Frage: krank und Stillen

Hallo, ich habe fürchterliche Angst, mein Baby hat seit vorgestern seinen ersten Schnupfen bzw. Erkältung, das macht mich schon total fertig, ich dachte vollgestillte Kinder bekämen keine Krankheiten? Ist etwas mit meiner Milch nicht in Ordnung? Kann das sein? Wie kann es genug Luft beim Stillen erhalten? Was habe ich falsch gemacht? Dann bin ich seit gestern selber ziemlich krank mit schlimmem Schnupfen, der eitrig ist und verstopfter Nase, Stirnschmerzen, fühle mich schlapp und krank, meine Ohren kann ich nicht mehr belüften, ich schätze da ist etwas zugeschwollen, was einen unangenehmen Druck auf den Ohren macht, wie beim Fliegen, und habe nun fürchterliche Angst eine Mittelohrentzündung zu bekommen und dann mein Baby nicht mehr stillen zu können, weil ich z.B. Antibiotika nehmen muss. Was ist wenn ich Fieber bekomme? Steckt sich das Kind jetzt nicht immer wieder bei mir an und es entsteht ein Rattenschwanz? Ich muss zugeben ich bin was Krankheiten angeht eine totale Memme und befürchte sehr oft das Schlimmste, aber ich bin halt leider so gestrickt. Morgen gehe ich eventuell zum HNO aber ich habe echt Angst, das er mir Medis geben will die ich nicht nehmen darf und dann das Stillen vorbei ist, was absolut schrecklich für mich wäre, mein Baby wird jetzt 4 Monate alt und ich möchte ihm doch nur das Beste geben. Die Arzthelferin am Telefon meinte ich dürfte normale abschwellende Tropfen nehmen, stimmt das? Schadet das nicht? Dann habe ich noch eine Frage zum Abstreichen von Milch, bei mir klappt das nicht, es kommt keine Milch, egal wie lange ich rumknete, meine Hebamme hatte das damals auch versucht und es kamen nur ein paar Tröpfchen, trotzdem gedeiht das Kind gut, also gehe ich davon aus, wenn es saugt, das die Milch besser fliesst. Kann man da was machen, das ich auch Ausstreichen lernen kann? Lieben Grüße mit Bitte um schnelle Antwort.

