales sein Buch „Mi nino no me come" (Mein Kind will nicht essen) veröffentlicht und mit diesem Thema beschäftigte sich auch sein Vortrag in Nottingham. „Mein Kind isst nicht(s)" - das ist einer der Sätze, mit denen Kinderärzte fast täglich in ihrer Praxis konfrontiert werden. Besorgte Mütter berichten entsetzt, wie wenig ihre Kinder essen und schildern mit welchen Tricks sie versuchen, Nahrung in ihr Baby oder Kleinkind hineinzuzwingen. Der Kampf ums Essen spielt sich täglich ab und letztlich gibt es nur Verlierer. Dr. Gonzales erklärte in seinem Vortrag, dass er nun nicht ein Patentrezept liefern mag, mit dem erreicht wird, dass das Kind isst, sondern er will erklären, warum das Kind nicht isst. Zunächst einmal gibt es drei Gründe, warum ein Kind nicht isst: es gibt nichts zu essen, das Kind hat keinen Hunger oder das Kind ist krank. Der erste Grund ist in unserer Gesellschaft meist auszuschliessen. Ein gesundes Kind isst in der Regel wenn es hungrig ist, allerdings nicht immer das, was die Mutter möchte und schon gar nicht so viel wie es nach den Vorstellungen der Mutter essen müsste. Verwunderlich ist dabei, dass die Kinder noch nicht verhungert sind, obwohl sie laut Aussage der Mütter „nichts" essen. Gestillte Babys lehnen oft feste Nahrung über einen langen Zeitraum ab, nicht selten bis zum Alter von acht Monaten oder gar einem Jahr. Die Mutter verzweifelt und das Kind leidet, weil ständig versucht wird, es zum Essen zu überreden oder gar zu zwingen. Wie kommt es nun dazu, dass (anscheinend) immer mehr Kinder die Nahrungsaufnahme verweigern? Und ist es notwendig ein Kind zum Essen zu zwingen? Dr. Gonzales vergleicht, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten beziehungsweise wie lange es ausschliesslich gestillt werden sollte, im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das „Phänomen" der nicht essenden Kinder sowie die Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen, anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine Zeit von zwölf Monaten mit ausschliesslicher Muttermilchernährung empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, um so jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der diesbezüglichen Bücher sein und: um so mehr Ratschlage gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreissiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr. Wie viel Nahrung braucht ein Kind? Der Nahrungsbedarf eines Kindes hängt ab von seiner Körpergrösse, seiner Aktivität und vom Wachstum des Kindes. Allerdings ist es nicht so, dass das Kind wächst, wenn es isst, sondern umgekehrt, das Kind isst, wenn es wächst. Der Nahrungsbedarf des Kindes lässt sich daher nicht pauschal bestimmen. Am ehesten gelingt dies, wenn das Kind sich in einer Wachstumsphase befindet, dann lässt sich eine Relation zwischen Gewicht des Kindes und erforderlicher Nahrungsmenge herstellen. Ein Kind im Alter zwischen einem und vier Jahren benötigt etwa 1000 bis 1100 kcal pro Tag (das entspricht etwa 102 kcal pro Tag und kg Körpergewicht). Nun gibt Dr. Gonzales an, was ein „nicht essendes Kind" täglich nebenbei zu sich nimmt: 1/2 l Milch (335 kcal), einen Becher Joghurt mit Früchten (141 kcal), einen Schokoriegel (275 kcal) und 150 ml Apfelsaft (85 kcal). Zusammen ergibt das bereits eine Kalorienaufnahme von 836 kcal. Wie soll das Kind dann noch zwei komplette weitere Mahlzeiten essen können, wenn es seinen Kalorienbedarf bereits zu gut 80 Prozent quasi „nebenbei" gedeckt hat? Wie lange kann ein Baby ausschliesslich mit Muttermilch ernährt werden? Die derzeit verbreiteste Empfehlung lautet, dass ein Baby mit sechs Monaten zusätzliche Beikost ergänzend zur Muttermilch benötigt. Nun gibt es aber bekanntermassen viele gestillte Kinder, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Beikost akzeptieren. Dr. Gonzales hat deshalb eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ohnehin sind die Empfehlungen dazu, wie viel ein Baby benötigt meist zu hoch. Die Empfehlungen beruhen beispielsweise darauf, dass untersucht wird, welche Mengen gesunde, reif geborene Babys im Durchschnitt essen. Daraus werden Richtwerte berechnet, die sich immer an den Höchstmengen orientieren und zusätzlich noch Sicherheitszuschläge enthalten. Babys benötigen auch weniger Eisen, als meist angegeben wird. Dabei lässt sich beobachten, dass die meisten Kinder instinktiv das essen, was bei einem Mehrbedarf an Eisen sinnvoll ist. Babys sind Skeptiker, wenn sie neue Lebensmittel essen sollen. Dieses Misstrauen ist ein Schutzmechanismus, der das Kind davor bewahren soll, etwas zu essen, was ihm nicht bekommt. Bevorzugt isst ein Baby das, was auch seine Mutter isst, denn dieser Geschmack ist ihm durch die Muttermilch vertraut. