Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kleiner Breiverweigerer

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Kleiner Breiverweigerer

Mitglied inaktiv

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Hallo! Meine beiden Jungs sind 26 Monate und 8 Monate. Der Kleine wird noch ausschließlich gestillt, weil er partout nichts anderes will. Er ist über 70 cm groß und wiegt 8200 g. Außerdem sieht er recht kernig aus. Aber ich werde langsam von allen möglichen Leuten verrückt gemacht, die meinen, der Kleine müsse jetzt doch mal "was Festes" bekommen. Zugegeben: mal wieder nachts durchschlafen täte mir auch gut. :-) Wir haben schon verschiedene Sorten Brei ausprobiert. Der Kleine macht die Schnute nicht auf und wackelt mit dem Kopf, sobald er den Löffel sieht. Gerät doch mal etwas in seinen Mund, schüttelt er sich und verzieht das Gesicht. Flaschenmilch möchte ich nicht geben, denn Muttermilch habe ich genug. Soll ich einfach weiter stillen, bis mein Sohn Brötchen oder Kartoffeln vom Tisch mitisst? LG Telli


Biggi Welter

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Liebe Telli, selbst voll gestillte Einjährige sind nicht die ganz große Seltenheit und es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben. Ein Kind, das lange jegliche feste Nahrung verweigert, kann aber wohl kaum zum Essen gezwungen werden, denn: was macht ein Mensch, den man mit Gewalt dazu zwingen will, etwas zu tun? Er blockiert oder zerbricht. Beides ist nicht wünschenswert, schon gar nicht in der Eltern Kind Beziehung. Druck und Zwang sind nicht geeignet, um ein Kind zum Essen zu bringen. Im Gegenteil: je mehr Druck, je mehr Kampf es gibt, um so schwieriger wird die Situation und zum Schluss gibt es in diesem Kampf ums Essen nur Verlierer. Verweigert ein Kind deutlich länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, das sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Probieren Sie es einfach einmal aus. Bitte also weiterhin zum einen Geduld bewahren, dem Kind fingergerechte Nahrung und gemeinsames Essen am Familientisch und mit anderen Kindern (Nachahmungseffekt) anbieten und einmal von der Kinderärztin/arzt nachschauen lassen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, es hat gut getan, die Antwort auf meine Frage zu lesen. Sie bestätigt nämlich mein Bauchgefühl: Mein Sohn zeigt mir schon, was gut für ihn ist. Nie würde ich ihn zwingen, irgendetwas zu essen, was er nicht will. Auch meinen ersten Sohn habe ich über ein Jahr gestillt, nur eben nicht ausschließlich. Jetzt werde ich mal abwarten, was der Kleine sich als erstes vom Tisch greift und freiwillig ißt. Bis dahin sehe ich den weiteren nächtlichen Ruhestörungen gelassen entgegen. Das Stillen hat ja auch sowas Kuscheliges. :-) Dankeschön! Liebe Grüße! Telli


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