Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Keine Ahnung!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Keine Ahnung!

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, es gibt so viele unterschiedliche Meinungen und Ratschläge, so dass ich mir jetzt den ultimativen von Dir erhoffe. Ich beschreibe mal kurz meine Situation in Stichpunkten: Junge 9 Monate alt voll gestillt bis zum 5. Monat dann Einführung Beikost (Obstbrei) weiterhin voll gestillt. Die Einführung der Beikost klappte zunächst ganz gut, aber dann immer schlechter. Mein Kleiner hat anfangs 1 Gläschen verputzt, mittlerweile ein halbes bis ein Gläschen. Abends bekommt er Haferbrei mit Obstbrei gemischt. Davon isst er ca 8-10 Löffel; manchmal mehr, manchmal weniger. Zum Trinken bekommt er nur MuMi und das ist mein eigentliches "Problem". Andauernd lese ich, dass empfohlen wird, mit der Einführung der Beikost auch ein neues Getränk, also Wasser oder Tee einzuführen. Warum ist das so? Was steckt hinter dieser Empfehlung? Mein Kleiner trinkt nicht aus dem Becher und auch nicht aus der Flasche. Wenn er ein paar Schlucke Wasser oder Fencheltee getrunken hat, bricht er es später wieder aus. Er steckt sich regelrecht irgendein Spielzeug in den Hals um das Wasser oder den Tee wieder loszuwerden. Dadurch dass er es nicht versteht aus Becher oder Flasche zu trinken, schluckt er auch sehr viel Luft, bei den Kleinen Mengen die er trinkt und muss andauernd aufstoßen. So. Das dazu. Meine konkrete Frage wäre jetzt: Muss ich Wasser oder Tee zusätzlich geben? Und: Füttere ich zu wenig zu? Also sind zwei Mahlzeiten am Tag für ein 9 Monate altes Baby zu wenig? Muss dazu sagen, dass der Kleine mehr als prächtig gedeiht! Ich habe glaube ich Sahne statt Milch in der Brust. Er hat mit seinen 9 Monaten 11 Kilo. Achso, ich stille ihn ungefähr 9 mal am Tag! Bin gespannt auf deine Antwort und freue mich, dass ich deine Kompetenz in Anspruch nehmen darf! LG MT


Biggi Welter

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Liebe Mutter Teresa, Geduld heißt hier das Zauberwort :-). Lass dein Kind mit dem (leeren) Becher spielen, setze auf seinen Nachahmungstrieb und versuche es weiterhin nicht mit Druck. Dein Kind wird nicht verdursten, vor allem nicht, wenn es weiterhin nach Bedarf gestillt wird. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Kindes über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt es wird nach Bedarf gestillt. Wie viel Flüssigkeit ein Baby zusätzlich zur Beikost braucht, hängt davon ab, wie viel Beikost es isst, wie warm es ist, wie aktiv das Kind ist und einigem anderen mehr. Ein Kind, dass noch viel breiartige Kost isst, bekommt zudem über die Nahrung relativ viel Flüssigkeit. Biete deinem Kind zur Beikost immer Wasser an, dann hat es die Möglichkeit zu trinken, wenn es durstig ist. Wasser ist das optimale Getränk, sowohl für Kinder wie für Erwachsene, Saft oder Tee ist nicht notwendig. Solange der Urin des Babys hell, fast farblos aussieht und nicht unangenehm riecht, bekommt es in der Regel genügend Flüssigkeit. Dein Sohn kann langsam lernen, wie er aus einer Tasse oder einem Becher trinken kann und bei diesem Lernvorgang ist es ganz normal, dass eine Zeitlang der größte Teil am Kinn herunter läuft und irgendwo nur nicht im Magen landet. Manche Kinder trinken übrigens sehr gern und gut mit einem Strohhalm aus einem Becher (die dicken, biegsamen Halme eignen sich recht gut). Hab Geduld, dein Baby wird das Trinken schon lernen und akzeptieren und solltest Du tatsächlich (was ich nicht glaube) den Eindruck haben, dass die Trinkmenge deutlich zu gering ist und dein Kind dennoch nicht mehr trinken will, dann mach aus dem Gemüsebrei einfach Gemüsesuppe. Bei einem Kind in Alter deines Sohnes sollte auch der Begriff „BEI Kost“ wörtlich verstanden werden. Es handelt sich um Nahrung, die die Muttermilch ergänzt und nicht ersetzt. Während des gesamten ersten Lebensjahres sollte die Muttermilch das Hauptnahrungsmittel für das Baby sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Dr. Gonzales, ein spanischer Kinderarzt, hat im Sommer auf der Europakonferenz der La Leche Liga in Nottingham einen Vortrag mit dem Titel „Mein Kind will nicht essen“ gehalten. Dabei hat er eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ohnehin sind die Empfehlungen dazu, wie viel ein Baby benötigt meist zu hoch. Die Empfehlungen beruhen beispielsweise darauf, dass untersucht wird, welche Mengen gesunde, reif geborene Babys im Durchschnitt essen. Daraus werden Richtwerte berechnet, die sich immer an den Höchstmengen orientieren und zusätzlich noch Sicherheitszuschläge enthalten. Mach dich also nicht verrückt :-), es ist alles in Ordnung und dein Kind gedeiht ja auch wunderbar! LLLiebe Grüße und ein schönes Wochenende! Biggi


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