von Mädchen2010 am 16.03.2011, 17:27



Antwort auf: krank und Stillen

Liebe Mädchen2010, bleib ganz ruhig, alles halb so wild ;-). Es gibt nur sehr wenige Krankheiten, bei denen ein (vorübergehendes) Abstillen erforderlich ist. Im Gegenteil, in den meisten Fällen ist es sogar sehr sinnvoll, wenn die Mutter weiter stillt, denn durch die Muttermilch bekommt das Baby maßgeschneiderte Antikörper gegen die Erkrankung, unter der die Mutter leidet und wird so vor einer Ansteckung geschützt beziehungsweise, falls es sich doch anstecken sollte verläuft die Erkrankung in der Regel leichter. Wird das Stillen unterbrochen, kann das Kind unter Umständen sogar eher erkranken, da ihm die Antikörper aus der Muttermilch fehlen. Bei den meisten Infekten der Atemwege, Harnwege oder des Magen Darm Traktes kann deshalb ohne Unterbrechung weitergestillt werden. Insbesondere bei viralen Darminfekten sollte weiter gestillt werden, da in diesem Fall die Vorteile für das Kind besonders ausgeprägt sind. Auch Virusinfektionen wie Grippe und Erkältungskrankheiten sind kein Grund für eine Stillpause. Das Kind wird durch spezifische Antikörper geschützt und das Stillen erleichtert außerdem der Mutter die Versorgung des Kindes. Es ist ein sehr weit verbreiteter Irrtum, dass stillende Frauen nicht auf die "normale" Medizin zurückgreifen dürften. Es gibt in fast jeder Situation stillverträgliche Medikamente, auch Antibiotika. Bei Unklarheiten kann sich jeder Ärztin/Arzt im Institut für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin (Tel.: 030 30308111) erkundigen. Das Team um Dr. Schaefer hat einen speziellen Beratungsdienst für ÄrztInnen zu Medikamentenfragen usw. in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet. Zum Nasenspray zitiere ich dir aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer (das ist der Leiter der Embryotox), 7. Auflage 2006: Nasentropfen dürfen bei entsprechender Indikation grundsätzlich in der Stillzeit angewendet werden. Aus theoretischen Gründen sollte möglichst auf solche Zubereitungen verzichtet werden, die Chloramphenicol oder Streptomycin enthalten." Es wäre gut, wenn Du dir von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen würdest, wie das Handausstreichen funktioniert. Hier eine Beschreibung der "Marmet" Technik zum Ausstreichen von Milch: 1. Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger etwa 2,5 bis 3,8 cm hinter die Brustwarze legen. o Dieses Maß, das nicht notwendigerweise den äußeren Rand des Brustwarzenhofs markiert, kann als Richtlinie genommen werden. Die Größe des Brustwarzenhofs ist von Frau zu Frau unterschiedlich. o Der Daumen liegt oberhalb der Brustwarze und die Finger unterhalb der Brustwarze, so dass die Hand ein "C" bildet. o Darauf achten, dass die Finger über den Milchkammern liegen. o Die Brust nicht mit der ganzen Hand umfassen. 2. Waagerecht in Richtung Brustkorb drücken. o Die Finger nicht spreizen. o Mütter mit großen Brüsten sollten die Brust zuerst anheben, bevor sie in Richtung Brustkorb drücken. 3. Den Daumen und die Finger nach vorne rollen, als ob gleichzeitig Daumen und Fingerabdrücke gemacht werden wollen. o Die rollende Bewegung von Daumen und Fingern drückt die Milchkammern zusammen und entleert sie, ohne das empfindliche Brustgewebe zu verletzen. o Auf die Position der Fingernägel achten. 4. Die Bewegungen rhythmisch wiederholen, um die Milchkammern zu entleeren. Anlegen, Drücken, Rollen; Anlegen, Drücken, Rollen. 5. Den Daumen und die Finger um die Milchkammern herumwandern lassen, um auch die anderen Kammern zu entleeren. Die Mutter sollte an jeder Brust beide Hände benutzen, um mehr Milch in den Milchgängen zu erreichen. Abwechselndes Ausstreichen der Milch und Brustmassage, Streicheln und Schütteln stimuliert den Milchspendereflex der Mutter. Brustmassage, Streicheln und Schütteln Stimulieren des Milchspendereflexes Du solltest: Die Milch bildenden Zellen und Milchgänge massieren. o Es wird oben an der Brust begonnen. Fest gegen den Brustkorb drücken. Die Finger kreisförmig auf einer Stelle bewegen. o Nach einigen Sekunden wechseln die Finger zur nächsten Stelle der Brust. o Diese Massage erfolgt spiralförmig um die Brust in Richtung Brustwarzenhof. o Die Bewegung ist ähnlich wie bei einer Brustuntersuchung. Die Brust vom Brustansatz zur Brustwarze hin streicheln, mit leichten, dem Kitzeln ähnlichen Bewegungen. o Die streichelnde Bewegung wird vom Brustkorb zur Brustwarze um die ganze Brust weitergeführt. o Das trägt zur Entspannung und zur Anregung des Milchspendereflexes bei. Die Brust schütteln, während sie sich nach vorne beugt, so dass die Schwerkraft hilft, den Milchfluss anzuregen. Jede Technik zum Handausstreichen sollte zuallererst sanft sein, um das empfindliche Brustgewebe nicht zu verletzen. Aus diesem Grund sollten bestimmte Bewegungen vermieden werden: o das Quetschen der Brust, da es zu blauen Flecken führen kann. o an der Brustwarze und an der Brust zu ziehen, da dadurch Verletzungen des Gewebes entstehen können. o mit den Händen an der Brust abzugleiten, da dies Hautabschürfungen verursachen kann. Ich hoffe, diese Beschreibung und Erklärung hilft dir weiter, aber wie schon erwähnt, besser wäre es, wenn Du es dir zeigen lässt. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 16.03.2011



Antwort auf: krank und Stillen

noch ein Nachtrag, was ist wenn das die echte Grippe oder die Schweinegrippe ist, ich mache mir unendliche Sorgen.....das das Baby stirbt, wenn es so schlimm krank werden würde. Stimmt es denn auch, das nach dem 3. Monat das Kind nicht mehr so gut mit Antikörpern bzw. dem Nestschutz versorgt wird, das sagte mir eine Bekannte? Und ich kann leider heute auch nicht mit ihr an die Luft, weil ich so schlapp bin, darüber mache ich mir auch Vorwürfe, denn frische Luft wäre doch bestimmt sehr gut.... oje..

von Mädchen2010 am 16.03.2011, 17:52



Antwort auf: krank und Stillen

achso und ich habe gerade gelesen, das Penicillin in der Stillzeit okay ist, da bin ich aber sehr wahrscheinlich allergisch gegen, was soll ich denn dann machen? Liebe Grüße