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass ein Baby gekochte Karotten ablehnt, wenn die Mutter nie gekochte Karotten isst. Die meisten Babys mögen kein Gemüse, aber sie essen gerne Bananen, Nudeln und Süssigkeiten. Ein Vergleich der Kaloriendichte ergibt, dass Babys Nahrungsmittel mit einer grösseren Kaloriendichte bevorzugen und Muttermilch liefert mehr Kalorien als Gemüse und die meisten Nahrungsmittel, aus denen Mahlzeiten für Babys hergestellt werden. Um die gleiche Menge an Kalorien, wie sie in 100 ml Muttermilch enthalten sind, durch den Verzehr von Karotten aufzunehmen, müsste das Kind fast 400 g gekochte Karotten essen! Daraus lässt sich ein Zusammenhang zwischen Unterernährung und Nicht-Stillen erklären: da der Magen des Babys klein ist, benötigt es hochkalorische Kost. Gemüse kann nicht in so grossen Mengen gegessen werden, wie es notwendig wäre, um das Kind mit genügend Kalorien zu versorgen. Laut Dr. Gonzales weiss das Kind ganz genau, was und wann es essen muss. Deshalb lautete sein Schlusssatz, den er den Zuhörern mit nach Hause gab: Zwingen Sie ein Kind niemals zum Essen. NIEMALS!
Mitglied inaktiv
Hallo Maike, meine Kleine ist jetzt 1/4 Jahr. Kann Dir also keinen Rat geben, habe dafür aber eine Frage. Funktioniert das gut, das Kind voll zu stillen, ohne zuzufüttern? Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass das Kind so lange nur von Milch satt wird. Wie ändert sich denn mit der Zeit die Stillabstände ... werden die kürzer? Ich höre nämlich überall nur, dass ab dem 4. Monat zugefüttert wird. VlG von Nane
Mitglied inaktiv
Hallo Nane, hast du die Antwort von Biggi zu meiner Frage gelesen? da steht auch was dazu drin, dass das Zufüttern ab dem 4 oder 6. monat kein Muss ist und dass sich diese Empfehlungen im Laufe der Zeit auch immer gewandelt haben. Bei mir klappt das gut mit dem stillen. Da ich meinen Kleinen nie nach der Uhr sondern nach Bedarf gestillt habe, gab es auch keine exakten Pausen zwischen den Mahlzeiten. ungefähr war es so: Ganz zu Begin waren es 4 Stunden, später drei, jetzt sind es zwischen 2 und drei Stunden, wenn er schläft oder durch andere Dinge abgelenkt ist kann es auch mal 4 oder 5 Stunden sein. Das ist aber eher selten. Jedenfalls wird er satt, davon bin ich überzeugt und in der Nacht hält er von 19. Uhr bis 2 oder 3 Uhr nachts durch. Manchmal schläft er auch schon bis morgens um 5 Uhr obwohl er nichts anderes bekommt. Er ist zufrieden schaut mir natürlich hinterher, wenn ich esse oder trinke, aber das veranlasst mich nicht, ihm was zu geben. Da ich aus einer Allergiefamilie komme, bzw. selber eine habe, will ich so lange als möglich ausschließlich stillen. So,m ich hoffe, dir deine Fragen beantwortet z7u habven. Tschüss Maike
Mitglied inaktiv
Hallo Maike, danke, Eure beiden Meinungen haben mir sehr viel weitergeholfen. Um mich herum habe ich bisher eben nur gehört, dass ab dem 4. Monat zugefüttert wird, aber irgendwie fühle ich mich dazu auch noch gar nicht in der Lage, da wir Beiden (meine Maus und ich) bisher so ganz gut klarkommen und wo bekommt man heutzutage noch so wertvolle Bioprodukte geschenkt?! ;-) Man ist halt nur mehr gebunden als mit Flasche, wenn es darum geht, die Kleine mal bei Omi und Opi abzugeben, damit Mami und Papi ausgehen können. Oder gibt es da einen Trick, den ich noch nicht kenne. Mit Abpumpen das klappt ja auch nicht immer auf Anhieb und schon gar nicht, wenn es drauf ankommt. Bleibt also abzuwarten, wie lange wir zwei so klar kommen. VlG von Nane
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