Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Jetzt haben wir den Salat - Milchallergie

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Jetzt haben wir den Salat - Milchallergie

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Hallo, Entschuldigung, aber ich frage noch mal nach wegen der Sache mit der Milchallergie. Mittlerweile waren wir zum Gespräch beim Arzt in der Kinderklinik, da unser 5 Monate alter Sohn noch immer Blut im Stuhl hat. Der Allergietest im Blut war zwar negativ, aber der Arzt meinte, bei Säuglingen könnte man das im Blut ohnehin noch nicht feststellen. Letztlich wissen wir also nicht sicher und werden es wohl auch nicht rausfinden, ob tatsächlich eine Allergie vorliegt. Unser Baby sollte aber trotzdem kein Milcheiweiß bekommen, damit sich – falls eben doch vorhanden – die Allergie nicht endgültig „festsetzt“. Der Arzt schlug Ernährung mit diesem scheußlichen Aminosäurenzeug vor, aber das tue ich meinem Kind nicht an. Ich werde also auf jegliches Milcheiweiß verzichten, auch wenn das eine harte Nuss für mich ist, und dafür reines Calciumcarbonat einnehmen, damit ich weiter stillen kann. Jedoch möchte ich vor diesem Hintergrund nicht mehr ganz so lange voll stillen, sondern irgendwann mit dem Zufüttern von Gemüse etc. beginnen, was ab dem 6. Monat doch möglich sein müsste. Da unser Baby aber 15 Monate lang keine Milchprodukte bekommen soll, kann ich natürlich keine Milchbreie füttern und nur mit Wasser angerührt sind die Getreidebreie nicht ausreichend sättigend (lt. Arzt). Nun meine Frage bzw. Überlegung: Wenn ich nach drei bis vier Wochen milchfreie Ernährung anfangen würde, Milch abzupumpen und einzufrieren, könnte ich mir doch einen gewissen Vorrat an Muttermilch zulegen und damit später Brei zubereiten. Wäre das möglich und wie ginge das mit dem Abpumpen und Einfrieren (welche Milchpumpe, Haltbarkeit, geeignete Gefäße – gehen z. B. Eiswürfelbeutel - etc.)? Die Milchmenge würde sich doch anpassen, wenn ich zusätzlich zum Stillen abpumpe, oder? Eine letzte Frage: Bekommt das Kind genügend Calcium bei so einer Diät? Sorry für den langen Text, aber ich wäre für jede Hilfe dankbar. Herzlichen Gruß Tessa


