Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kein klares Hungersignal

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Kein klares Hungersignal

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo liebe Stillberaterinnen, meine Tochter, ab morgen 15 Wochen, gibt für meine Begriffe kein eindeutiges Signal, dass sie hungrig ist. Ich will eigentlich nach Bedarf stillen, schaue aber meistens auf die Uhr und stille meine Tochter nach 3-4h, da sie meistens kein deutliches Zeichen gibt. Manchmal schläft sie auch tagsüber und hält dann über 4h ohne Stillen aus. In den Nächten ist es dafür seit ein paar Tagen genau umgekehrt. Ich stille meine Tochter um 21.00h das letzte Mal, gegen 22.00 / 22.30h schläft sie ein und dann kommt sie im 3h Rhythmus und ich stille sie. Allerdings bin ich mir auch nicht sicher, ob es der Hunger ist, der sie wach macht, oder etwas anderes. Ich habe das Gefühl, dass sie "drückt", sei es Luft im Bauch oder Stuhlgang.....aber sie nimmt die Brust und trinkt. Kann es sein, dass sie am Abend zu wenig Milch bekommt und nicht satt geworden ist? Aber wie kommt es, dass sie tagsüber offensichtlich nicht das Problem hat, nach 2-3h wieder hungrig zu sein. Noch vor ein paar Wochen waren die Nächte anders, da kam sie in 10h ca 1x zum Stillen. Meine Tochter wiegt jetzt 5,1 kg (zur Geburt 2.750g) und hat in 18 Tagen 320 Gramm zugenommen. Die Zunahme scheint meiner Meinung nach zu passen. Meine konkreten Fragen: 1) Kann es sein, dass sich meine Tochter Abends nicht satt isst und daher momentan in der Nacht mehr Hunger hat? 2) Soll ich meine Tochter tagsüber wecken, wenn schon 4h zwischen den Stillmahlzeiten vergangen sind, oder soll ich sie weiter schlafen lassen? 3) An der Brust trinkt meine Tochter zur Zeit max 5 Minuten. Ist das normal? Danke für Ihre Hilfe, Gruß K.


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe K., alle Stillexperten sind sich schon seit sehr langer Zeit einig: bei einem gesunden, voll ausgetragenen und gut gedeihenden Baby ist Stillen nach Bedarf das Optimale. So wird sichergestellt, dass das Kind die Nahrung, die es braucht, immer dann bekommt wann es sie braucht. Eine Ausnahme stellen schlecht zunehmende Kinder oder kranke Kinder dar, da kann es sein, dass die Mutter regulierend eingreifen muss und das Baby eventuell zum Stillen wecken muss. Im Durchschnitt will ein kleines Baby wie Ihre Tochter in unregelmäßigen Abständen zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Solange das Kind gut gedeiht, können Sie es auch unbesorgt Ihrer Tochter überlassen, wie lange oder kurz sie an der Brust trinkt. Das Einzige, worauf Sie sich bei einem Baby verlassen können, ist, dass Sie sich auf nichts verlassen können. Der „Rhythmus" eines Baby ist ständigen Änderungen unterworfen und keineswegs eine feste Größe. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder sechs Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Sie können sicherlich versuchen, Ihr Kind auch tagsüber vermehrt anzulegen, wahrscheinlich wird es aber nicht unbedingt besser schlafen ;-). LLLiebe Grüße, Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.