Ist es okay mein 11-monatiges Baby noch sehr viel zu stillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Ist es okay mein 11-monatiges Baby noch sehr viel zu stillen?

Hallo liebe Frau Welters, unser Sohn ist ein begeisterter Einschlafstiller. Auch wenn er kurz wach wird braucht er die Brust. Ich habe versucht, ihn halbwach abzudocken oder ihn teilweise nur mit Nähe und Summen im Bettchen zum weiter schlafen zu bringen. Ab und an hat das geklappt, selten, aber ich dachte wir sind auf einem guten Weg. Derzeit ist es aber so, dass er nachts sehr häufig aufwacht, immer sofort nach der Brust verlangt und bitterlich zu weinen anfängt, wenn ich erst anderweitig versuche ihn zu beruhigen. Auch lässt er sich oft lange nicht abdocken, würde am liebsten die halbe Nacht oder den ganzen Mittagsschlaf an der Brust hängen und wird ganz hektisch und sucht panisch, wenn ich diese wegziehe. Sodass ich sie ihm wieder gebe, aus Angst dass er sonst ganz aufwacht. Ich stille sehr gerne und möchte ihm das geben was er braucht. Allerdings ist das häufige nächtliche Aufwachen für uns alle sehr schlauchend und es wäre sehr schön, wenn er lernen würde ohne Stillen weiter zu schlafen. Hierzu habe ich einige Fragen: 1)Wie merke ich, wenn er kurz vor dem Einschlafen steht und ich ihn abdocken kann? (Die Augen fallen recht bald zu, aber da trinkt er noch fleißig...). Da ich selbst manchmal wegdöse verpasse ich den Punkt meist... 2)Macht es Sinn, aktuell daran zu "arbeiten" oder wäre es besser eine Phase abzuwarten, in der es ihm leichter fällt? Wird es diese Phase wieder geben oder wird es schwieriger, je länger er ans Einschlafstillen gewöhnt ist? 3)Kann es ohne großes Weinen funktionieren? Mein Mann ist der Ansicht, der Kleine müsse da durch, aber ich möchte es auf sanftem Wege schaffen. Zur Situation tagsüber habe ich auch noch Fragen. Hierzu muss gesagt werden, dass er von der Beikost wenig begeistert ist, oft quengelt oder weint beim Essen und allgemein sehr wenig isst. Manchmal ist er danach satt, manchmal möchte er aber auch noch Milch. 1)Blockiere ich mit dem vielen Stillen die Beikosteinführung? Sollte ich die nächtliche Situation lösen, damit er tagsüber mehr essen kann? 2)Was ist, wenn er zB eine Stunde bevor es Abendbrei gibt nochmals trinken möchte? Soll ich mich dann lieber schnell an den Herd stellen und das Abendessen vorziehen oder "darf" ich ihm die Brust geben? Wie schnell ist die Milch wieder verdaut? 3) Hemmt das Stillen nach einer Mahlzeit die Eisenaufnahme? Es tut mir leid, dass die Nachricht so lange wurde und ich so viele Fragen habe... ganz vielen lieben Dank im Voraus, ich bin sehr gespannt auf Ihre Antworten!

von Mama vom Lausemäuslein am 11.01.2022, 21:17



Antwort auf: Ist es okay mein 11-monatiges Baby noch sehr viel zu stillen?

Liebe Mama vom Lausemäuslein, KUHmilch kann die Eisenaufnahme eines Babys hemmen, wenn es jedoch gestillt wird, ist das kein Problem. Da brauchst du keine Sorge zu haben, dass Deine Milch die Eisenversorgung Deiner Maus behindern könnte. Während dem kompletten ersten Jahr ist Milch die Hauptnahrungsquelle und Du kannst absolut nach Bedarf stillen. Dein Kind muss noch gar nicht so viel Beikost essen und kann alleine entscheiden, wann es Hunger hat. So lange Dein Baby gut gedeiht, kannst Du wirklich absolut unbesorgt sein. Was das Einschlafen betrifft: Diese Reife haben Kinder in der Regel NICHT im ersten Lebensjahr. Und ja, es ist sehr anstrengend (vor allem, wenn die Kleinen nicht ganz nah bei uns sind, so dass wir nachts häufig richtig wachwerden und aufstehen müssen...) - aber wenn es für DICH so okay ist, dann lass Dich nicht verunsichern - Du machst nichts falsch! Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen. Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet. Schenke Deinem Baby die Geborgenheit, die es noch so braucht, diese Zeit jetzt wird Dein Baby sein ganzes Leben lang halten und der Grundstein für ein in sich ruhendes Wesen wird jetzt gelegt. Dein Baby fühlt sich sicher und geborgen an Deiner Brust und es lernt, dass es sicher ist bei Dir. Das hat nichts mit Verwöhnen oder Angewöhnen zu tun, Dein Baby wird mit jedem Tag reifer und wird lernen, alleine einschlafen zu können. Vielleicht möchtest Du ein Buch zum Thema lesen? Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder.“ Auch das Buch von William Sears, "Schlafen und Wachen", das es z.B. über La LecheLiga Deutschland zu kaufen gibt, kann hilfreich sein. Allein das Wissen kann eine Mutter schon beruhigen, und ihr den Stress nehmen, sie hätte ihrem Kind etwas Verkehrtes antrainiert. Herzlichen Gruß Biggi

von Biggi Welter am 11.01.2022