Poan
Unser Sohn liebt ganz besonders die Brust... Er hängt sehr oft wirklich stundenlang dran. Gestern z.b. von 14 bis 00 Uhr, mit kurzer Schlafunterbrechung (30 min) in der Trage ( ich musste einkaufen) und als ich duschte und aß. Da brüllte er beim Papa. Es ist aber so, dass er dannauch an der Brust oft weint, die Brustwarze auslässt, hektisch herumzappelt mit aufgerissenen Mund, dann wieder ansaugt...so geht das eben stundenlang. Meist startet das am Abend. Schlafen will er auch nicht. Tagsüber schaffe ich es oft nur mir der Trage, abends durch dieses ander Brust hängen. Er erschrickt so oft, selbst wenn der Vater nur gähnt, dann ist der Kleine sofort munter und will saugen. Kann er nicht sofort saugen, brüllt er. Es klingt sehr nach Schmerzen. Anders als mit der Brust lässt er sich kaum beruhigen. Wenn diese Phase vorbei ist, klappt das Stillen recht gut. Er nimmt ausgezeichnet zu, wächst gut und ist auch sonst recht munter. Aber jeden Abend kippt die Stimmung und jeden dritten Tag (ungefähr ) beginnt das Spiel schon um einiges früher. Ich bin mittlerweile schon sehr erschöpft. Er ist immer bei mir, ich kann kaum essen, schlafe nicht mehr als 2 bis 3 Stunden, kann mich fast nicht mehr in Ruhe duschen ( klappt nur wenn Papa Glück hat). Ist das noch clustern??? Das geht jetzt fast 4 Wochen so. Oder kommt das von den 3 Monats Koliken? Oder sollte ich irgendwas anderes anschauen lassen?? Das Einzige was mir beim Stillen auffällt ist, dass er ein Bläschen an der Oberlippe hat. Aber er schluckt deutlich hörbar, ist ein recht hungriger kleiner Mann und spuckt viel. Nimmt aber stetig zu. Mittlerweile sind wir ratlos und traurig weil er so weinen muss und es für uns so aussieht als ob er starke Schmerzen hat.
Liebe Poan, das Nervensystem eines Babys ist ständigen Reizen ausgesetzt und während des Tages sind das viel mehr Reize als in der Nacht. So ist es nicht erstaunlich, dass sich bis zum späten Nachmittag oder frühen Abend einiges aufgestaut hat und das Kind dann "über" reizt ist und sich wieder abreagieren und beruhigen muss. Dazu kommt, dass auch die Mutter nach einem langen Tag ebenfalls mehr oder weniger stark belastet und gestresst ist und sich die Gefühle und Stimmung der Mutter auf das Kind übertragen. Babys in diesem Alter haben oft eine geradezu "klassische" Unruhephase am Abend. Diese unruhige Zeit ist so verbreitet, dass es im englischen Sprachraum sogar einen Ausdruck dafür gibt: Omastunde, d.h. dass jetzt eine liebevolle Großmutter gebraucht wird, die nichts Dringenderes vorhat, als das Baby zu wiegen und im Arm zu halten, bis seine Unruhe vorbei ist. So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer du wirst, umso aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr. Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer : ) oder aber es gibt eine Großmutter oder liebe Freundin mit ausgeruhten Nerven und viel liebevoller Geduld, die das Baby in den Arm nehmen kann während die Mutter einen Spaziergang für sich alleine machen kann, in Ruhe ein Entspannungsbad nimmt oder einmal für zwei Stunden ungestört schläft. Dieser Vorschlag mag für den Abend recht schwierig umzusetzen erscheinen, doch vielleicht kann dein Partner dir am Abend beistehen und euer Baby trösten und beruhigen und am Tag hilft dir unter Umständen doch ein anderer lieber Mensch, damit du die Chance bekommst, neue Kraft zu tanken. Sobald du erst mal wieder eine Verschnaufpause hattest, wird der Alltag oft sehr rasch wieder einfacher und die Baby Tage und Nächte können wieder ruhiger werden. Falls du bei all diesen Anforderungen, die dein Kind zur Zeit an dich stellt, noch