Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kritische Gedanken über mich selbst und das Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Kritische Gedanken über mich selbst und das Stillen

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Ich möchte mich nicht direkt mit einer Frage an Sie wenden - eher mal meine Gedanken loswerden die mich bzgl. des Stillens beschäftigen. Ich habe eine süße Tochter mit 14 Wochen und ich stille sie voll und auch sehr gerne. Ich lese viel in diesem Forum und so langsam bekomme ich jedoch etwas "Angst" vor dem Abstillen. Angst im Sinne von der Kleinen "wehtun", ihr "was wegnehmen" mich auf schmerzhafte Kämpfe einlassen zu müssen, wenn ich sie eines Tages (meine Vorstellung wäre daß sie so ca. ab dem 6. Monat langsam umgestellt wird mit dem Ziel nur noch morgens und abends zu stillen und mit ca. 1 Jahr ganz aufzuhören) abstillen möchte und sie dann ein einem Alter ist und sich dagegen wehrt. So spiele ich schon mit dem Gedanken sie solang sie noch klein ist, mit 5 oder 6 Monaten abzustillen um diesem Problem aus dem Weg zu gehen. Da kann sie sich noch nicht wehren und gewöhnt sich evtl. noch schnell an ein Fläschchen (sie trinkt auch jetzt schon ohne Probleme Mumi aus der Flasche) Habe die Befürchtung, daß es mir sowieso schwerfallen wird mit dem Stillen aufzuhören und sie somit schon ein Stück weit von mir unabhängig zu machen - und wenn sie dann auch noch entsprechend reagieren kann hab ich dann glaub echt ein Problem. Hinzu kommt auch, daß mein Mann kein so großer Freund des Stillens ist...ein bißchen Eifersucht im Sinne, daß ich der Maus etwas geben kann, das er nicht kann, ist da wohl auch dabei. Die offiziellen Gründe sind Blähungen durch falsche Ernährung meinerseits, man weiß nicht wieviel sie getrunken hat und ob das nächste Schreien wieder Hunger oder eher etwas anderes ist usw.! Auch das ist ein Grund, daß ich eher dazu tendiere nicht sooo lange zu stillen, damit meine Beziehung zu ihm nicht zu sehr "belastet" wird bzw. darunter leidet. Und auch ich selbst möchte in absehbarer Zeit wieder ohne größeren Aufwand (Abpumpen, einfrieren, ist auch genug da und wird es reichen....und selbst Abpumpen oder Ausstreichen wenn ich dann alleine unterwegs bin, überlaufe und ein Milchstau die Folge sein könnte) die Kleine abgeben können, villeicht ja auch mal über Nacht. Tja, das war jetzt wohl ein ganzer Roman, ich hoffe, daß ich niemanden gelangweilt habe, aber ich mußte es einfach mal loswerden. Vielleicht ist es ja jemandem ähnlich ergangen und kann mir berichten wie es so bei ihm war.Danke für´s Zuhören. Tessa


Biggi Welter

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? Liebe Tessa, zwiespältige und ambivalente Gefühle kennt wohl jede stillende Frau. Doch was mir auffällt in Ihrer Schilderung, ist die Vorstellung, dass es für das Kind das Abstillen leichter sein soll, wenn es sich noch nicht (deutlich) wehren kann. Das ist genau so ein Trugschluss wie die Vorstellung, dass ein Kind um so weniger Eifersucht auf ein Geschwisterkind empfinden wird, je jünger es bei der Geburt des nächsten Kindes sein wird. Dass ein Kind seine Gefühle nicht so gut ausdrücken oder noch nicht verbalisieren kann, bedeutet nicht, dass diese Gefühle und Empfindungen weniger stark sind. Es ist also nicht für das Kind einfacher, den Verlust hinzunehmen, sondern es fällt lediglich den Eltern leichter, da sie sich auf eine „Diskussion" mit dem Kind einlassen müssen, denn das Kind kann ja noch nicht argumentieren oder seine Gefühle in aller Deutlichkeit erklären und zeigen. Sie machen Ihr Kind durch das Stillen auch nicht von sich abhängig. Ein Kind ist immer von seiner Mutter abhängig, ob gestillt oder nicht. Deshalb macht ein vorzeitiges Abstillen das Kind auch nicht selbstständiger, genau so wenig, wie ein junger Vogel schneller fliegen lernen wird, wenn er vor der Zeit aus dem Nest geschubst wird. Ihre inneren Kämpfe, aber auch die äußeren, in denen Sie sich in der Beziehung mit Ihrem Mann auseinander setzen, kann Ihnen niemand abnehmen. Es ist auch ganz alleine Ihre Entscheidung, wie lange Sie stillen und wann Sie abstillen (ja, ich gehe sogar so weit zu sagen, dass diese Entscheidung nur von der Frau getroffen werden kann, denn ebensowenig wie ein Partner eine Frau zum Stillen zwingen kann, kann er sie zum Abstillen zwingen, ohne dass die Beziehung darunter leiden wird). Treffen Sie diese Entscheidung aber nicht gegen Ihr inneres Gefühl und vor allem stillen Sie nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt ab, nur weil „man das in diesem Alter tut". LLLiebe Grüße Biggi Welter


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