Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ist es normal das das Stillen unterwegs so schwirig ist?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Ist es normal das das Stillen unterwegs so schwirig ist?

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Hallo! Unser 7,5 Monate alter Sohn (noch voll gestillt) mag in letzter Zeit unterwegs nicht gestillt werden (auch in einer ruhigeren Umgebung - soweit es geht), z.B. heute bis zu 5-6 Std (ich musste zum Arzt, dauerte leider lange). Er hält durch, bis wir wieder zu Hause sind, d.h. er weint nicht und ist auch nicht besonders unruhig. Ist das in dem Alter "normal", weil alles so spannend ist und ist es ein Problem, wenn er gelegentlich so lange nichts zu sich nimmt? Zusätzlich haben sich die Stillabstände (Stillen nach Bedarf) in den letzten Tagen von durchschnittlich 1,5-2 Std auf gute 3 Std. verlängert. Ist es auch 'normal'? Und nun noch eine letzte Frage zur Beikost - wir probieren es mit Beikost seit ca. 2 Monaten, der Kleine mag aber nur etwas Joghurt, sonst nichts (macht den Mund nicht auf wenn es Gemüse, Obst ist, auch wenn total flüssig). Unser KA meinte, wenn ich ihn immer, wenn er den Löffel nicht nimmt, stille, wird er es nicht lernen und es wird auch schwieriger ihn später zu entwöhnen. Den Zeichen nach sollte unser Sohn schon für die Beikost bereit sein. Er entwickelt sich gut, obwohl er etwas weniger wiegt (7,3 kg). Was meint Ihr bitte zu der Meinung des KA? Vielen Dank!


Biggi Welter

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Liebe Lada, es kann gut sein, dass dein Sohn einfach alles so spannend findet und deshalb das Stillen vergisst. Auch die längeren Abstände können damit zusammen hängen. So lange dein Kleiner gut zunimmt, brauchst Du dir keine Sorgen zu machen und kannst seinen Rhythmus akzeptieren. In den ersten drei bis vier Monaten liegt die übliche Gewichtszunahme zwischen 113 und 227 Gramm pro Woche. Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Diese Angaben bedeuten aber nicht, dass jedes Kind kontinuierlich jede Woche diese Grammzahl zunehmen muss, sondern, dass im statistischen Mittel solche Werte erreicht werden. Nur wenn dein Kind nicht gedeiht, besteht Handlungsbedarf. Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". Ansonsten kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickelt und das Kind ist schnell so weit, dass es sich nur noch mit "Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit soviel Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es weiterhin auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wenn es dies gerne tut. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Sicher ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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