Novembermum
Hallo, Mein Kleiner ist jetzt zwei Wochen alt und irgendwie bin ich etwas ratlos wegen dem Stillen. Er kam drei Wochen zu früh, im Krankenhaus hatte er knapp 10% Gewicht verloren und war daher zu schwach um richtig an meiner Brust zu saugen. Also hatte ich bis jetzt noch keinen milcheinschuss. Meine Hebamme zu Hause war wirklich sehr dahinter, dass der Kleine das Brustanlegen nicht verliert und gleichzeitig zunimmt. Mit dem medela- Brusternährungsset habe ich ihn dann bis jetzt gefüttert, zusätzlich habe ich eine elektrische Pumpe und benutzte diese etwa 4-8 mal am Tag (beidseitig). Das Ergebnis ist jedoch ernüchternd - 5 ml pro Pumpen in beiden Brüsten zusammen. Vorgestern war ich mir dann sicher, dass das alles wohl nicht sein soll und ich entschloss mich auf normale Flaschenfütterung umzusteigen. Also habe ich ihn vorgestern lediglich zwei mal angelegt (als er quengelig war und da auch nur für paar Minuten bis er eben einschlief) und gar nicht mehr gepumpt. Gestern Mittag spürte ich plötzlich Hitze und Druck in meinen Brüsten. Ich schloss die Pumpe an und es flossen dicke Tropfen aus den Warzen - 50 ml (beidseitig) in 10 min. ich habe es dann im weiteren Verlauf so gehandhabt, dass ich den Kleinen jeweils 5 min an jeder Brust angelegt und erst danach per Flasche gefüttert habe. An der Pumpe war ich auch, jedoch kamen wieder nur 5- 8 ml raus. Massiere ich jedoch meine Brust oder drücke die Brustwarze nach innen, kommt Milch (auch nach dem Abpumpen noch). Was mach ich jetzt? Ich würde gern voll stillen, weiß aber nicht, ob das was kommt auch konstant und ausreichend ist. Ernähre ich meinen Sohn jetzt doch noch weiter mit dem Set, oder sollte ich einfach nur anlegen und warten ob er satt wird? Der Kleien hat mittlerweile 200g mehr Gewicht wie bei der Geburt - 3600g. Meine Hebamme habe ich persönlich nicht erreicht- sie hinterließ mir eine Nachricht auf dem AB und empfahl mir nach meinem Bauchgefühl zu handeln. Irgendwie würde ich aber gerade lieber auf eine "Standardlösung" zurückgreifen - was mach ich jetzt? Vor allem, wie mache ich es jetzt richtig? Können Sie mir einen Rat geben?
Kristina Wrede
Liebe Novembermum, das Schöne ist: Man kann ganz oft neu anfangen, wenn der Start nicht geklappt haben sollte. Wenn frau geduldig genug ist, ist meist auch noch eine Chance :-) Standardlösungen an sich gibt es nicht, es ist immer eine ganz individuelle Sache... Aber lass mich probieren, dir zu helfen. Zunächst einmal zum Pumpen: Wenn dabei nicht der Milchspendereflex ausgelöst wird, wird kaum was fließen, auch wenn theoretisch ganz viel Milch fließen könnte. Das lässt sich durch entspannte Gedanken und Atemübungen ganz gut beeinflussen - falls es überhaupt nötig ist. Ich glaube aber, dass du es vielleicht gar nicht brauchst. Möglicherweise hast du dir sehr viel Stress gemacht mit Pumpen usw. und durch die davon ausgeschütteten Hormone (z.B. Adrenalin) floss einfach nicht so viel Milch. Wenn du deinen Kleinen jetzt jedes Mal, wenn er Hungerzeichen zeigt, anlegst, also gut 8-12 Mal am Tag, und die Pumpe vergisst, dann dürfte er genug Milch bekommen. Du kannst während des Stillens die Brustkompression anwenden (s.u.), die dazu führt, dass ein Baby in gleicher Stillzeit mehr Milch bekommt. Und du kannst den Windeltest machen, der dir zeigt, ob dein Kind genug Milch bekommen hat. Du kannst entweder die einzelnen Windeln wiegen, oder besser noch die von 24 Stunden sammeln, wiegen, und das Gewicht mit der gleichen Anzahl trockener Windeln vergleichen. So erhalten wir über die Ausscheidungen grob Aufschluss darüber, wie viel dein Kind trinkt. Es sollten mindestens 250 und können bis zu 400 Gramm Gewichtsunterschied sein. Auch empfehle ich dir, eine Stillberaterin in eurer Umgebung zu finden, die dich punktgenau unterstützen kann, im Rahmen eines Stillgruppentreffens oder auch telefonisch. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
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