zum Lesen kommst, möchte ich dir "Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears empfehlen. Die Lektüre dieses Buches wird aus deinem Kind nicht automatisch ein ruhigeres Baby machen, doch du findest Erklärungen und sicher den einen oder anderen Hinweis, wie euer Alltag wieder leichter werden kann. Zusätzlich kann ich dir nur wärmstens den Besuch einer Stillgruppe nahelegen. Im Austausch mit den anderen Müttern dort, wirst Du erleben, dass dein Kind nicht das einzige Baby auf der Welt ist, dass so viel Zuneigung und Kraft von seinen Eltern braucht und allein das Wissen "es geht nicht nur uns so" kann enorm viel helfen. Ich wünsche euch allen baldmöglichst ruhigere Tage und dir viel Kraft und Menschen, die bereit sind, dir jetzt mit praktischer Hilfe beizustehen. Liebe Grüße Biggi
Poan
Danke für die ausführliche Antwort! Es stimmt, auch ich werde immer nervöser. Mein Freund hilft mir, redet mit dem Kleinen und versucht ihn zu beruhigen durch Tragen und ruhige Spiele. Das endet fast immer in Gebrüll. In der Trage beruhigt er sich und schläft. Kaum sind wir zu Hause angekommen und ich lege ihn vorsichtig zu uns brüllt er los. Ruhe findet er irgendwann an meiner Brust. Jetzt zum Beispiel liegen wir seit 2 Stunden auf der Couch, er nuckelt, schläft 5 Minuten, schreckt hoch, nuckelt wieder usw. In der Wohnung ist es komplett ruhig. Wir haben nur etwas gespielt und geplaudert. Trotzdem zuckt er, atmet schneller, schreckt hoch. Selbst wenn ich gähne erschreckt er sich. Natürlich ist er sehr müde, weil er seit Tagen wenig schläft. Alles was bisher genutzt hat, hilft nicht mehr. Ständig weinen, nuckeln und getragen werden. Er tut mir sehr leid weil er sich so quält aber ich weiß mittlerweile nicht mehr weiter. Dabei war er ein guter Schläfer bis vor 2 Wochen. Selbst saugen nebenbei hat ihn nicht gestört. Stillgruppe schaffe ich nie weil er entweder vormittags schon brüllt oder Ständig an die Brust will. Ich liebe den Kleinen sehr aber es ist sehr zermürbend. Mein Freund muss ja auch arbeiten und das alleine sein ist schwer. Ich sitze dann in der Nacht auf der Couch mit dem Kleinen, der Partner schläft weil er um 5 zur Arbeit muss und heule regelmäßig. Zudem habe ich Angst, dass mir das Baby vor Müdigkeit einmal runterfällt. So entschuldigen Sie bitte, jetzt habe ich wirklich genug gejammert
Liebe Poan, wenn sich das Verhalten so schlagartig verändert, würde ich doch auch einmal zum Arzt gehen und Schmerzen ausschließen lassen. Ich wünsche dir so sehr, dass es euch allen bald besser geht! Biggi
zweizwerge
Huhu, Du kannst in der Stillgruppe ruhig stillen - wenn er dann an die Brust will, das ist ja sowieso das Verbindende :-). Bloß beim Weg ist das evtl. schwierig, aber vielleicht finden sich da auch Lösungen?. Was mir sonst noch aufgefallen ist: kann der Vater auch in der Trage tragen und das Kind schläft dabei ein? Oder Oma, Tante/Onkel, Freundin? Kannst du im Liegen stillen? Das ist abends/nachts für Dich evtl. entspannter. Dabei ist eine Matratze auf dem Boden toll, weil dann niemand herunterfallen kann - auch wenn das Kind irgendwann mobiler wird. Und es ist dann der Sinn der Sache, dass Du dabei auch einschläfst :-) Wir hatten damals unser Bett umgedreht, mit Beinen in die Luft und Federung und Matratze wieder drauf, damit der Weg von oben nach untern nicht so weit ist und das Bett nicht irgendwo anders zwischengelagert werden muss. Manche meinen ja, dass ein Besuch beim Ostheopathen oft Wunder wirkt. Ich habe damit keine Erfahrung, aber im Allgemeinen schadet es wahrscheinlich nicht. Alles Gute!
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