von Mädchen2010 am 16.03.2011, 17:55



Antwort auf: krank und Stillen

Liebe Mädchen2010, schau mal: www.embryotox.de/aktuelles.html Influenza A/H1N1 (sog. Mexikogrippe oder "Schweinegrippe") (8. Oktober 2009) Die Influenza A/H1N1 wird durch einen neuen Influenzavirus bedingt, so dass bisher kaum gesicherte Erfahrungen und Erkenntnisse zum Verlauf der Erkrankung vorliegen und die Datenlage sich schnell ändern kann. Bisher wurden in Deutschland mehrere Tausend Erkrankungsfälle bestätigt, ohne dass sich ein besonders aggressiver Verlauf abzeichnete. Im Gegensatz dazu fordert die jährliche "normale" Grippewelle nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts im Durchschnitt bis zu 15.000 Todesfälle. Prophylaktisch werden derzeit vor allem hygienische Maßnahmen, wie ausreichendes Händewaschen und Kontaktvermeidung mit offensichtlich erkrankten Menschen empfohlen. Dies gilt selbstverständlich auch für Schwangere. Bei einer Infektion in der Schwangerschaft mit der "normalen" saisonalen Grippe (und analog vermutlich auch bei der Influenza A/H1N1) wird eine Schädigung des Feten durch den Virus nicht angenommen. Da lang anhaltendes hohes Fieber - über 24 h anhaltend und über 39 Grad - möglicherweise das Risiko für Entwicklungsstörungen beim Ungeborenen erhöhen kann, sollte entsprechend hohes Fieber z.B. mit Paracetamol gesenkt werden. Nach bisherigem Kenntnisstand ist das neue Influenzavirus A/H1N1 empfindlich gegen die antiviralen Medikamente Oseltamivir und Zanamivir. Die Erfahrungen zur Anwendung in der Schwangerschaft erlauben für beide Medikamente noch keine genaue Bewertung ihrer Sicherheit, daher ist ein unkritischer "prophylaktischer" Gebrauch nicht zu empfehlen. Bei tatsächlich vorliegender Behandlungsindikation erscheint jedoch die Anwendung von Oseltamivir oder Zanamivir in der Schwangerschaft akzeptabel. In der Stillzeit ist der Übergang von Oseltamivir in die Muttermilch nach bisherigen Erfahrungen sehr gering, zu Zanamivir liegen noch keine Daten vor. Eine Stillpause ist nicht erforderlich. Zur Impfung gibt es international derzeit unterschiedliche Standpunkte. Diese reichen von Empfehlungen zur allgemeinen Durchimpfung aller Schwangeren, auch im 1. Trimenon, bis zur eher vorsichtigen Empfehlung, nur solche mit chronischen Erkrankungen einzubeziehen. Die ständige Impfkommission in Deutschland empfiehlt eine Impfung im 2. und 3. Trimenon, bevorzugt mit einem Impfstoff ohne sogenanntes Adjuvanz. Für die neue Grippe sind in Deutschland allerdings zunächst Impfstoffe vorgesehen, die Adjuvanzien enthalten als Wirkverstärker. Zu diesen zählen MF59 in Focetria® von Novartis - auch im saisonalen Grippeimpfstoff in Fluad® seit 2000 enthalten - und das Adjuvanz AS03 in Pandemrix® von GSK. Die zur Wirkverstärkung zugefügten Adjuvanzien stehen bisher nicht im Verdacht, dem Ungeborenen zu schaden. Mit den Adjuvanzien-freien Impfstoffen hat man jedoch schon länger Erfahrungen gesammelt bei der saisonalen Influenza-Impfung. Bisher gibt es keine Impfung, bei der nach (versehentlicher) Anwendung in der Schwangerschaft ein teratogener Schaden beim Feten nachgewiesen wurde. Daher muss man sich bei keiner (versehentlich) erfolgten Impfung Sorge um die Schwangerschaft machen oder einen Schwangerschaftsabbruch oder weitergehende (invasive) Pränataldiagnostik in Erwägung ziehen. Während der Schwangerschaft erhält das Kind von seiner Mutter Antikörper gegen bestimmte Krankheiten. Auf diese Weise ist es in den ersten Monaten vor (vielen) Infektionen geschützt. Allerdings ist dieser Schutz nicht 100prozentig und das Kind ist auch nicht vor allen Krankheiten geschützt. Unter anderem hängt der Schutz auch davon ab, welche Krankheiten die Mutter selbst bereits gehabt hat. Wie lange der Nestschutz anhält, ist von Kind zu Kind, aber auch für jede Krankheit unterschiedlich. Über die Muttermilch erhält das Kind dann ebenfalls Antikörper, die es vor bestimmten Erkrankungen schützen. Allerdings kann die Mutter dem Kind nur Antikörper gegen die Krankheiten übermitteln, die sie selbst durchlebt hat oder gegen die sie geimpft wurde (hier gilt jedoch keine Pauschalaussage, manche Impfungen führen nicht dazu, dass die Mutter Antikörper weitergeben kann). Der Übertritt für die einzelnen Antikörper über das Stillen ist sehr unterschiedlich und keinesfalls wird dadurch eine Impfung ersetzt oder besteht eine Garantie, dass das Kind absolut vor einer Ansteckung geschützt ist. Kein Antikörperübertritt erfolgt für Lues, Scherichia Coli, einzelne Salmonellosen und Shigellosen, ein sehr geringer Antikörperübertritt ist für Hämophilus, Keuchhusten und Streptokokken zu erwarten. Ein guter Antikörperübertriit erfolgt für Diphterie, Tetanus, Salmonella H, Röteln, Mumps, Polio und Masern. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 16.03.2011