Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

ist das normal??

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: ist das normal??

Mitglied inaktiv

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Hallo...ich habe einen 14 Monate alten Sohn und er wird nachts manchmal fast stündlich wach und möchte gestillt werden. Am Tag klappt das Einschlafen auch ohne Mumi. Nachts schläft er allerdings grade mal 2 Stunden und quängelt, sodass ich ihn immer nur mit Stillen beruhigen konnte.(Er schläft bei uns im Elternbett). Mein Sohn hat auch noch nie länger als 3-4 Stunden geschlafen und nimmt keinen Schnuller und auch kein Fläschchen an. Ich wollte versuchen, nur noch einmal nachts zu stillen, aber er wird zu oft wach und steigert sich dann in seine Wut rein, wenn ich ihm nichts gebe. Ich wollte eigentlich gerne abstillen, bin aber verunsichert, ob er vielleicht wirklich hunger hat nachts oder ob er nur schrecklich verwöhnt ist. Er müßte doch die nacht ohne Essen auskommen.Man sagt doch, wenn man abstillt, ersetzt man die Stillmahlzeit aber gilt das auch für die Nacht? Und was soll ich machen, wenn er doch alles andere verweigert? Soll ich ihn echt weinen und verzweifeln lassen? Oder ist doch noch nicht der richtige Zeitpunkt zum Abstillen?


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Liebe Neno, wer ein 14 Monate altes Baby stillt bekommt oft zu hören: "Was, du stillst noch?" Und wenn man dann erzählt, dass das Kind nachts häufig aufwacht und trinken will, ist der nächste Kommentar: "Siehst du, das ist doch nicht normal. Du musst abstillen, dann hast du das Problem nicht". In Wirklichkeit ist es so, dass ein Menschlein mit 14 Monaten noch ganz ganz klein ist und Bedürfnisse hat, die es nicht steuern kann. Es ist NIE "zu verwöhnt", wenn es nachts aufwacht und trinken will. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25% ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Und auch eine Flasche oder ein Brei am Abend sind keine Garantie für lange Schlafphasen in der Nacht. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die eben noch nicht so weit sind - auch wenn die Umgebung meint, sie sollten es sein. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Außerdem ist das Stillen ja nicht nur reine Nahrungsaufnahme sondern viel mehr, so dass es sich keineswegs mit einer nächtlichen Flasche gleichsetzen lässt. WIchtig ist nur, was für Euch ok ist. Wenn du mit dem nächtlichen Stillen klarkommst (und ja, es IST unangenehm, wenn man als Mama nie durchschlafen kann...), dann mach einfach weiter wie gehabt und "schenke" ihm noch ein wenig Stillzeit. Für ihn sind 2 oder 3 Monate eine halbe Ewigkeit, für dich werden sie schnell vergangen sein. Und sie machen definitiv einen Unterschied! Herzlichen Gruß und: Nicht verzagen! Kristina


Mitglied inaktiv

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Dankeschön für den Zuspruch. Ich habe mir schon gedacht, dass die Antwort so ausfallen wird. Vielleicht muß ich wirklich noch ein wenig Geduld haben, obwohl mich schon alle fragen, warum ich mich so "tyrannisieren" lasse. (Den Ausdruck finde ich sehr unpassend,aber sowas bekomme ich zu hören) Ich bin aber auch etwas verunsichert, weil mein Sohn nicht nur trinkt, sondern ewig nuckelt an der Brust und mir das echt schon weh tut und es mir schon immer graut vor dem nächsten Mal Wachwerden. Gegen das nächtliche Stillen hab ich sonst nichts, wenn es nur 1-2 mal wäre, aber mir wird das zu viel, nicht weil ich nicht schlafen kann, sondern weil es unangenehm ist. Außerdem wollte ich noch etwas fragen. Wir wollten langsam das 2. Kind bekommen und ich habe Angst, dass ich nicht schwanger werden kann, wenn ich noch so viel stille oder sogar eine Fehlgeburt ausgelöst werden könnte, wenn ich doch schwanger werde, durch das Saugen.


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Liebe Neno, niemand kann vorhersagen, wie schnell Du nun ob mit oder ohne Abstillen wieder schwanger werden kannst. Sogar ohne Periodenblutung kann es zu einem Eisprung kommen und es gibt viele Frauen, die in der Stillzeit gleich beim ersten Eisprung, dem keine Blutung vorangegangen war, wieder schwanger geworden sind. Stillen hat eine empfängnisverhütende Wirkung und tatsächlich kann auch bei einem älteren Stillkind die Empfängnis erschwert und die Einnistung der Eizelle behindert sein. Aber eben "kann" und nicht "muss". Es gibt da übrigens eine interessante Theorie auch über die Reife des Kindes in Bezug auf Geschwister: so lange ein Kind noch so häufig an der Brust der Mutter trinkt, dass dadurch die Fruchtbarkeit der Mutter eingeschränkt wird, so lange ist es auch noch nicht reif genug, die Mutter mit einem weiteren Geschwisterkind zu teilen. Manche Menschen halten dies vielleicht weit hergeholt, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass da viel Wahres dran ist. Die Entscheidung, ob Du zugunsten einer erneuten Schwangerschaft bzw. um die Wahrscheinlichkeit einer neuen Schwangerschaft eventuell zu erhöhen, abstillen oder einfach der Natur ihren Lauf lassen und abwarten willst, kannst nur Du alleine treffen. Es gibt in jedem Fall unzählige Mütter, die in der Stillzeit schwanger wurden, weiter gestillt haben und anschließend (ohne Schaden für Mutter, neues Baby und älteres Stillkind) auch noch nach der Geburt tandemgestillt haben. Ich kann jedoch gut verstehen, dass Du deine biologische Uhr ticken hörst und gerne aktiv etwas tun möchtest, aber ein Patentrezept gibt es hier nicht. für deinen Sohn macht es keinen Unterschied, ob er Hunger hat oder "nur nuckeln" möchte. Beides sind für ihn existentielle Bedürfnisse, die gestillt werden müssen. Aber vielleicht kannst du mit ihm vereinbaren, dass sein Nuckeln begrenzt wird. Kleine Menschen verstehen schon viel mehr, als wir erahnen! Wenn du ihm erklärst, dass es für dich unangenehm ist, und du ihn nuckeln lässt, aber auch irgendwann Schluss sein muss (z.B. nach einem definierten Countdown, nach einem Lied, was du ihm dabei vorsingst etc.), und dich selbst auch an deine "Ansage" hältst, dann sollte dein Sohn das bald akzeptieren. Zum Üben eignen sich die Tagesstunden viel besser als die Nacht, weil Mutter und Kind dabei geduldiger sind, bzw. das Ablenken leichter fällt. Lieben Gruß, Kristina


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