Biggi Welter

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Liebe Tessa, wenn einer Frau geraten wird, auf Kuhmilch und Kuhmilchprodukte zu verzichten, dann sollte immer eine entsprechende Ernährungsberatung dazu gehören, um eben Mangelerscheinungen zu vermeiden. Milch ist in unserer Kultur ein wichtiges Nahrungsmittel und es einfach komplett wegzulassen ohne der Frau Alternativen anzubieten ist nicht gerade empfehlenswert. In der Stillzeit ist der Kalziumbedarf der Frau erhöht. Braucht eine nichtschwangere und nicht stillende Frau etwa 800 mg Kalzium pro Tag, so sind es bei einer stillenden Frau etwa 1200 mg pro Tag. Diese Differenz kann durch entsprechende ausgewählte Ernährung gedeckt werden, vorausgesetzt, die Frau weiß, was sie dabei essen sollte. Studien haben ergeben, dass eine Versorgung über das notwendige Maß hinaus keine positive Wirkung auf das Skelett der Frau haben. Es gibt eine ganze Menge an kalziumreichen Nahrungsmitteln, mit denen sich der Kalziumbedarf decken lässt und nicht nur Milch ist ein Kalziumlieferant. Eine Tasse (227 g) gekochter Chinakohl ist eine alternative Möglichkeit zur Kalziumversorgung und bietet 86 % des Kalziumgehaltes einer Tasse (240 ml) Milch. Eine halbe Tasse (113 g) Sesamkörner - die zu Backwaren und Pfannkuchenteig hinzugefügt oder über Salat oder Getreide gestreut werden können - enthält doppelt so viel Kalzium wie eine Tasse (240 ml) Milch. Weitere Kalziumlieferanten sind Melasse, mit Kalzium angereicherter Tofu, Spinat, Broccoli, Zwiebelkraut, Winterkohl, Leber, Mandeln und Paranüsse sowie Dosensardinen und Lachs (die allerdings beide mitsamt der weichen Gräten gegessen werden). Am besten wenden Sie sich wirklich an eine entsprechend ausgebildete Ernährungsberaterin und besprechen Ihren Speiseplan. Ihr Kind wird keinen Mangel bekommen, so lange es gestillt wird und braucht keine Kuhmilch. Wenn Sie mit der Beikost beginnen, können Sie mit Gemüse beginnen und später Getreidebreie (diese werden nicht mit Milch zubereitet!) verwenden. Wird ein Kind gestillt und ausreichend oft gestillt, braucht es keine andere Milch, auch keinen Milchbrei und das Problem mit der Kuhmilch (oder anderer Milch) vor dem ersten Geburtstag stellt sich erst gar nicht. Der Begriff BEI-Kost sollte wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt-Kost heißen. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Sicherlich können Sie auch zusätzlich abpumpen. Das Abpumpen oder Ausstreichen von Milch ist eine Sache, die gelernt und geübt werden muss. Und dann kommt es auch noch sehr auf die verwendete Pumpe an. Nicht jede Pumpe passt zu jeder Frau und manche Pumpen sind schlichtweg untauglich (z.B. Modelle mit einem Gummiball) Es gibt auch Frauen, die trotz reichlicher Milchproduktion keinen Tropfen Milch abpumpen können, diese Frauen kommen oft mit dem Handausstreichen besser zurecht.. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen - unterbrechen zum Massieren der Brust - 5 Minuten pumpen - massieren der Brust - 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Die besten Erfahrungen habe ich mit vollautomatischen, elektrischen Pumpen mit Doppelpumpset gemacht. Diese Pumpen sind von den Firmen Medela und Ameda erhältlich und können auch in Apotheken und Sanitätshäusern ausgeliehen werden. Auch Handpumpen der Firmen Ameda, Medela und Avent sind bei vielen Frauen sehr wirkungsvoll. DEN idealen Zeitpunkt für das Abpumpen für jede Frau gibt es nicht. Sie müssen einfach ausprobieren, wann es bei dir am besten geht. Manche Frauen pumpen unmittelbar nach dem Stillen noch etwas ab, andere etwa in der Mitte zwischen zwei Stillzeiten oder aber auch während des Stillens an der anderen Seite. Nach Möglichkeit sollten Sie keine zu großen Mengen auf einmal abpumpen, um nicht zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage einzugreifen. Mengen zwischen 30 und 50 ml zwei oder drei Mal täglich ergeben recht rasch einen stattlichen Vorrat. Muttermilch, die über einen Zeitraum von 24 Stunden abgepumpt wird, kann gesammelt und dann zusammen eingefroren werden, vorausgesetzt die einzelnen Portionen wurden bei Temperaturen zwischen 0 und 15 °C aufbewahrt. Bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch: Bei Raumtemperatur Reife Muttermilch • 24 Stunden bei 15 ° C (Hamosh 1996) • 10 Stunden bei 19 bis 22 ° C (Barger und Bull 1987) • 4 bis 6 Stunden bei 25 ° C (Hamosh 1996, Pittard 1985) Im Kühlschrank Reife Muttermilch • 8 Tage bei 0 bis 4 ° C (Pardou 1994) Im Tiefkühlgerät • 2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank • 3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird) • 6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant - 19 ° C. (Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997) Gefrorene Muttermilch ist schonend aufzutauen (keine Mikrowelle!!!). Entweder sehr langsam über 24 Stunden im Kühlschrank bei +4°C oder bei Raumtemperatur. Im Notfall kann die Milch auch schnell unter fließendem kaltem oder lauwarmen Wasser (max. 37°C) aufgetaut werden. Flaschenwärmer ist auch möglich, aber bitte das Wasser immer wechseln. Beim Füttern sollte die Milch etwa Körpertemperatur haben. Ist die Milch aufgetaut, muss sie sofort bis zum Verbrauch wieder in den Kühlschrank. Aufgetaute Muttermilch kann für 24 Stunden ungeöffnet bei +4°C aufbewahrt werden. Nach dem Öffnen des Gefäßes muss aufgetaute Muttermilch bei +4°C aufbewahrt und innerhalb von 12 Stunden verbraucht werden. Reste einer erwärmten Muttermilchmahlzeit müssen weggeworfen werden. Das war jetzt ein Schnellkurs über die Aufbewahrung und Behandlung von abgepumpter Muttermilch. Ich hoffe damit Ihre Fragen beantwortet zu haben, wenn noch etwas offen geblieben ist, dann melden Sie sich nochmals. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Denk' aber daran, das ist nur etwa 1/2 Jahr gefroren haltbar. Ich lichte auch schon meine Bestände. Anne


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Hallo Tessa, unser Sohn ist 9 Monate und ich ernähre ihn nach Rezepten einer Ernährungswissenschaftlerin ohne jegliches tierisches Eiweiß. (Soll man sowieso im ersten Jahr). Auch mein Kinderarzt hat bestätigt, dass das geht. Ich kann die Rezepte geben. Melde Dich. LG Heike


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